Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 10. März 2016, Teil 9

 

Hanswerner Kruse

 

Berlin (Weltexpresso) - Kann der erste Spielfilm aus Fukushima, dem Ort der japanischen Atomkatastrophe von 2011, auch andere Leute als Öko-Aktivisten und AKW-Gegner ins Kino locken? Ja, er kann, das neue Werk von Doris Dörrie („Männer“) ist ein sehr poetischer und sogar humorvoller Film.

 

Marie, eine junge Deutsche, kommt als Clownin nach Japan, um mit einheimischen Clowns Überlebende der Katastrophe in den Notunterkünften am Rande der Sperrzone zum Lachen zu bringen. Aber bald merkt Marie (Rosalie Thomass), die sich fremd fühlt und Angst hat, „ich bin ein verwöhntes deutsches Mädchen“ !Sie besäuft sich mit einem alten Mann und will heimlich verschwinden. Doch die Überlebende Satomi (Kaori Momoi) bittet die Deutsche, sie in die Sperrzone zu fahren.

 

Dort will sie ihr zerstörtes Haus alleine wieder aufbauen. Dabei lässt sich die alte Geisha nur widerstrebend von Marie helfen, die einfach dableibt. Gerne schurigelt die Alte das junge Mädchen, etwa damit, wie man in Japan zu sitzen hat, damit die weibliche Schamgegend versteckt ist. „Sie sind elegant“, sagt Marie zu Satomi. „Du bist ein Elefant und viel zu groß für mein Haus“, antwortet die.

 

Wie selbstverständlich erscheinen des Nachts, in surreal wirkenden Szenen, Geister von Menschen, die in der Katastrophe starben. Irgendwann fordert Satomi: „Wir brauchen mal Urlaub von der Radioaktivität“ und besucht mit Marie ihre wenig begeisterte Tochter in einer fernen Stadt. Nachdem sie in die Zone zurückehren, gesellt sich eine junge Geisha-Schülerin zu ihnen...

 

Erzählt wird die Geschichte mit langen Einstellungen und melancholischer Musik, aber auch mit harten Schnitten und vielen Nahaufnahmen. Die Kamera zieht das Publikum in die schwarz-weiß gefilmte, fremdartige Landschaft und in das notdürftig wieder aufgebaute Haus hinein, ohne es dramatisch zu überwältigen. Statt eines mahnenden Katastrophenfilms hat Dörrie einen großartig gefilmten und trotz des düsteren Themas unerwartet heiteren und hoffnungsvollen Spielfilm gemacht, der immer wieder zwischen Realität und Traum changiert.

 

 

Info:

Grüße aus Fukushima“ D 2016, 108 Minuten

Regie Doris Dörrie mit Rosalie Thomass, Kaori Momoi u.a. Filmstart 10. März 2016

Foto Verleih