MITTENDRIN. Persönliches Tagebuch der BERLINALE 2016 vom 11. bis 21. Februar, Tag 3

Hanswerner Kruse 

 

Berlin (Weltexpresso) - Sanfte elektronische Musik, Sterne formen sich zu Bären, daraus entsteht ein großer Goldbär... Der in jedem Jahr leicht veränderte Vorspann für alle Berlinale-Filme löst wieder Glücksgefühle bei mir aus...

Ansonsten finde ich die Stadt kalt, die Leute grimmig, mir fehlen die lächelnden Menschen des Thai-Landes. Aber durch die Filme tauche ich in Träume und fremde Welten mit deutschen Untertiteln ein.

Neben zwei englischen Streifen sehe ich einen traurigen arabischen Liebesfilm („Hedi“). Es ist so wichtig, die Filme mit der Originalsprache zu erleben. Hedis Begegnung mit einer neuen Geliebten oder die Probleme mit der dominierenden Mutter sind bestimmt nicht genau aus dem Arabischen übersetzt. Aber die Wirkung des Films ist durch die originären Worte viel eindringlicher und berührender, als wenn die Protagonisten nun deutsch sprechen würden. Die Atmosphäre der Bilder und die Stimmung der Worte, ermöglichen ein „Verständnis“ des Films im Sinne von einfühlen und nachempfinden.

Die Festspiele präsentieren auch jeweils eine Filmreihe für Kinder und Jugendliche. Die Sektions-Chefin Maryanne Redpath sagte gestern in einem Interview mit der Berliner Zeitung, „wir wollen junge Menschen heranführen, Filme in Originalsprache, mit Originalton zu schauen.“ Für Kinder werden noch deutsche Übersetzungen eingesprochen, aber für Filme ab 12 Jahren gibt es deutsche Untertitel. „Das Publikum ab 14 Jahren hat sich daran gewöhnt“, so Redpath, „alles mit englischen Untertiteln zu sehen.“

Viele Kinobesucher lehnen Untertiteln auf der Leinwand ab, doch ich habe in vielen Jahren gelernt, dass Sprache und Schrift gut miteinander verschmelzen können. Wenn man sich denn darauf einlassen will, kann man es lernen die Schrift „verschwinden“ zu lassen...