9. LICHTER Filmfest Frankfurt International vom 29. März bis 3. April, Teil

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Manchmal bleiben die Ersten auch die Ersten, statt biblisch zu den Letzten zu zählen. Denn mit Sung-Hyung Chos Nordkorea-Porträt „Meine Brüder und Schwestern im Norden“ begann am letzten Dienstag das LICHTER FILMFEST. Und heute Abend erhielt Sung Hyung Cho den Preis für den besten regionalen Langfilm des 9. LICHTER Filmfests. Das freut jeden, der den gegen Propagandaerwartungen gebürsteten Film gesehen hatte.

 

Den weiteren Preis, den LICHTER International Feature Award zum Thema „Grenzen“ teilen sich das Erstlingswerk „Masaan“ von Neeraj Ghaywan und die Flucht-Dokumentation „Les Sauteurs“ von Abou Bakar Sidibé, Estephan Wagner und Moritz Siebert. Die Animation „In the Distance“ von Florian Grolig gewinnt den regionalen Kurzfilmpreis.

 

Mit einer feierlichen Preisverleihung und dem Abschlussfilm „Jonathan“ von Piotr J. Lewandowski hat am Sonntagabend das 9. LICHTER Filmfest Frankfurt International seine Pforten geschlossen. Vom 29. März bis zum 03. April hatte LICHTER das Künstlerhaus Mousonturm und weitere Kinos und Veranstaltungsorte in der Region mit über 100 internationalen und regionalen Filmen, Gesprächsrunden, Ausstellungen, Konzerten und Theatervorstellungen bespielt.

 

Fast alle Veranstaltungen waren ausverkauft“, freut sich Festivaldirektor Gregor Maria Schubert. „Auch gänzlich unbekannte Filme sind beim Publikum eingeschlagen. Die überragende Resonanz zeigt: Frankfurt braucht ein großes internationales Filmfestival.“ Erstmals fand LICHTER im Künstlerhaus Mousonturm statt. „Drei Säle unter einem Dach, Ausstellungsflächen, eine sympathische Bar und die Kooperation mit der benachbarten Naxoshalle haben zu einem intensiven Austausch zwischen Filmemachern, Branchenvertretern, Künstlern, Talkgästen und Publikum geführt“, so Schubert.

 

Zum ersten Mal verlieh LICHTER auch für das internationale Programm zum Thema „Grenzen“ einen Preis. „Die Filme der internationalen Reihe waren genauso gut besucht wie die regionalen“, bilanziert die stellvertretende Festivalleiterin Johanna Süß. Großen Zuspruch fand auch das Begleitprogramm, das erstmals in Kooperation mit dem Exzellenz-Cluster „Normative Orders“ an der Goethe-Universität ausgerichtet wurde. „Mit dem Thema ‚Grenzen’ haben wir in diesem Jahr einen Nerv getroffen“, so Süß weiter.

 

Durch den Zuwachs in den Kinosälen konnte LICHTER den Besucherrekord des vergangenen Jahres mit 12.000 Zuschauern wieder erreichen, obwohl in diesem Jahr keine großen Partys ausgerichtet wurden.

 

 

Der regionale LICHTER Wettberwerb

 

Der mit 2.000 Euro dotierte regionale LICHTER Langfilmpreis ging an den Eröffnungsfilm des Festivals. Aus elf Beiträgen im Wettbewerb kürte die Jury Sung-Hyung Chos Weltpremiere „Meine Brüder und Schwestern im Norden“. „Die Frankfurter Regisseurin und gebürtige Südkoreanerin zeichnet ein Bild von den Menschen und ihrem Alltag in Nordkorea, das die wenigsten von uns so kennen“, lautet die Begründung der Jury. „Sung-Hyung Cho bewegt sich im Rahmen der vom System vorgegebenen Möglichkeiten und schöpft diese auf kluge und respektvolle Weise aus. Sie fragt sehr bestimmt nach und gibt den Protagonisten gleichzeitig Raum. So entsteht das mosaikartige Portrait eines zerrissenen Landes. Der Film eröffnet dem Zuschauer die Möglichkeit, hinter die Bilder zu schauen, zwischen den Zeilen zu lesen und eine eigene Haltung einzunehmen.“ Die Jury war besetzt mit dem Schauspieler Stipe Erceg, dem Regisseur Nico Sommer und Linda Söffka, Leiterin der Sektion Perspektive Deutsches Kino bei der Berlinale.

 

Den MBF-Preis für den besten regionalen Kurzfilm erhielt Florian Grolig für die Animation „In the Distance“. Der Film handelt von einem Mann, der durch Krieg gezwungen wird, seinen einsamen Kosmos zu verlassen. „Eindrücklich, mit Feingefühl und einer klaren, starken Bildsprache, die zeichnerisch großartig umgesetzt ist, vermittelt uns Florian Groligs Film die Botschaft, dass Ignoranz und Verdrängung keine Lösung ist“, so die Begründung der Jury, bestehend aus der Schauspielerin Isabel Berghout, dem Filmemacher Hendrik Maximilian Schmitt und Dr. Lilli Kobbe, Redakteurin beim Hessischen Rundfunk. 21 regionale Kurzfilme hatten die Juroren gesichtet. Grolig darf sich über 1.000 Euro und eine Sachbeistellung der MBF-Filmtechnik in Höhe von 3.000 Euro freuen. Fortsetzung folgt.