Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. April 2016, Teil 1

Margarete Frühling
 

München (Weltexpresso) - Ende der 40er - Anfang der 50er Jahre: Der etwa 6jährige Bobby Fischer (Aiden Lovekamp) bemerkt, dass seine Familie in New York ausspioniert wird, gleichzeitig hört er seine Mutter mit ihren Freunden russisch oder jiddisch sprechen. Sie erzählt ihm, dass sie als russische Migranten und Freunde der Kommunisten beobachtet würden.


Immer wenn Bobby sich fürchtet, beginnt er Schach zu spielen. Seine Mutter (Robin Weigert) weiß nichts mit seiner Leidenschaft anzufangen, bringt ihn aber bei Carmine Nigro (Conrad Pla) im örtlichen Schachclub vorbei. Obwohl Nigro den Jungen in einem Spiel schlägt, bittet er seine Mutter, Bobby weiterhin Schach spielen zu lassen. Während der folgenden Jahre wird er immer besser. So wird er erstmals 1958 mit 14 Jahren amerikanischer Champion. Er besorgt sich regelmäßig in einem russischen Laden das neuste russische Schachmagazin und spielt die Spiele der Großmeister nach.

 

Der erwachsene Bobby Fischer (Tobey Maguire) nimmt an Turnieren teil, um der Herausforderer des aktuellen Schachweltmeisters zu werden, vermutet aber, dass er durch die Setzungen nicht zum Zug kommen soll. Er gibt das Schachspielen auf bis er eines Tages von dem Rechtanwalt Paul Marshall (Michael Stuhlbarg) angesprochen wird, der ihn managen will und auch versuchen will, die Wettkampfregeln zu ändern

 

Bobby Fischer steigt wieder in die Welt des professionellen Schachs ein und wählt William Lombardy (Peter Sarsgaard), einen ehemaligen Schach-Jugendweltmeister und katholischen Priester, als seinen Sekundanten. Lombardy soll auch versuchen, Fischers Wutausbrüche unter Kontrolle zu halten. Fischer hat bei Turnieren zudem häufig in letzter Minute noch Änderungswünsche, die er meist auch durchsetzen kann. Er gewinnt die Kandidatenturniere gegen die Großmeister und steht kurz vor dem Weltmeisterschaftskampf.

 

Dann gibt es ein Schach-Länderkampf zwischen der UdSSR und Amerika in Los Angeles, bei dem Bobby sein Spiel gegen den amtierenden Weltmeister Boris Spasski (Liev Schreiber) verliert. Er hat Probleme mit dieser Situation fertig zu werden und hat jetzt nur noch ein Ziel - den Russen zu schlagen und selbst Weltmeister zu werden.

 

1972 erreicht Fischer, dass er in Reykjavik gegen Boris Spasski um der Weltmeistertitel antreten kann. Da das Match in den Hochzeiten des kalten Krieges stattfindet, werden sowohl Spasski als auch Fischer in ihren Ländern unterstützt aber auch als Träger einer überlegenen Intelligenz angesehen. Fischer wird von Mal zu Mal paranoider, stellt aber auch immer größere - auch finanzielle - Forderungen. Gleichzeitig fühlt er sich von den Sowjets verfolgt und behauptet, dass sie ihn umbringen wollten. Zur dieser Zeit gibt Lombardy seinen Job als Sekundant auf, da er nicht mehr in der Lage ist, mit Fischer zu kommunizieren. Er nimmt aber später seine Arbeit wieder auf und bleibt sein Sekundant.

 

Fischer verliert das erste Spiel und erscheint zum zweiten nicht und verliert damit kampflos. Er stellt neue Forderungen, die darin gipfeln, dass er nicht im Saal sondern im Tischtennisraum des Hotels ohne Zuschauer und mit nur einer Kamera hinter Glas spielen will. Durch Vermittlung des Oberschiedsrichters Lothar Schmid (Brett Watson) stimmt Boris Spasski allen Vorschlägen zu, da er davon ausgeht, dass er auch dort das Match gewinnen wird.

 

Im Tischtennisraum gewinnt Fischer allerdings das nächste Spiel und am Ende auch das gesamte Match mit 12,5:8,5. Er wird Schach-Weltmeister. Allerdings ist danach seine geistige Gesundheit endgültig ruiniert.

 

 

"Bauernopfer - Spiel der Könige" spielt auf dem Höhepunkt des kalten Krieges. Beide Blöcke sind dabei nicht nur militärisch sondern auf allen Ebenen aufzurüsten. Da passt natürlich für die amerikanische Seite ein Schachspieler wie Bobby Fischer wunderbar ins Konzept. Das führte auch dazu, dass man ihm alle seine Absonderlichkeiten durchgehen ließ. Als er aber zur nächsten Titelverteidigung (gegen Anatoli Karpow) nicht mehr antrat, wurde er genauso schnell fallen gelassen. Am Ende seines Lebens wurde er sogar aus Amerika ausgebürgert, weil er während eines Embargos gegen Serbien dort zu einem Schachmatch gegen Boris Spasski angetreten ist. Er starb 2008 in seinem Exil in Island.

 

Regisseur Edward Zwick hat in den Film einige echte Szenen aus die Zeit eingebaut und andere in einer Art "Retrolook" verfremdet. Dadurch wirkt der Film wie ein Zeitdokument aus den 60er und frühen 70er Jahren. Dabei hat Zwick bewusst die Geschichte nur bis zu Fischers Sieg erzählt und hat auf seinen unaufhaltsamen Abstieg verzichtet, obwohl er dessen Paranoia wegen einer sowjetischen und jüdischen Verschwörung nicht verschwiegen hat (Fischer war selbst Jude). Auch zu der Zeit war er schon ein manchmal charmanter meist aber egozentrischer und genialer Sonderling, der immer wieder in die Paranoia abdriftet.

 

"Bauernopfer" ist vor allem ein Film über Bobby Fischer, der von Tobey Maguire hervorragend gespielt wird. Aber auch Liev Schreiber gibt Boris Spasski ein großartiges Gesicht, wozu gehört, dass er fast seinen gesamten Text in Russisch spricht. In weiteren Nebenrollen überzeugen Michael Stuhlbarg als Fischers Manager Paul Marshall und Peter Sarsgaard als sein Sekundant William Lombardy.

 

Insgesamt ist "Bauernopfer - Spiel der Könige" trotz seiner konventionellen Dramaturgie ein spannender Film, der auch nicht ausgesprochenen Schachliebhabern gefallen wird.

 

Übrigens hatte Lothar Schmid, der beim Fischer/Spasski Match sehr souverän als Schiedsrichter gewirkt hat, im Hauptberuf zusammen mit seinen Brüdern die Leitung des Karl-May-Verlages in Bamberg inne. Daneben besaß er eine der größten privaten Sammlungen von Schachbüchern.

 

Foto: Tobey Maguire als Bobby Fischer © StudioCanal GmbH

 

Info:

Bauernopfer - Spiel der Könige (USA 2015)

Originaltitel: Pawn Sacrifice

Genre: Drama, Biopic

Filmlänge: 114 Min.

Regie: Edward Zwick

Drehbuch: Steven Knight

Darsteller: Tobey Maguie, Liev Schreiber, Peter Sarsgaard u.a.

Verleih: StudioCanal GmbH

FSK: ab 6 Jahren

Kinostart: 28.04.2016