Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 11. Februar 2016, Teil 4

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Es war das erste Mal, daß ich ein Kino wegen eines Films vorzeitig verließ. Aus dem Film hinausgehen mußte, weil er mich derart anwiderte, daß ich mich ärgerte, überhaupt eine Stunde meiner Zeit, meines Lebens dafür verschwendet zu haben. Wenn man sich wenigstens aufregen könnte, aber es bleibt nur ein fader Geschmack, wie und mit was Hollywood Kasse machen will und sich für so einen Mist noch Schauspieler finden.

 

Berühmte Schauspieler und das ist der zweite Skandal. Robert de Niro, der diesen Großvater spielt, hat viel zu verlieren und hat schon verloren. Es ist nicht das erste Mal, daß er mit einer Rolle, wo er aus der Rolle fallen soll, seine filmische Vergangenheit beschädigt. Bei Zac Efron, der den Enkel gibt, ist es umgekehrt. Der steht am Anfang seiner Karriere, die gerade Schwung aufgenommen hatte. Hat er keine Berater, wenn er schon nicht selbst das Gespür dafür hat, sich von solchen Machwerken fern zu halten. Um was es geht? Um Angst vor Einsamkeit auf der Seite des Großvaters, der auf Teufel komm raus nicht gelebtes Leben nachholen will. Für den Enkel dreht sich alles um seine Angepaßtheit an die Normen einer modernen Mittelschicht, was Beruf und Privatleben angeht.

 

Das Langweilige ist dann noch, daß man von Anfang an weiß, wie die Geschichte ausgeht. So derb überzeichnet sind die Charaktere. Da ist also der Großvater, der am Vortag seine Ehefrau beerdigt hatte, mit der er gefühlte hundert Jahre nicht mehr geschlafen hatte. Immerhin waren es laut seiner historischen Forschung 14. Gleichzeitig ist das Ehepaar um diese Zeit immer nach Florida aufgebrochen, zum Spring Break, in die Sonne und zum sich Wohlgehen Lassen. Der Enkel hat ganz anderes zu tun. Der steht unmittelbar vor seiner Hochzeit mit einer perfekten jungen Dame aus gutem Haus, deren Vater einen Arbeitsplatz für den jungen Anwalt in seiner Kanzlei hat. Einen ganz tollen. Karriere und gutes Leben ist ihm garantiert.

 

Wir Zuschauer wissen von der ersten Sekunde an, wenn die Braut ihn telefonisch zu Rapport bestellt, was zu tun und zu lassen, zu entscheiden und zu verhindern ist, daß wir jetzt den Film über erleben werden, wie dieser mehr als harmlose, unsichere junge Mann sich diesem vorprogrammierten Ehejoch entziehen wird und damit auch einer beruflichen Lebensplanung, wo er das Ei im Nest war. Gähn, gähn. Das ist so schablonenhaft, daß man sich einfach wundert, für wie dumm Regisseur Dan Mazer die Leute eigentlich hält.

 

Der Großvater will nun am Tag nach der Beerdigung mit dem Enkel nach Florida fahren. Allerdings sagt er ihm das nicht offen, denn er weiß ja, was für den ansteht. Er braucht ihn als Fahrer dieses Autos, das als kleiner rosa Mini wohl auch besonders witzig sein soll. Und der Opa braucht den Enkel als Aufreißer für die Mädchen, die über ihn als Opa nur lachen würden, aber bei einem jungen hübschen Burschen Halt machen. Deshalb wird erst einmal Station in Sündenbabel gemacht. Aua. So was Peinliches, wie diese Sprüche des Großvaters. Das soll 'schmutzig' sein? Da drehen sich alle Josefine Mutzenbachers im Grabe herum. Diese Opasprüche sind nur widerwärtig, ordinär, so wie man sich die Theken in Malle in einer versoffenen Nacht vorstellt, wo ja ebenfalls eine Trinkergesellschaft sich mit Sprüchen vorgaukelt, sie hätten was in der Hose.

 

Die Zukunft dieses Opas sieht düster aus. Denn eher traut man ihm eine Windel infolge seiner Blase zu, als zündende Erotik. Nein, um die ging es ja nicht, es geht ja in seinem Sprachgebrauch nur darum, „abzuspritzen“. Da kommen die zwei jungen Damen mit einem Schwulen im Schlepptau gerade recht. Die eine tut lüstern, die andere politisch, auch hier eine derartige Überzeichnung,, daß eine die Leute einfach nicht interessieren. Und jetzt läuft das Programm ab, was sich diese Gesellschaft unter Amüsieren vorstellt. Saufen, den anderen beim Huren zusehen, unendliche Party feiern, daneben Gesellschaftsspiele in Form von Wettbewerben, natürlich auch Stoff, so man ihn findet und man findet ihn. Das Unglaublich ist nun, daß der Film so tut, als sei er lustig, als begehre er mit aufklärerischem Habitus gegen verkurstete Normen auf, als sei er anzüglich, als erlebten die beiden Männer etwas, was ihnen bisher fehlte, allen beiden, wo doch nur Schwachsinn zu hören und zu empfinden ist. Die Personen sind derartig grob gezeichnet, daß einfach das Interesse fehlte, ihnen weiter zuzuhören.

 

Und dann fand ich in einer Beurteilung des Films präzise ausgedrückt, was ich selber denke: „Die vulgäre Sexkomödie irritiert durch frauenfeindliche, rassistische, homophobe und geschmacklose Kalauer. Der dramaturgische Überbau um Lebenslügen und die Möglichkeit, sich mit seinem Dasein auszusöhnen, dient lediglich dazu, die Mischung aus Männlichkeitswahn und Sex-Besessenheit aufzuwerten.“ Das hat die Filmkommission gesagt und besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Wobei ein Aspekt hinzukommt. Eine Kollegin sagte mir, sie habe sich im Film fremdgeschämt. Denn auch denjenigen, die den Film zu Ende gesehen haben, hat er nicht gefallen.

 

Was bringt also einen Verleih dazu, einen solchen Film in Deutschland anzubieten. Weil Leute Zoten hören wollen und genau solche, die sich gegen die obengenannten Gruppen richten? Eigentlich glaube ich eher, daß die Namen Robert de Niro und Zac Efron und die Bezeichnung Hollywoodkomödie die zahlenden Kinobesucher verführen soll, in gutem Glauben einen lustigen Film anschauen zu können. Na dann, gute Nacht.

 

Daß der Verleih Constantin sich bei der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) beschwert hat, daß diese den Film erst ab 16 Jahren freigab, hat tatsächlich dazu geführt, daß in einer neuen Diskussion die Freigabe ab 12 Jahren erfolgte. Daraus kann man gut sehen, wo der Verleih seine Zielgruppe für solche Filme sieht: in unbedarften Jugendlichen, die das, was sie auf der Leinwand sehen, leicht verwechseln mit echten Tabubrüchen. Denn die im Film sind keine, das Opaverhalten ist nur widerlich und geschmacklos.

 

Sehr interessant übrigens in diesem Zusammenhang auf die Werte unserer Gesellschaft zu verweisen, die doch in der Frage der Islamabwehr hochgehalten werden. Wie steht es denn mit denen bei einem solchen Film? Alles Heuchelei und Geschäftemacherei. Einfach ein schlechter Film.