9. LICHTER Filmfest Frankfurt International vom 29. März bis 3. April, Teil 6
Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Entstanden ist LICHTER aus der regionalen Filmreihe, die sich in diesem Jahr aufgeplustert hat und tatsächlich in den sechs Tagen 25 Langfilme und 28 Kurzfilme mit Bezug zu Rhein-Main und Hessen zeigt.Aber nur 11 Langfilme und 22 Kurzfilme konkurrieren dabei um die Hauptpreise des LICHTER Wettbewerbs.
Wie schön, daß die Eröffnung mit Sung-Hyung Chos beginnt, denn ihr einfühlsames Nordkorea-Porträt Meine Brüder und Schwestern im Norden feiert in Frankfurt Weltpremiere. Überhaupt ist die inzwischen im Taunus lebende Südkoreanerin, die aus guten Gründen nach 20 Jahren Deutschland den deutschen Paß angenommen hat, in Frankfurt, in Hessen besonders gerne gesehen. Sie ist einfach eine unglaublich talentierte Regisseurin. Und das mit dem Paß?! Genial, denn als Deutsche kam sie problemlos rüber nach Nord-Korea, was ihr als Südkoreanerin nicht gelungen wäre. Sie selber aber führt die gute Behandlung, die ihr zuteil wurde, auch darauf zurück, daß sie die Auflagen der nordkoreanischen Behörden ernst nahm, diese – trotz Ihrer Landeskenntnisse und sprachlichem Zurechtfinden – nicht austrickste. So ist schon der nächste Film in Nordkorea geplant, den die Nordkoreaner sogar finanzieren wollen. Daß man ihren Film als einen anschauen muß, der unter Zensur entstand, das betont sie nebenbei. Aber wir sind alle erwachsen und können Zwischentöne hören.
Gezeigt wird auch Thomas Carlés berührende und zugleich schonungslose Dokumentation über das Sterben seiner eigenen Eltern LISBETHS LETZTE REISE und Lilo Mangelsdorffs Film UNTERWEGS IN DER MUSIK über das Leben und Wirken der Darmstädter Komponistin und Mitgründerin des Archivs „Frau und Musik“ Barbara Heller. Bei letzterem ist besonders ärgerlich für die Rezensentin, daß sich an diesem Abend die wichtigen Filme nur so häufen. Vielleicht gibt es auch DVDs?
Anlehnungen an das Thema „Grenzen“ finden sich auch im regionalen Programm: Rǎzvan Georgescus Deutschlandpremiere TRADING GERMANS enthüllt die geheimen Deals um den einzigen Riss im Eisernen Vorhang, der über 240.000 Rumäniendeutschen den Weg in den Westen ebnete. Farid Eslams mit dem Hessischen Filmpreis ausgezeichnete Musik-Dokumentation YALLAH! UNDERGROUND porträtiert die einflussreichsten Underground-Künstler des arabischen Frühlings. Ein Glanzlicht des jungen deutschen Kinos ist der Abschlussfilm des LICHTER Filmfest am 3. April: Jonathan. Für das Drehbuch seines sensiblen Coming-of-Age-Dramas, das bei Lichter als Hessenpremiere läuft, erhielt Piotr Lewandowski den Hessischen Filmpreis.
Aber auch die Freunde des Stummfilms kommen bei LICHTER 2016 in drei Sonderveranstaltungen auf ihre Kosten. Ungewöhnliche Live-Sounds treffen dabei auf Klassiker der Filmgeschichte: Der letzte Mann + Les Trucs live, Lolita Knockout Ensemble (Rainer Michel, Ali Neander u.a.) live // Der General und Scherenschnittfilme: Edeltraud Engelhardt meets „The Ohohohs“. Und der Meister des deutschen Stummfilms kommt am Samstag im Kino des Deutschen Filmmuseums zu Ehren: FRITZ LANG in einem neuen deutschen Spielfilm als Preview sozusagen, wobei es um das Jahr 1930 geht, wo Lang seinen ersten Tonfilm drehen will. Die Ankündigungen klingen aufregend!
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