Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 10. März 2016, Teil 11

 

Kirsten Liese

 

Berlin (Weltexpresso) - Ein Krieg ist vorbei, der nächste nur eine Frage der Zeit. Im Kosovo der 90er Jahre gibt es keine Zukunft, deshalb will Gezim (Astrit Kabashi) seine Heimat verlassen, illegal macht er sich auf den Weg nach Deutschland. Seinen zehnjährigen Sohn Nori (Val Maloku) nimmt er nicht mit, er soll beim patriarchalischen Onkel bleiben.

 

Der Junge aber will seinen Vater um nichts in der Welt verlieren, klammert sich an ihn, riskiert sogar sein Leben und wirft sich vor den Bus. Und als das alles nichts nützt, stiehlt er dem Onkel das für eine Hochzeit angesparte Geld und begibt sich allein auf eine gefährliche Reise, um seinen „Babai“ zu suchen.

 

Visar Morina, der selbst im Alter von 14 Jahren aus dem damaligen Jugoslawien nach Deutschland emigrierte, erzählt seine verstörende, bewegende Geschichte mit Bildern, die unweigerlich sehr aktuell anmuten. Menschenschmuggel, Hunger und die Balkanroute: Alles nimmt der Junge in Kauf, nur um zu seinem Vater zurückzufinden, der ihn nicht wollte und doch das Einzige ist, was er hat. Wenn es darum geht, über das Meer zu gelangen, kommen freilich skrupellose, brutale Schlepper ins Spiel. Nori erlebt eine gefährliche, dramatische Überfahrt, ein Kind, das einer der Männer aus dem Boot wirft, ertrinkt.

 

Doch ist „Babai“ nicht nur ein Flüchtlingsfilm. Ohne moralisch Position zu beziehen, wirft der Regisseur vielmehr auch Fragen nach familiären Beziehungen und der eigenen Verantwortung und Lebensgestaltung auf.

 

Realistisch und unsentimental zeigt er eine Welt, die so sehr von Bürgerkriegen, ethnischen Konflikten und schierer Armut geprägt ist, dass sich jegliche Mitmenschlichkeit verliert. Und doch ist niemand nur gut oder nur böse. In Gizems Härte gegen Nori drückt sich vielmehr seine Hilflosigkeit aus.

 

Für kurze Zeit gibt sich die Geschichte sogar hoffnungsvoll, als Vater und Sohn sich abenteuerreich wiederfinden. Gemeinsam, wenn auch gegen Widerstände schaffen sie es in ein deutsches Flüchtlingsheim. Mit Stacheldraht umzäunt und voll gepfercht mit Menschen, erweist es sich allerdings als ein ebenso trostloser Ort wie ihre Heimat.