Live-Übertragung der 88. Oscar®-Verleihung im Deutschen Filmmuseum am Sonntag, 28. Februar, ab 23 Uhr, Teil 3
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Zuallererst geht es nicht um die Oscars, sondern die Oscarnacht, die das Filmmuseum gutlaunig vorbereitete hatte und wo wirklich jeder etwas fand, wo er sich ab 23 Uhr auf die eigentliche Übertragung – auf großer Leinwand ätzende Pro Sieben Sprüche und Werbesendungen – vorbereiten konnte, einschließlich des Gewinnspiels, das große Oscar®-Tippspiel, wo man einen Lufthansa Flug für zwei Personen nach Los Angeles gewinnen konnte.
Dazu mußte man unter dem auf einem Blatt übersichtlich dargestellten Nominierten in den insgesamt 24 Kategorien möglichst viele von denen angekreuzt haben, die einen Oscar gewonnen haben. Wir sind erst einmal sicher, daß wir nicht dazugehören, denn wir lagen zwar bei den wichtigsten Kategorien nicht schlecht, aber das Problem ist ja die Masse der Preise, wo wir wenig dazu zu sagen haben wie BESTER TONSCHNITT oder BESTES MAKE-UP UND BESTE FRISUREN.
In diesem Jahr haben sich am Oscar®-Tippspielsehr sehr viele beteiligt. Dazu gab es für diejenigen, die mehr wissen wollten, eine Einführung und auch den eigenen Tipp des Vortragenden. Die Übertragung von Pro Sieben kann vollständig im Kino des Filmmuseums verfolgt werden. Aber, wenn der Rote Teppich dann die großen Stars einziehen sieht, dann wird auch im Foyer des Filmmuseums die lockere Reihe von Tischen beiseite geräumt und wirklich blitzschnell Stuhlreihen hingestellt, die zentral auf eine große Leinwand ausgerichtet sind. Daß man manchmal schlecht sieht, d.h. die Untertitel mit den Namen der Gezeigten, läßt sich wohl nicht vermeiden, heißt für uns aber, daß wir uns das nächste Mal ganz vorne plazieren.
Als es dann endlich losging, lagen drei Stunden und 37 Minuten vor einem. Und es ging erst einmal sehr lange um die Oscars für Disziplinen, wie Ton und vor allem die ausführliche Differenzierungen der Filme in Kurz, Animiert, dann die Kombination von Kurz und Animiert sowie Animationsfilme und Dokumentarfilme etc. , die wir unten aufführen, aber wenig dazu zu sagen haben.Dabei wurde Überraschungssieger MAD MAX: FURY ROAD, der sechs Oscars der insgesamt 24 abräumte – das ist immerhin ein Viertel, Details siehe unten.
Doch erst einmal zum Ablauf der Veranstaltung. Moderator war der junge und schwarze Chris Rock, dessen beliebte und höchst aktuelle Botschaft war, daß es doch schon zynisch sei, daß er diese Veranstaltung in Form bringen solle, wo im Filmgeschäft es doch nur um den Film der Weißhäute gehe. Daß das Auditorium die Selbstbeschimpfung mit großem Beifall quittierte, hat als Hintergrund, daß die Stimmabgeber, die über 5 500 Akademiemitglieder, nur z.T. anwesend waren, und die anwesenden Filmstars, die Produzenten, die Filmausstatter etc. politisch auf der Linken stehen, was immer die Gleichberechtigung von Menschen jeglicher Couleur und Herkunft miteinschließt. Von daher wurde heftig geklatscht. Daß dann diejenigen, die die Übergänge zwischen den Preisverleihungen herstellten, die Stars geleiteten oder die anwaltlich versiegelten Umschläge mit den Namen der Preisträger öffneten, überwiegend schwarze und braune Amerikaner waren, war dann schon peinlich, aber als Ausdruck des Eingeständnisses von Fehlern wohl richtig interpretiert. Der Schritt auf die Bühne als erster Schritt zu den Oscars für Schwarze in den nächsten Jahren?
Da wird sich sicher etwas ändern, denkt man nach dieser starken Nummer. Zwischengeschoben und die vielleicht theatralischste und emotional bewegendste – changierend eben zwischen Absicht und echtem Gefühl – die Darbietung der Lady Gaga am Klavier. Es ist ihr Song zu "The Hunting Grounds", wo sie von Vergewaltigung erzählt, ach was, klagt, der Film aber nicht unter den nominierten Dokumentarfilmen landete. Zur Musik ist noch zu sagen, daß mit Sam Smith wohl der erste sich offen zu seiner Homosexualität bekennende und so lebende Mann den Oscar für seinen
Bond-Song "Writing's on the Wall" erhielt. Und als am Ende der Public Enemys Song "Fight the Power" erklang, war der infolge seines Boykotts nicht anwesende Spike Lee, er hat ihn in "Do the Right Thing" verewigt.
Neben Spike Lee, der auf der Berlinale außerhalb des Wettbewerbs seinen Film CHI-RAQ mit großem Erfolg gezeigt hatte, bezog sich Moderator Chris Rock im besonderen auf den auseinanderdriftenden Filmgeschmack von Schwarz und Weiß. Er hatte nämlich viele Schwarze befragt nach Filmen, die in Los Angeles Preise erhielten, wie SPOTLIGHT und BRIDGE OF SPIES , die aber niemand der Interviewten kannte, geschweige denn gesehen hatte, im Gegensatz zum Film STRAIGHT OUTTA COMPTON, einer Filmbiografie über die Rapper und Hip-Hop Gruppen mit dem gleichnamigen Album. Das zeigt ja nicht nur, daß Schwarze in der bisherigen weißen Filmgeschichte nicht ausreichend gewürdigt wurden, sondern daß die gemeinsame Basis von Filmen als gesellschaftliches Fundament nicht vorhanden ist. Das ist erst ein Anfang, was sich in Hollywood derzeit tut.
Für Europa wichtig, in den USA nur so nebenbei wichtig, ist der Auslandsoscar, also der für den Besten fremdsprachlichen Film. Obwohl auch Mustang, dieser schöne und wichtige Film um die fünf türkischen Schwestern, die zur Zwangsehe abgerichtet werden sollen, oscarwürdig ist, finden wir die die Wahl von SAULS SOHN angemessen, denn es ist wirklich Filmkunst, wie hier die Einrichtung eines KZ im Film Leben erhält und dieses Leben uns vor Augen kommt.
Ein Wort auch zum ersten Oscar für Chile. Es ist die Bear-Story als Bester animierter Kurzfilm, also eine Bärengeschichte und die Chilenen sind sehr stolz darauf. Filmstarts.de hat dazu gleich den Film auf seine Seite geladen, wo er angeschaut werden kann.
Die Preise
Bestes Originaldrehbuch:
Bridge of Spies
Ex Machina
Inside Out
Spotlight
Straight Outta Compton
Bestes adaptiertes Drehbuch:
The Big Short
Brooklyn
Carol
The Martian
Room
Beste Nebendarstellerin:
Jennifer Jason Leigh, The Hateful Eight
Rooney Mara, Carol
Rachel McAdams, Spotlight
Alicia Vikander, The Danish Girl
Kate Winslet, Steve Jobs
Bestes Kostümdesign:
Carol
Cinderella
The Danish Girl
Mad Max: Fury Road
The Revenant
Bestes Produktionsdesign:
Bridge of Spies
The Danish Girl
Mad Max: Fury Road
The Martian
The Revenant
Bestes Makeup und Hairstyling:
Mad Max: Fury Road
The 100-Year-Old Man Who Climbed out the Window and Disappeared
The Revenant
Beste Kamera:
Carol
The Hateful Eight
Mad Max: Fury Road
The Revenant
Sicario
Bester Schnitt:
The Big Short
Mad Max: Fury Road
The Revenant
Spotlight
Star Wars: The Force Awakens
Bester Tonschnitt:
Mad Max: Fury Road
The Martian
The Revenant
Sicario
Star Wars: The Force Awakens
Bester Ton:
Bridge of Spies
Mad Max: Fury Road
The Martian
The Revenant
Star Wars: The Force Awakens
Beste visuelle Effekte:
Ex Machina
Mad Max: Fury Road
The Martian
The Revenant
Star Wars: The Force Awakens
Bester animierter Kurzfilm:
Bear Story
Prologue
Sanjay's Super Team
We Can't Live Without Cosmos
World of Tomorrow
Bester animierter Film:
Anomalisa
Boy and the World
Inside Out
Shaun the Sheep Movie
When Marnie Was There
Bester Nebendarsteller:
Christian Bale, The Big Short
Tom Hardy, The Revenant
Mark Ruffalo, Spotlight
Mark Rylance, Bridge of Spies
Sylvester Stallone, Creed
Bester Dokumentar-Kurzfilm:
Body Team 12
Chan, Beyond the Lines
Claude Lanzmann: Spectres of the Shoah
A Girl in the River: The Price of Forgiveness
Last Day of Freedom
Bester Dokumentarfilm
Amy
Cartel Land
The Look of Silence
What Happened, Miss Simone
Winter on Fire: Ukraine's Fight for Freedom
Bester Kurzfilm
Ave Maria
Day One
Everything Will Be Okay
Shok
Stutterer
Bester fremdsprachiger Film:
Embrace the Serpent, Kolumbien
Mustang, Frankreich
Son of Saul, Ungarn
Theeb, Jordanien
A War, Dänemark
Beste Filmmusik:
Bridge of Spies
Carol
The Hateful Eight
Sicario
Star Wars: The Force Awakens
Bester Filmsong:
"Earned It", Fifty Shades of Gray
"Manta Ray", Racing Extinction
"Simple Song #3", Youth
"Til It Happens To You", The Hunting Ground
"Writing's On The Wall", Spectre
Beste Regie:
Adam McKay, The Big Short
George Miller, Mad Max: Fury Road
Alejandro González Iñárritu, The Revenant
Lenny Abrahamson, Room
Tom McCarthy, Spotlight
Beste Hauptdarstellerin:
Cate Blanchett, Carol
Brie Larson, Room
Jennifer Lawrence, Joy
Charlotte Rampling, 45 Years
Saoirse Ronan, Brooklyn
Bester Hauptdarsteller:
Bryan Cranston, Trumbo
Matt Damon, The Martian
Leonardo DiCaprio, The Revenant
Michael Fassbender, Steve Jobs
Eddie Redmayne, The Danish Girl
Bester Film:
The Big Short
Bridge of Spies
Brooklyn
Mad Max: Fury Road
The Martian
The Revenant
Room
Spotlight
Foto: aus MAD MAX: FURY ROAD