Ein Beitrag zum medialen Jahrmarkt um den Hessischen Generalstaatsanwalt

 

Thomas Gehrke

 

Donauwörth (Weltexpresso) - Wer an der historischen Figur Fritz Bauer interessiert ist, dem begegnet gegenwärtig eine Informationsschwemme zu diesem Mann am medialen Jahrmarkt.

 

So tourt z.B. das Fritz-Bauer-Institut (FBI) mit seiner Ausstellung

Fritz Bauer der Staatsanwalt - NS-Verbrechen vor Gericht“ seit 2014 durch die deutschen Lande.

 

Zuerst in Frankfurt am Main, dann im Landtag in Erfurt und anschließend in den Landgerichten Heidelberg und Tübingen. Jetzt also in Laupheim, in der schwäbischen Provinz also.

 

Mittlerweile hat diese Ausstellung, wie es sich für ein anständiges Event gehört, auch seinen Preis, nämlich den German Design Award, bekommen.

Nun ja, das bleibt eben nicht aus.

 

Den Flyer zur Ausstellung hat die Stadt Laupheim herausgegeben. Es werden mehrere öffentliche Führungen und eine Führung für Lehrer*innen vom pädagogischen Leiter des Museums angeboten, dazu verschiedene Filmvorführungen. Natürlich sucht man hier vergeblich den als „Besonders Wertvoll“ eingestuften Film von Ilona Ziok „Fritz Bauer –

Tod auf Raten“.

 

Und es ist naheliegend, dass die vom FBI vorgegebenen Inhalte den staunenden Besuchern über den pädagogischen Leiter des Museums vermittelt werden.

 

Dazu nun ein paar Stichworte: „Der Jude ist schwul“, „Der Generalstaatsanwalt hat Landesverrat begangen“, und er hätte „seine Partei verraten um aus dem KZ entlassen zu werden.“ Und nebenher hat er auch noch „sein Judentum verraten“. Die Botschaft: Fritz Bauer war ein schwuler Mehrfachverräter. So wird ihm seine Menschenwürde auch jetzt noch, 47 Jahre nach seinem Tod, weggenommen. Das ist das eigentlich Perfide an der Strategie des FBI.

 

Und diese Aussagen auch noch in Spielfilmen über Fritz Bauer, die die Studios gerade in schneller Folge verlassen: das FBI hatte beraten.

 

Diese Aussagen in der Fritz-Bauer Biografie von Ronen Steinke: auch hier stand das FBI beratend zur Seite.

 

Über die gravierenden inhaltlichen Fehler und Mängel dieser Ausstellung haben sich viele Menschen die Finger wund geschrieben. Vergeblich?

Das wird sich zeigen....

 

Noch aber geht das FBI auf Tournee und demontiert mit öffentlichen Geldern unverdrossen die historische Figur Fritz Bauer.

 

Die Frage sei erlaubt, was im Stiftungsrat des FBI vorgeht.

 

Dass Fritz Bauer im Nachkriegsdeutschland wichtigste Prozesse initiiert hat, lässt sich nun mal nicht verheimlichen, das zeigt die Ausstellung auch.

 

Der Jurist Fritz Bauer sagte einmal: „ Viel, vielleicht alles hängt davon ab, dass es gelingt, in Wort, Schrift und Tat dem falschen Gehorsam ein Ende zu bereiten, der missverstandenen Loyalität, der politischen Abstinenz, dem Byzantismus, dem Untertanengeist, dem Hordentrieb und einer Staatsfrömmigkeit, die unsere Geschichte beherrscht haben.“

 

Fritz Bauer sagte weiter:“ Widerstand ist der Aufwand unseres Mitgefühls, das Kämpfen und – wie die Geschichte nur zu oft zeigte – auch ein Fallen für eine humanistische Welt.“

 

Und dann: am ... „Ethos des Pluralismus – daran seien Gesetze und Befehle zu messen, zu wägen, und,wenn es sein muss, zu leicht zu befinden.“

 

Ich kann mich nicht erinnern, dass diese Sätze Eingang gefunden hätten in den Katalog zur Ausstellung.

 

Und zu guter Letzt zur Berichterstattung über die Sonderausstellung im schwäbischen Lokal - Blättle am 29.01.2016. Da findet man Sätze wie:

...„wegen seiner Homosexualität von der Polizei observiert“....

Und weiter:“ Fritz Bauer starb 1968 in seiner Badewanne. Die Rechtsmedizin konstatierte einen Unglücksfall“.

Der Generalstaatsanwalt von Brandenburg Prof. Dr. Erardo Rautenberg hat sich dazu ausführlich geäußert. Beides wissen wir nicht!

 

Und noch ein Weiteres, Zitat: „ Für eine Aufarbeitung des Unrechts war in der jungen Bundesrepublik kein Platz. Geschmeidig gliederten sich ehemalige Nazis in die Gesellschaft ein und gelangten bis in hohe Ämter; moralische Haltungen, die NS-Verbrechen ermöglicht hatten, wirkten fort. Fritz Bauer, seit 1956 Generalstaatsanwalt in Hessen und nach eigenen Worten ein atheistischer Humanist, hat das ebenso wenig angefochten wie stetige Drohungen und Beschimpfungen“.

 

Das ist richtig falsch. Denn natürlich haben Bedrohungen, Beschimpfungen und das typische deutsche Unwesen Fritz Bauer bis ins Mark getroffen.

 

In seinen Briefen an Thomas Harlan „Von Gott und der Welt verlassen“ findet man dazu sehr Berührendes.

 

 

Info:

  • Von Gott und der Welt verlassen“, Fritz Bauers Briefe an Thomas Harlan, Hg. Werner Renz, Campus 2015

  • Fritz Bauer – Eine Biographie“, Irmtrud Wojak, Buxus-Stiftung 2015

  • Fritz Bauer – Tod auf Raten“ , ein Film von Ilona Ziok, 2010