Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 10. März 2016, Teil 10
Hanswerner Kruse
Berlin (Weltexpresso) - „Die Heiterkeit des Films soll den Betroffenen, aber auch den Zuschauern, ein kleines bisschen Hoffnung machen. Für die harten Fakten gibt es ja die Dokumentationen“, meint die Filmemacherin im Gespräch.
Auf die Frage, warum sie diesen Film gemacht habe, erklärt sie: „Nach der Katastrophe bin ich nach Japan gefahren, um ein wenig Solidarität zu zeigen, denn alle Ausländer waren ja geflüchtet. Ich bin zu den Notunterkünften nahe der Sperrzone gefahren, das hat mich einfach umgehauen, das Ausmaß der Katastrophe selbst zu sehen. Das ist dann doch sehr anders als die Bilder in den Medien. Da habe ich dann angefangen zu überlegen, was ich in einem Film erzählen könnte. Ich habe viel mit den Menschen gesprochen, die waren so erfreut und dankbar, dass wir da waren. Sie haben ganz offen ihre Erlebnisse erzählt, die ich aufgegriffen habe, wie die Geschichte der alten, überlebenden Geisha. Natürlich gab es mein Drehbuch, das wir auch befolgt haben, aber viele Details sind erst beim Dreh dazu gekommen.“
Die Regisseurin hat nur mit einer kleinen Crew gearbeitet, und war dadurch sehr flexibel und beweglich. Zum ersten Mal hat sie in Schwarz-Weiß gedreht und war von der Wirkung selbst beeindruckt: „Schwarz-Weiß hat eine große Zeichenhaftigkeit und was sehr Klares, es war immer überraschend, wie die Dinge sofort in Wichtig und Unwichtig sortiert werden. Es schwindet die Banalität der Farbe, Gesichter bekommen eine ganz andere Ausdrucksstärke.“
Über die Geister sagt Dörrie: „Japan ist die einzige Industrienation, in der Geister eine große Rolle spielen, die beseelen die Natur, gerade im Norden. Wir haben lange gebraucht, um Statisten zu finden, die Geister spielen wollten, weil die Menschen vor den vielen, vielen Geistern, die durch die Katastrophe umgekommen sind, Angst haben. Viele der Umgekommenen sind unerlöst und irren als Geister umher, weil andere sie im Stich gelassen oder nicht auf sie gewartet haben. Deshalb haben auch viele Überlebende Schuldgefühle, das kommt ja im Film auch vor. “
Foto:
Doris Dörrie mit ihren beiden Hauptdarstellerinnen Rosalie Thomass und Kaori Momoi auf der Berlinale 2016
Info:
„Grüße aus Fukushima“ D 2016, 108 Minuten
Regie Doris Dörrie mit Rosalie Thomass, Kaori Momoi u.a. Filmstart 10. März 2016
Foto Verleih