Von Lida Bach

 

„Was bist du denn für´n Spanner?“ Der Spanner ist Daniel, bester und längster Freund Sebastians (Marian Kindermann) und auserkorener Kameramann zu dessen Hochzeit. Für die Ehre, das Titelwerk fabrizieren zu dürfen, bedankt sich der schüchterne Amateurfilmer (Martin Aselmann) in der Anfangseinstellung persönlich. Daniels Digitalkameraperspektive soll Originalität suggerieren, doch die Wahrheit ist, dass die Ehre einem anderen: Sönke Wortmann, der sich mit der „längst überfälligen Antwort auf Hangover und Brautalarm“ als Regisseur im Kino zurückmeldet. Die grausame Wahrheit ist, dass die Ehre keine ist. Im Gegenteil. 

 

„Das wird doch noch nachbearbeitet, oder?“, hofft Sebastians Vater (Michael Abendroth). Nein, wird es nicht. Zumindest nicht von Wortmann, für den „Das Hochzeitsvideo“ die optimale Möglichkeit ist, mit schauspielerischem, kameratechnischem und erzählerischem Minimalaufwand ein Maximum an Innovation vorzugaukeln. Die angestrebte Optik eines Heimvideos handhabt Wortmann so achtlos, dass er sie mit im Rahmen der Handlung unmöglichen Wechseln von Fokus und Einstellung unterwandert. Was sich als filmisches Konzept ausgibt, ist ein kommerzielles. Mit rabiatem Schnitt, flachen Dialogen und blamablen Rohrrpierern gaukelt es doppelbödige Satire vor, wo in simpelster Manier jedes noch so abgedroschene Klischee aus Hochzeitskomödien und Buddy-Movies aufgeführt wird. Ist die Authentizität der Heim-Scheindokumentation stümperhaft, wirkt das Stümperhafte authentisch.

 

Zweifel an den emotionalen und alkoholischen Eskapaden artikulieren auch die Protagonisten: „Gut so?“ Nö. Als berechtigt erweisen sich nicht nur die frühen Bedenken der reservierten Eltern des Adelsspross Sebastian angesichts der Qualität von Daniels Videoaufnahmen, sondern auch die gegenüber dem bürgerlich-alternativen Hintergrunds seiner Braut Pia (Lisa Bitter). „Du musst das löschen, was du gefilmt hast.“, bittet sie Daniel. „Versprichst du mir das?“ Ob er es versprochen hat, dokumentiert die ungeschnittene Fassung eines kompletten Heimvideoabends nicht. Falls ja hat er es nicht gehalten. „Du kapierst nicht mal, wie du dich lächerlich machst.“, beschwert sich Pias Mutter (Susanne Tremper) bei ihrem auf der Gitarre Ständchen bringenden Ex-Mann (Matthias Brenner). Gleiches gilt für den Rest des Figurenensembles, das noch unsympathischer ist als der abfällige Humor der Rüpel-Romanze.

 

Auch auf fiktionaler Ebene ist die buchstäblich dümmer als die Polizei erlaubt. Mit der Aufforderung zweier Ordnungshüter an Daniel gesprochen: „Machen Sie die Kamera aus! Die Kamera aus!! Kamera aus!!!“



Oneline: „Von außen sieht das bestimmt total blöd aus.“ - „Nicht nur von außen.“