Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. März 2016, Teil6
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Stellen Sie sich die Überlegungen in Hollywood vor. Wie wäre es, wenn man die aus Comicserien geborenen einzelnen Superhelden, die durchaus ihre jeweils eigene Anhängerschaft haben, in einem Film vereinigt, in den dann alle diejenigen Enthusiasten gehen, deren Herz für einen speziell schlägt. Oder noch besser, eine ganze Serie daraus machen und mit den wichtigsten Heroen anfangen.
Das sind in erster Linie der von der Sonne geliebte Superman (Henry Cavill) und dann der nachtdunkle Batman (Ben Affleck), der heute filmisch stärker im Bewußtsein ruht. Das liegt an den vielen Filmen über diesen Bruce Wayne, von denen die letzten zwangsläufig in der Besetzung mit Christian Bale in Erinnerung sind. Und mit Batman beginnt der Film, der dramatisch den Mord an den Eltern in Szene setzt, plakativ und in der Art des Film noir, wenn der Mörder erst den Vater umlegt, sich dann seine Pistole in der Perlenkette der Mutter verfängt – der Lauf ist auf uns Zuschauer gerichtet -und mit dem Schuß nicht nur ihr Leben beendet, sondern die Perlenkette aufreißt und sich die Perlen über die gesamte Leinwand ergießen, das vielleicht ästhetisch schönste Bild im Film, in dem es hauptsächlich um Zerstörung geht. Meine Güte, was wird da alles zusammengeballert. Aber erst einmal der Reihe nach.
Die Geschichte von Bruce Wayne, den der Mörder leben läßt, was ihn sein Leben lang als hochtechnisierte Fledermaus zur nächtlichen Rache zwingt, ist der Ausgangspunkt, zu der sich die von Superman gesellt, der ebenfalls schon häufig zu neuem Leinwandleben rückgeführt wurde und der seinen Gegner Lex Luthor (Jesse Eisenberg) gleich mitbringt, der hier Supermans Adoptivmutter Martha Kent (Diane Lane) entführt hat und dies allein zum Zweck, Superman gegen seinen persönlichen Feind Bruce Wayne antreten zu lassen. Also nur wenn Superman gegen Batman kämpft und siegt, überlebt die Adoptivmutter. So schlicht ist der Ausgangspunkt, wenn man einen Kampf der beiden Helden in ihren sonst je eigenen Imperien in Gang setzen will. Frauen rauben, noch besser Mütter rauben, denn da trifft dieser Luther beim Waisen Batman dann noch einmal einen wunden Punkt. Ach ja, die Mütter. Aber Superman bringt ja auch Wonder Woman (Gal Gadot) mit im Gepäck und da auf einmal ist man sich sicher, was die nächsten Filme noch alles an Zusammenballung von Außerordentlichem, nämlich Wunderwesen in Menschengestalt bringen können. X-Men ist dabei nicht die machtvollste Variante.
Aber bevor das Reich der Superwesen ausgebaut wird, doch zurück zu diesem Film, der vielleicht für Superspezialisten ein Genuß ist, wenn sie in einem Film als Genuß definieren, wenn sie die vielen Anspielungen, die Regisseur Zack Snyder so nebenbei anbringt, so daß es besonders auffällt, erkennen und goutieren und sich dazugehörig fühlen zu diesem Reich. Wir fanden das immer alberner, wenn mit bedeutungsvoller Miene, was hier heißt, bräsig lächelnd, Luthor seine Codes rausläßt. Nein, in keiner Sekunde ist hier wirklich was los auf der Leinwand, nur viel Aktion, zu viel Aktion, wenn die tödlichen Superwaffen die Städte zerstören und die Menschen töten. Wozu? Und vor allem, wer baut das alles wieder auf, denn in den Folgeszenen ist die Welt ja wieder mit ordentlichen Gebäuden und Städten bestückt. Irgendwie alles sehr durchsichtig.
Da hält man sich doch lieber an den Butler. Das ist Alfred (Jeremy Irons) als Erzieher und Manager sowie technischer Direktor des Unternehmens Batman, der zu Hause die Fäden spinnt, in denen Batman seine Gegner fängt. Was ist man froh, sobald das Menschengesicht Irons auftaucht, denn da fühlt man sich zu Hause – und auch sicher. Gut macht der das, was man von Wonder Woman nicht behaupten kann, denn die wird unter ihrer Würde hier einfach verbraten, als hätte sie nicht ihre eigene Aura und ihre eigene Geschichte zu liefern. Eindeutig ein Drehbuchversagen. Das läßt Schlimmes ahnen, wenn es um die Weiterführung solcher Filme geht, was sicherlich auch abhängt davon, ob sich die finanziellen Erwartungen erfüllen, denn man spricht von einer Milliarde an Einspielergebnissen als Zielsetzung. Längst verdient Hollywood sein Geld nicht mehr an den amerikanischen Kinokassen. Es sind die der ganzen Welt.
Im übrigen, wem das Zusammenschießen, Explodieren, Auseinanderwirbeln von Menschen und Gebäuden Spaß macht, der brauchte sich nur die am Tage der Pressevorführung frisch aus Brüssel gelieferten Attentatsbilder anschauen. Wenn solche Ereignisse wie Leben und Fiktion auf einen Tag fallen, fragt man sich, ob solche Fiktionen auf der Leinwand nötig sind. Ach, weil das Gute siegt? Wo? Ach so, im Kino. Bald nur noch im Kino?