Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 2. Juni 2016, Teil 1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Regisseur und Drehbuchautor Benjamin Best hat versucht in seiner Dokumentation "Dirty Games – Das Geschäft mit dem Sport" Schattenseiten des Profisports aufzuzeigen. Dabei ging es ihm mehr um die Auswirkungen von Großereignissen auf die Menschen oder um die wirtschaftlichen Manipulationen im Profisport. Der Bereich Doping und damit die Sportler selbst wurden mehr oder weniger ausgeklammert.


Seine Drehorte waren u.a. Kathmandu, Rio de Janeiro, Washington D.C., Las Vegas, Boston, Manchester, Istanbul, Trabzon, Bursa und Brüssel.

Ca. 400 000 Nepalesen arbeiten als Gastarbeiter im Ausland, davon viele in Katar. Der Regisseur hat in Kathmandu mit ehemaligen Gastarbeitern und mit Familien gesprochen, deren Mitglieder in Katar umgekommen sind. Regionale Menschenrechtsorganisationen rechnen damit, dass bis zum Ende der Bauarbeiten für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 ca. 4000 Nepalesen durch Unfälle beim Bau sterben werden. Diese Zahlen werden aber sowohl in Katar als auch in Nepal nicht veröffentlicht. Daneben werden nicht die vereinbarten Löhne gezahlt, die Menschen werden nicht wie versprochen eingesetzt oder bekommen gar keinen Lohn. Best konnte mit Arbeitsverträgen zeigen, dass vermutlich auch deutsche Firmen in den Betrug an den nepalesischen Gastarbeitern involviert sind.

Bei der Vergabe für die Fußball-WM in Russland 2018 und Katar 2022 ging es kaum um die Planungsunterlagen, die von den interessierten Ländern vorgelegt wurden, sondern darum, welche Summen wofür gezahlt wurden. Bekannt wurde inzwischen, dass Jack Warner das Geld, das er für ein Fußstallstation in seinem Heimatland Trinidad und Tobago haben wollte, in die eigene Tasche gesteckt hat (er sitzt z. Zt. in den USA im Gefängnis). Bonita Mersiades die ehemalige Kommunikationschefin der australischen WM-Bewerbung für 2018 und 2022, wurde gefeuert, nachdem sie während der Bewerbung intern immer wieder kritische Fragen gestellt hatte.

Charles Farrell ist ein ehemaliger Betreuer von verschiedenen Boxweltmeistern. Er erzählt offen, wie weit verbreitet illegale Machenschaften im Boxsport sind und wie leicht es ist, Kämpfe zu manipulieren. Dabei geht es zum einen um Wettgelder und zum anderen darum, dass der Sieger in der Rangliste nach oben steigt. Lukrativer ist das Ganze aber nach Aussagen von Farrell für den Verlierer. Auf die Frage, wie viele Kämpfe Farrell selbst manipuliert hat, antwortet er, dass es Hunderte gewesen seien.

Ein weiterer Teil des Films zeigt welche Auswirkungen die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und die kommenden Olympischen Spiele in Rio für die Bewohner der Favelas und Stadtteile rund um die geplanten Sportstätten bedeuten, die z.B. Parkplätzen und Bauten weichen müssen. Dadurch wird eine seit vielen Jahren bestehende Gemeinschaft zerstört. Benjamin Best hat auch mit Dr. Christopher Gaffney von der Universität Zürich gesprochen, der als Gastprofessor in Brasilien den Einfluss von Sportgroßveranstaltungen auf städtische Zentren und deren Bevölkerung untersucht hat. Die normale Bevölkerung hat davon nur Nachteile. Die Eintrittspreise steigen so stark, dass sich nur noch Touristen, Politiker und die einheimische Oberschicht den Eintritt leisten können. Dazu wird ihre Wohnumgebung zerstört, auf dem Gelände sollen dann nach den Spielen teure Wohnprojekte entstehen. Daneben führen Großveranstaltungen dazu, dass unter dem Vorwand der Sicherheit Menschenrechte und weitere Gesetze außer Kraft gesetzt werden.

Best besuchte den ehemaligen NBA-Basketball Schiedsrichter Tim Donaghy. Er war 2007 eine zentrale Figur in einem Wettskandal. Als Schiedsrichter hatte er Insiderinformationen über die Ausgänge von NBA-Spielen an die amerikanische Mafia weitergegeben. Dafür verbüßte er eine 15-monatige Haftstrafe. Dabei wurde auch klar, dass nicht nur für die Wetten Spiele manipuliert wurden, sondern dass auch ein Interesse daran bestand, möglichst viele Play-Off Spiele zu haben, da dadurch die Einnahmen der Vereine steigen. Zusätzlich gab auch Spieler und Vereine, die unbedingt gewinnen mussten, als Beispiel wurden die LA Lakers genannt.

In einem Betrugsskandal in der türkischen Fußball-Super-Liga wurde der Präsident von Fenerbahce Istanbul, Aziz Yildirim, von einem türkischen Gericht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Eine Berufung gegen seine Verurteilung war von türkischen Richtern abgelehnt worden. Obwohl die manipulierten Spiele bestätigt wurden, musste er nie ins Gefängnis und wurde dann ganz plötzlich freigesprochen - der türkische Präsident Erdogan ist Mitglied von Fenerbahce und ein persönlicher Freund von Yildirim.

Ein letztes Beispiel zeigt, dass sich die Fans auch von den großen Vereinen abwenden können. Bei Manchester United gingen durch die Misswirtschaft des Vorstandes nach der Übernahme der Aktien durch Malcolm Glazer, der die Bankverbindlichkeiten auf den Club umschrieb, die Stadionpreise in die Höhe. Von unzufriedenen Mitgliedern wurde daraufhin ein Verein namens F.C. United of Manchester gegründet. United gehört den 5000 Mitgliedern und ist damit der größte den Anhängern gehörende Fußball-Club in Großbritannien. Er spielt zwar semi-professionell unterklassig, ist aber in den letzten sechs Jahren regelmäßig aufgestiegen. Hier fühlen sich die Fans mit dem Verein verbunden und haben seit 2015 sogar wieder ein eigenes Stadion.


Benjamin Best hat versucht in diesem Film einige der Probleme des Profi-Sports anzusprechen. Da er doch mehrere Fälle vorstellt, kann er in den 93 Minuten des Films nicht allzu sehr in die Tiefe gehen. Er zeigt aber deutlich, dass es überall im Sport Seilschaften gibt, die vor allem am großen Geld interessiert sind. In dem Film geht es nicht vorrangig um Aktualität, sondern es sollen Problemfelder aufgezeigt werden, die zwar nicht neu sind, es wird aber Wichtiges thematisiert. Leider passen die gezeigten Bilder nicht immer zu den nüchtern vorgestellten Fakten. Zudem wird an einigen Stellen doch zu stark auf der Emotionsschiene gefahren.

Trotz einiger kleiner Mängel ist "Dirty Games" ein interessanter und wichtiger Film über die Kommerzialisierung des Sportes. Ob man ihn sich aber im Kino ansehen muss, ist eine andere Frage. Es ist aber ganz sicher ein Film, der passend zu den Olympischen Spielen in Rio im Fernsehen gezeigt werden sollte.

Foto: Filmplakat © W-film / Benjamin Best Productions

Info:
Dirty Games – Das Geschäft mit dem Sport (Deutschland 2015)
Genre: Dokumentarfilm
Filmlänge: 93 Minuten
Regie und Drehbuch: Benjamin Best
Verleih: W-film Distribution
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 02.06.2016