ZDF-Dreiteiler KU'- DAMM 56 wird zum Publikumsmagnet, Teil 3

 

Elke Eich

 

Berlin (Weltexpresso) - Machen wir uns auch bewusst, wie ungerecht die rechtliche Lage von Frauen und gesellschaftlichen Minderheiten, wie z.B. den Homosexuellen, in den 50er Jahren war,sehen wir viele Aspekte des über alle Maße strengen Umgangs einer Mutter wie Caterina mit ihren Töchtern in einem anderen Licht. Ein „gefallenes Mädchen“, das aus der Rolle fiel, hatte keine Chance in dieser Welt.

 

Die Abhängigkeit von einer legalisierten Beziehung und der Versorgung durch einen Ehemann war gegeben, und die Sehnsucht bzw. das Bedürfnis nach Sicherheit nach den Jahren des Krieges enorm.



Gleichberechtigungsgesetzes und der Kuppelparagraph § 18

Erst im Juli 1958 wurde die Gleichberechtigung der Frau gesetzlich verankert, was ihr auch ermöglichte, ihre Geldangelegenheit selbst zu verwalten, bis dahin mussten Frauen um Haushalts- und Taschengeld betteln. Doch auch nachdem das Gleichberechtigungsgesetz durch war, das endlich allerlei Entscheidungsfreiheiten – auch die, den Führerschein zu machen - zuließ und Verwaltung des eigenen Geldes und einen Teil des Familieneinkommens zusicherte, unterwarfen sich weiterhin viele Frauen dem Allmachtsanspruch ihrer Männer. Ein vorherrschender Wertekodex ändert sich ja nicht über Nacht.

Bis 1969 noch gab es den sogenannten „Kuppelparagraphen“, mit dem ein sexuelles Zusammensein von Mann und Frau außerhalb der Ehe erschwert werden sollte: Die Vermietung von Wohnraum oder Hotelzimmern an unverheiratete Paare stand unter Strafe,
wie der Info-Kasten erläutert. Gehen wir heute wie selbstverständlich von Freiheiten und Toleranz aus, auch gerade was den Status von Homosexuellen betrifft, so erhellt die Erinnerung an den § 175, der erst 1974 aufgehoben wurde, die Situation, in der sich ein Mann wie Wolfgang von Boost damals befand, der gar keine andre Wahl hatte, als sich zu verheiraten. Leidende Ehefrauen waren da Kollateralschäden, oder es fanden sich eben Frauen, die sich bewusst auf eine platonische Ehe einließen, um durch eine Ehe wenigstens gesellschaftlich anerkannt zu sein.

Bereits mit “Unsere Mütter, unsere Väter” und “Weissensee” hat Annette Hess bewiesen, dass sie das Lebensgefühl und die gesellschaftlichen Verhältnisse in anderen Zeiträume unserer jüngeren Geschichte lebendig zu erzählen weiß. Hier bei “Ku’damm 56” spiegelt sich alles Gesellschaftliche im Privaten.

Die 50er Jahre waren die Zeit großen gesellschaftlichen Umbruchs, was gerade in Berlin durch die Trennung der Stadt in Ost- und Westteil gut zu erzählen und prägnant zu zeigen ist. Die Kostümbildnerin Maria Schicker erzählt vom damaligen „gewaltigen Ru?ckschritt ins Konservative. Die Frauen spielten eine demu?tige und strenge Rolle in der Familie, es gab keine Freiräume und "Charakter" war unerwu?nscht.” und spiegelt sich wider “in der engen und strengen Kleidung”. Dabei waren die Stoffe damals “oft leuchtender und fester“.

Um den eng miteinander befreundeten jungen Schauspielerinnen, die die Rollen der drei Schöllack-Töchter übernommen haben, das richtige Lebensgefühl-Korsett der 50iger zu vermitteln, verpasste Maria Schicker ihnen auch die Unterwäsche der damaligen Zeit: “kein Stretch, kein Komfort, es ist Baumwolle und Gummi und es ist beengend – und genau das ist das richtige Gefu?hl.“ Sie sollten die Enge unter den schönen Kleidern fühlen.


Die Explosion aus dieser Enge war dann, so Schick, „der Rock 'n' Roll – Sexy, frech, laut und coole Halbstarke: Die Petticoats farbig, flache Turnschuhe und Söckchen und wer keine Stru?mpfe hatte, nahm den Augenbrauenstift, um eine "Naht" aufzumalen…” Der Rock ’n’ Roll, dem eine sozusagen ebenbürtige Hauptrolle in „Ku’damm 56“ zugestanden wurde, begeistert damals wie heute die Menschen. Und deshalb bietet das ZDF auch online einen „Rock ’n’ Roll“-Tanzkurs an!

Auch der aufrechte Gang mit schweren Büchern auf dem Kopf wurde geübt von den Schauspielerinnen, um in die richtige Attitüde der damals geforderten Körperhaltung zu kommen. Und da wären wir doch fast schon bei Heidi Klump und ihren Mädels, die bei „Germany’s Next Topmodel“ um die Wette miteinander kämpfen, wer die Perfekteste im ganzen Land ist.

 

 

Die gesetzlichen Grundlagen

 

Das soziale Klima spiegelt sich auch in der gesetzlichen Grundlage wieder.
Vieles, was heute für uns selbstverständlich, steckte in den 50er Jahren noch in
Hier ein historischer Rückblick in das Deutschland der 50er Jahre

(ein Auszug, zusammengestellt von Özge Cevik¨- ZDF-Redaktion ”Zeitgeschichte”)


Gleichberechtigungsgesetz

Es trat am 1. Juli 1958 in Kraft und verbesserte die rechtliche Lage der Frauen.
Aber die traditionelle Rollenverteilung war damit noch nicht abgeschafft.

Fu?hrerschein fu?r Frauen

Bis zur Einfu?hrung des Gleichberechtigungsgesetzes war es Frauen nicht gestattet¨ ohne die Erlaubnis ihres Mannes den Fu?hrerschein zu machen. Erst dann durften sie wählen, ob sie Beifahrerin oder Fahrerin sein wollten.

Geldangelegenheiten

Mit Einfu?hrung des Gleichberechtigungsgesetzes konnten Frauen ihr Vermögen in der Ehe selbst verwalten und es stand ihnen die Hälfte des in der Ehe erwirtschafteten Gewinns zu.

§ 175

Im Jahr 1959 erreichten die Festnahmen von homosexuellen Männern ihren Höhepunkt. Um die 3.800 Männer wurden nach dem §175 wegen ihrer sexuellen Orientierung verurteilt. Erst im Jahr 1994 wurde der Artikel aus dem Gesetzbuch gestrichen

Kuppelparagraph § 180

Laut dem Kuppelparagraph § 180 im StGB konnten Vermieter angeklagt werden, wenn sie unverheirateten Paaren eine Wohnung vermieteten. Sie wurden der Kuppelei bezichtigt, da sie den Ehelosen somit ermöglichten, Geschlechtsverkehr zu haben. Erst im Jahr 1969 wurde dieses Gesetz aufgehoben.

Elvis Presley in Deutschland

1958 diente Elvis Presley als Soldat in Deutschland. Der “King des Rock ’n’ Roll” kam am 1.10.1958 als Soldat nach Deutschland und leistete seinen Wehrdienst im hessischen Friedberg.

 

 

 

Info:

 

Die Sendungen liefen im ZDF

Ku’damm 56 - Regie Sven Bohse
Sonntag, 20. März 2016, 20:15 Uhr

Montag, 21. März 2016, 20:15 Uhr
Mittwoch, 23, März 2016, 2015 Uhr

Ku’damm 56 – Die Dokumentation
Ein Film von Heike Nelsen-Minkenberg

Sonntag, 20. März 2016, im Anschluss an Folge 1 – um 21:45 Uhr


„Ku’damm 56“ wird ergänzt durch
“Wir Nachkriegskinder” - eine zweiteilige historische Dokumentation

Dienstag, 15. und 22. März 2016 - jeweils um 20:15 Uhr
Buch und Regie: Peter Adler, Peter Hartl, Jobst Knigge, Annette Köhler

 

 

Alle Folgen des Dreiteilers sind noch bis zum 20. September 2016 in der ZDFmediathek zu sehen. ZDFneo zeigt alle drei Folgen von "Ku'damm 56" hintereinander am Samstag, 9. April 2016, 20.15 Uhr.

 

http://kudamm56.zdf.de