Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. Mai 2016, Teil 2
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Die 23jährige Delphine Benchiessa (Izïa Higelin) lebt 1971 auf dem Hof ihrer Eltern Monique (Noémie Lvovsky) und Maurice (Jean-Henri Compère) in der französischen Provinz. Da Delphine das einzige Kind ist, hofft ihr Vater, dass sie bald heiratet. Delphine wehrt allerdings die Annäherungsversuche ihres Jugendfreundes Antoine (Kévin Azaïs) regelmäßig ab. Als ihre Freundin, mit der sie eine Liebesbeziehung hat, ihr mitteilt, dass sie heiraten will, verlässt sie die Enge ihres Dorfes und sucht sie sich einen Job in Paris.
Auf dem Weg zur Arbeit in Paris gerät sie in eine Demonstration von Frauen. Als eine von einem Mann festgehalten wird, befreit Delphine sie. Carole (Cécile de France) ist die Anführerin der Gruppe, durch sie lernt Delphine eine neue Welt voller selbstbewusster junger Frauen kennen. Carole arbeitet als Spanisch-Lehrerin und lebt mit Manuel (Benjamin Bellecour) zusammen.
Während einer gemeinsamen Aktion außerhalb von Paris kommen sich die beiden Frauen näher, wobei Carole zuerst Delphines Annäherungsversuche ablehnt. Langsam beginnen die beiden eine leidenschaftliche Affäre, die letztendlich dazu führt, dass Carole sich von Manuel trennt.
Delphine erhält von ihrer Mutter ein Telegramm, dass ihr Vater einen Schlaganfall erlitten hat und im Krankenhaus liegt. Sie muss sofort auf den elterlichen Hof zurückkehren und ihrer Mutter bei der anstehenden Ernte helfen. Daneben kümmert sie sich auch um die finanziellen Belange, da ihre Mutter von der Verwaltung keine Ahnung hat.
In den Schulferien beschließt Carole den Sommer mit Delphine auf dem Hof zu verbringen. Carole wird im Zimmer der verstorbenen Großmutter untergebracht. Carole und Delphine verbringen zwar jede Nacht gemeinsam, aber morgens kehrt Delphine in ihr eigenes Zimmer zurück, damit ihre Mutter keinen Verdacht schöpft.
Während der ganzen Zeit merkt Carole allerdings, dass ein Leben in der Provinz nichts für sie ist. Bei einer Party mit Delphines Freunden macht ihr Antoine auch klar, dass Delphine den Hof der Eltern niemals verkaufen wird.
Als Monique Carole gegenüber erwähnt, dass sie hofft, dass Delphine und Antoine heiraten, kommt es zu einem ersten lauten Streit, den auch Monique mitbekommt. Als die Mutter die beiden nackten Frauen auch noch gemeinsam im Bett erwischt, beschimpft Monique Carole und wirft sie schließlich aus dem Haus. Während Carole packt und den Hof verlässt, muss sich Delphine entscheiden, ob sie weiterhin auf dem Land oder zusammen mit ihrer Freundin in Paris leben will....
In "La Belle Saison - Eine Sommerliebe" hat die Regisseurin Catherine Corsini nicht nur eine Liebesgeschichte und ein Coming Out beschrieben, sondern auch versucht, die Stimmung der frühen 70er Jahre einzufangen, als die Frauen anfingen, nicht nur im Fahrwasser der linken Männer Politik zu machen, sondern auch merkten, dass es ganz spezielle Problem von Frauen gab, die die Männer nur peripher interessierten wie z.B. Schwangerschaftsabbruch, die Pille, gleicher Lohn etc. Diese Detailverliebtheit merkt man besonders auch bei Ausstattung des Films.
Der Regisseurin und Drehbuchautorin kam es aber nicht darauf an, eine genaue Rekonstruktion der feministischen Rebellion in Frankreich darzustellen, sondern sie wollte vor allem zeigen, welches revolutionäre Klima und welche Vitalität damals in Paris geherrscht haben. Zwei der damals stattgefundenen Aktionen wurden aber in den Film eingebaut: als die Frauen eine Veranstaltung der Abtreibungsgegner sprengen und als einige der Frauen helfen, einen homosexuellen Freund aus einer psychiatrischen Anstalt im Süden zu befreien.
Im Zentrum der Geschichte steht aber die Liebe dieser beiden so gegensätzlichen Frauen Delphine und Carole. Während die Städterin Carole bereit ist für ihre Liebe zu kämpfen und sich auch durch die Anonymität und die Toleranz der Großstadt sicher sein kann, damit keine Nachteile zu haben, muss Delphine sich entscheiden, ob sie den konservativen Normen ihrer ländlichen Umgebung folgen oder sich von der Familie lossagen will, um mit der Freundin in Paris zu leben.
Sowohl Cécile de France als auch Izïa Higelin füllen ihre Rollen wunderbar aus und haben auch keine Angst vor Liebes- und Nacktszenen, so dass diese Szenen immer ehrlich und nicht abgefilmt wirken.
Insgesamt ist "La Belle Saison - Eine Sommerliebe" ein wunderbarer, zärtlicher und sinnlicher Film über die Liebe eines Sommers, der absolut empfehlenswert ist und den man sich unbedingt im Kino ansehen sollte und das gilt hoffentlich nicht nur für Frauen.
Foto: Cécile de France, Izïa Higelin © Alamode Film
Info:
La Belle Saison - Eine Sommerliebe (Frankreich, Belgien 2015)
Originaltitel: La belle saison
Genre: Liebeskomödie
Filmlänge: 105 Minuten
Regie: Catherine Corsini
Drehbuch: Catherine Corsini und Lautette Polmanss
Darsteller: Cécile de France, Izïa Higelin, Noémie Lvovsky, Kévin Azaïs, Benjamin Bellecour u.a.
Verleih: Alamode Film
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 05.05.2016