Neuer Intendant des Hessischen Rundfunks war schon zuvor gesetzt
Heinz Haber
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Keine Überraschung passierte am Freitag im Hessischen Rundfunk, als der Rundfunkrat den bisherigen Stellvertreter des frühzeitig aus dem Amt scheidenden Intendanten zum neuen Gesicht des Hessischen Rundfunks machte.
Am Freitag stimmten für den derzeitigen hr-Fernsehdirektor und stellvertretenden Intendanten 21 der 30 anwesenden Rundfunkratsmitglieder, bei neun Gegenstimmen und keinen Enthaltungen. Dabei gaben einige der Gegenstimmen schon im Vorfeld bekannt, sie hätten nichts gegen Manfred Krupp, sondern nur gegen die Art, von wem er mit welcher Geschwindigkeit vorgeschlagen wurde. Dazu noch mehr.
Manfred Krupp wird am 1. März sein neues Amt antreten und Nachfolger von Dr. Helmut Reitze, der im November 2015 seinen vorzeitigen Rücktritt bekannt gab. Die Amtsperiode wurde vom Rundfunkrat auf sechs Jahre festgelegt. Eigentlich beträgt sie fünf Jahre, aber Manfred Krupp stellte klar, daß er sich an die Altersgrenze 65 halten wolle, die in sechs Jahren eintritt, weshalb er nach fünf Jahren nicht mehr kandidiert hätte, so daß die Lösung sechs Jahre ideal schien.
Der Vorsitzende des Rundfunkrats, Jörn Dulige, gratulierte Krupp zur Wahl: „Es freut mich außerordentlich, dass sich mit Manfred Krupp eine Persönlichkeit für das Amt des Intendanten zur Wahl gestellt hat, die den hr wie kein zweiter kennt und ihm bereits seit vielen Jahrzehnten verbunden ist. Er steht für Kontinuität und kann den in den letzten Jahren erfolgreich eingeschlagenen Kurs fortführen.“ Dulige weiter: „Von dem zukünftigen Intendanten erwarten wir, dass er nicht nur ein überzeugter und überzeugender Vertreter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist, sondern auch unabhängig handelt und konstruktiv mit den Gremien zusammenarbeitet. Ich bin mir sicher, dass das mit Manfred Krupp gelingen wird.“
„Ich bedanke mich herzlich für das Vertrauen, das mir der Rundfunkrat entgegenbringt“, so der neu gewählte hr-Intendant Manfred Krupp. Krupp weiter: „Ich möchte die konsequente Ausrichtung unserer Programme auf Hessen fortführen. Hessen ist unsere Legitimation und Mittelpunkt unserer Berichterstattung, dies hat sich als die richtige Strategie erwiesen und wurde mit steigenden Marktanteilen belohnt.“
Zwei wichtige Herausforderungen warten im neuen Amt: „Mit Blick auf die angespannte Finanzlage ist es das oberste Gebot, den Hessischen Rundfunk weiterhin als eigenständige und unabhängige Landesrundfunkanstalt zu erhalten. Dafür werde ich mich gemeinsam mit den Gremien einsetzen“, erklärte Manfred Krupp. „Weiterhin wird es Aufgabe sein, die Rolle des hr in der aktuellen Diskussion zur Legitimation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als politisch und gesellschaftlich relevanten Faktor der Meinungsbildung zu stärken und weiter auszubauen“, so Krupp.
Zur Person:
Manfred Krupp ist seit 2005 Fernsehdirektor und seit 2010 stellvertretender Intendant des Hessischen Rundfunks. Er wurde 1956 in Troisdorf geboren und interessierte sich bereits zu seiner Schulzeit für den Journalismus, während der er als freier Mitarbeiter bei der Rhein-Zeitung in Neuwied arbeitete. Nach seinem Abitur und zwei Jahren bei der Bundeswehr studierte er Politik, Soziologie und Öffentliches Recht in Marburg und Gießen.
Anschließend begann er 1984 ein Volontariat beim Hessischen Rundfunk. 1986 wurde er Fernsehredakteur beim hr und übernahm die Redaktion und Moderation der Regionalnachrichten und anderer Diskussionssendungen und Beiträge. 1990 wurde Krupp landespolitischer Korrespondent und Leiter des hr-Fernsehstudios Wiesbaden, wo er das landespolitische Magazin leitete, moderierte und für Wahlsendungen und diverse aktuelle Beiträge zuständig war.
Danach übernahm er 1996 die Leitung der Abteilung „Hesseninformation“ und war verantwortlich für die Hessenschau, den hr-Videotext und die gesamte Wahlberichterstattung im Fernsehprogramm des hr. 1999 wurde Krupp dann stellvertretender Chefredakteur des Hessischen Rundfunks und Kommentator bei den Tagesthemen. Im April 2001 übernahm er das Amt des Chefredakteurs Fernsehen, bis er 2005 Fernsehdirektor wurde. Manfred Krupp lebt in Frankfurt, ist verheiratet und hat zwei Töchter.
Kommentar: Der Hessische Rundfunk kämpft mit vielen Problemen, die sich in geringen Zuschauer- und Zuhörerzahlen manifestieren. Andererseits haben die Hessen ein inniges Verhältnis zu 'ihrem' Hessischen Rundfunk. Manfred Krupp ist jemand, der sich in seiner über 30jährigen Arbeit im und für den Hessischen Rundfunk sehr wenig Feinde gemacht hat, was ungewöhnlich in diesem Metier ist. Daß ihn die hessische CDU als neuen Intendanten unmittelbar vorschlug, als der Rücktritt des zuvorigen bekannt wurde, ist für Manfred Krupp eher ein Hindernis gewesen. Erstens gab es früher heftige Kämpfe der hessischen Christdemokraten gegen den angeblichen 'Rotfunk', wo kritische Sendungen immer wieder im Rundfunkrat diskutiert wurden, was böses Blut schuf. Das ist länger her, aber an den Durchsetzungwillen des ehemaligen CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch und seine Taten, wie er im März 2010 den beliebten und angesehen Chefredakteur des ZDF, Nikolaus Brender aus dem Amt hievte, erinnern sich Medienleute noch heute mit Schaudern.
Wir wünschen dem neuen Intendanten ein glückliches Händchen und wissen, daß er in der Regel den Spielen der Eintracht im Stadion beiwohnt. Die braucht allerdings mehr als ein glückliches Händchen: sehr viele glückliche Fußballerbeine.
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Der Vorsitzende des Rundfunkrats Jörn Dulige (rechts) gratuliert dem neu gewählten Intendanten des Hessischen Rundfunks Manfred Krupp © hr/Ben Knabe