Filmreihe zum Musiker und Schauspieler im Kino des Deutschen Filmmuseums bis Sonntag, 30. April

 

Helga Faber

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Schon mit dem Erscheinen seiner Single „Space Oddity im Oktober 1969 begann der Aufstieg David Bowies zu einem der größten Popstars der Welt und einem der besten Rockmusiker, die es je gegeben hat. Sein besonderes Talent zeigte sich auch bei seinem jüngsten Werk „Blackstar, das an seinem 69. Geburtstag am 8. Januar, zwei Tage vor seinem Tod, erschien.

 

Von Anfang an beruhte seine besondere Magie nicht nur auf seiner Musik und seinem überragenden Talent als Songwriter, sondern auch auf seiner Bühnenpräsenz, seinem Gespür für theatralische Effekte und seiner Fähigkeit, sich multimedial als Kunstfigur ständig neu zu erfinden. Seine erste große und bis heute vielleicht immer noch bekannteste Inkarnation war in der ersten Hälfte der 1970er Jahre die des androgyn- bisexuellen Spacerockers Ziggy Stardust. Zu jener Zeit bezeichnete sich Bowie selbst in einem Interview als einen singenden Schauspieler.

 

Es war daher nicht überraschend, dass auch das Kino ihn als Darsteller entdeckte und dass er auch auf der Leinwand eine magische Präsenz entfaltete. Seine eigentliche Filmkarriere dauerte allerdings nur gut ein Jahrzehnt. Nach 1986 war er im Kino nur noch in Cameoauftritten zu sehen allerdings in markant-unvergesslichen, etwa als Pontius Pilatus in Martin Scorseses THE LAST TEMPTATION OF CHRIST (US 1988), als Andy Warhol in Julian Schnabels BASQUIAT (US 1996) oder als Nikola Tesla in Christopher Nolans THE PRESTIGE (GB/US 2006). Das Kino des Deutschen Filmmuseums zeigt im April alle fünf Spielfilme, in denen Bowie eine der Hauptrollen spielte, sowie seinen einzigen fürs Kino gedrehten Konzertfilm; vor jedem der Spielfilme läuft ein Musikvideo.

 

 

Mittwoch, 6. April, 20:30 Uhr

Freitag, 29.4. April, 20:30 Uhr

ZIGGY STARDUST AND THE SPIDERS FROM MARS

Großbritannien/USA 1983. R: D. A. Pennebaker

Dokumentarfilm. 91 Min. Digital. OF

 

Entstanden als Mitschnitt eines Bowie-Konzerts im Hammersmith Odeon in London am 3. Juli 1973, hat der Film eine bewegte Produktionsgeschichte. Ursprünglich für einen künftigen Videovertrieb vorgesehen, dann als Kinofilm umgearbeitet, wurde er durch die Auseinandersetzungen Bowies mit seinem Manager blockiert. Durch den langen Produktionsprozess profitierte er von neuen technischen Möglichkeiten (Bowie selbst war für den Ton-Remix verantwortlich). Heute ist der Film interessant als Dokument der Phase in Bowies Karriere, als er Marc Bolan als König des Glamrock abgelöst hatte.

 

 

Freitag, 8. April, 18 Uhr

Sonntag, 10. April, 20:30 Uhr

THE MAN WHO FELL TO EARTH Der Mann, der vom Himmel fiel

Großbritannien 1976. R: Nicolas Roeg

D: David Bowie, Rip Torn, Candy Clark. 140 Min. Blu-ray. OF

 

Der Abgesandte eines anderen Planeten landet in New Mexico und baut mit Hilfe eines New Yorker Anwalts ein Raumfahrtprogramm auf, das es ihm ermöglichen soll, seine Familie und seine allmählich an Wassermangel zugrunde gehende Spezies zu retten. Natürlich gibt es dabei sehr irdische Komplikationen … Nicolas Roeg gewann David Bowie für die Hauptrolle, und tatsächlich verfügt dieser hier ohne Maskerade über das Flair eines Außerirdischen. Gefilmt ist das im markanten Stil Roegs: visuell brillant und erzählerisch verschachtelt. Typisch sind die eleganten, vieles in der Schwebe lassenden Parallelmontagen verschiedener Handlungsstränge.

Vorfilm: LIFE ON MARS Großbritannien 1973.R: Mick Rock. 4 Min. Digital. OF

 

 

Samstag, 9. April, 20:30 Uhr

JUST A GIGOLO Schöner Gigolo armer Gigolo

BRD 1978. R: David Hemmings. D: David Bowie, Sydne Rome, Kim Novak, David Hemmings. 105 Min. 35mm. engl. OmU

 

Ein preußischer Leutnant erlebt nach Ende des Ersten Weltkriegs desorientiert das Berlin der Weimarer Republik. Er arbeitet als Sandwichman, dann als Gehilfe eines Faschisten und schließlich als Gigolo bei einer Baroness. Der bis dahin teuerste westdeutsche Film nach dem Krieg wurde nach dem Start aus kommerziellen Erwägungen von 147 auf 105 Minuten gekürzt. In ihm hat Marlene Dietrich ihren letzten Filmauftritt. Bowie sagte später: „David Hemmings und ich sahen uns am zweiten Drehtag an und sagten: ,Mein Gott, ist das alles eine Scheiße hier. Komm, lass uns ein bisschen Spaß haben.' Also haben wir sieben Wochen nur Blödsinn gemacht.

Vorfilm: FAME USA 1990. R: Gus Van Sant. 4 Min. Digital. OF

 

 

 

Mittwoch, 13. April, 18 Uhr

Samstag, 16. April, 20:30 Uhr

THE HUNGER Begierde

USA 1983. R: Tony Scott

D: Catherine Deneuve, David Bowie, Susan Sarandon. 97 Min. DCP. OF

 

Catherine Deneuve und David Bowie spielen ein Liebespaar, Miriam und John, aber ein ganz besonderes: Sie sind Vampire und durchstreifen die Jahrhunderte auf der Jagd nach menschlichem Blut. Obwohl das Blut sie eigentlich jung halten soll, zeigen sich bei John alarmierende Anzeichen des Älterwerdens, weshalb er eine Klinik aufsucht, die zum Alterungsprozess forscht. Hier lernt Miriam die verantwortliche Ärztin näher kennen … THE HUNGER war der Versuch eines neuartigen Horrorfilms, stilisiert wie die Commercials, die Tony Scott zuvor gedreht hatte, er erinnert in seiner Bildästhetik aber auch an Rockvideos.

Vorfilm: THE HEART'S FILTHY LESSON. USA 1995. R: Sam Bayer. 6 Min. Digital. OF

 

 

Freitag, 15. April, 18 Uhr

Sonntag, 17. April, 20:30 Uhr

MERRY CHRISTMAS MR. LAWRENCE

Großbritannien 1983. R: Nagisa Oshima. D: David Bowie, Tom Conti, Ryuichi Sakamoto, Takeshi. 124 Min. 35mm. OmU

 

1942 in einem japanischen Kriegsgefangenenlager auf Java: Colonel Lawrence ist der einzige der Gefangenen, der japanisch spricht und daher der Verbindungsmann zum Kommandanten. Dieser setzt sich bei einem Militärtribunal für einen Gefangenen ein und lässt ihn in sein Lager verlegen. Dort jedoch kommt es zu Spannungen mit einem japanischen Sergeant. Aus dieser Grundkonstellation heraus entwickelt Oshima eine Reihe eskalierender Konfrontationen, die auch auf den Spannungen zwischen der britischen und der japanischen Kultur fußen. Zwischen beiden entdeckt Oshima unterschwellige Verbindungen.

Vorfilm: CHINA GIRL Großbritannien 1983. R: David Mallet, David Bowie. 4 Min. Digital. OF

 

 

Mittwoch, 20. April, 20:30 Uhr

Samstag, 30. April, 22:45 Uhr

ABSOLUTE BEGINNERS

Großbritannien 1986. R: Julien Temple

D: Patsy Kensit, Eddie O'Connell, David Bowie. 107 Min. Blu-ray. OF

 

ABSOLUTE BEGINNERS ist ein energetisches Musical, angesiedelt im London des Jahres 1958. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein 19jähriger Fotograf, der seine Abende in den Clubs von Soho verbringt und hoffnungslos in eine Angestellte aus der Modebranche verliebt ist. Doch statt die musikalischen Trends von 1958 aufzugreifen, bietet der Film einen wilden Stilmix vom Ende der 50er bis in die 80er Jahre. Seine eigentlichen Themen jedoch sind der Beginn der Teenager-Revolte und der Rassismus in der britischen Gesellschaft; alle Spannungen explodieren am Schluss in einem großen Aufruhr mit Straßenkämpfen.

Vorfilm: ABSOLUTE BEGINNERS Großbritannien 1986. R: Julien Temple.

8 Min. Digital. OF