Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 2. Juni 2016, Teil 2

Eike Holly 

Köln (Weltexpresso) – Natürlich können nicht zwei Filmemacher die Welt retten, aber natürlich ist es nie falsch, es zu versuchen. Das ist der Ausgangspunkt für diesen Film, für den die Schauspielerin Mélanie Laurent und der Aktivist Cyril Dion um die Welt reisen.


Wir konstatieren eine zunehmende Zahl von Filmen, die um die ökologischen, ethischen und sonstige grundsätzliche Probleme der Beschaffenheit unseres Planeten gehen und das Medium Leinwand nutzen, um dem Betrachter die Folgen aufzuzeigen, wenn es weitergeht, wie es bisher geht. Wir haben bisher aus jedem dieser Filme wichtige Botschaften erhalten, die auch nicht unbedeutender werden, wenn man sie schon weiß. Denn die geheime Botschaft aller dieser Filme ist es, daß das Wissen nicht reicht, daß aber das Wissen um die Bedrohtheit der Erde Ausgangspunkt für eigenes Handeln werden soll.

Insofern sind solche Filme das Gegenteil von Gutenachtfilmen oder solchen Filmen, die der Entspannung von anstrengender Arbeit dienen und die die Betrachter schon vergessen haben, sobald sie das Kino verlassen. Erlaubt ist hier alles. Und deshalb ist unser Herz weit für solche Filme, die um unser aller Zukunft gehen. Sprich, für uns kann es gar nicht genug davon geben, wenn Sie einen ergreifen und das Wissen mehren.

Und darum finden wir auch diesen Film sehenswert, der den Weltproblemen auf eigene, durchaus originelle und leicht gefühlvolle Weise auf den Grund geht. Ausgangspunkt für die Filmemacher war ein Bericht in der Zeitschrift NATURE, in der der Zusammenbruch unserer Zivilisation in den nächsten 40 Jahren vorausgesagt wird. Daraus haben die zwei Filmemacher, eigentlich die Zwei+, denn Mélanie Laurent war schwanger,  zehn Grundsatzfragen entwickelt, die in zehn verschiedenen Ländern quer über die Welt durch Tatsachen erörtert werden.

Und nun wird der Film anders, als die Filme, die uns durch Horrorszenarien aufschrecken wollen. Die beiden zeigen nämlich, wie an so vielen Orten auf der Welt Menschen sich anschicken, die Probleme durch ihren persönlichen Einsatz anzugehen. Dadurch passiert im Film etwas Ungewöhnliches. Man fühlt sich wohl inmitten des Elends. Denn, wenn nur einer aufbegehrt, dann entsteht ein anderes soziales Klima, das wissen wir aus so vielen wissenschaftlichen Untersuchungen zum Autoritären Charakter. Und so gibt das Aufzeigen von Wegen von einzelnen im Film einem das Gefühl, ja, man kann ja selber was machen. Hier sind stellvertretend Themen wie Urban Farming – was wir ja vom unsäglichen Begriff Urban Gardening aus den Städten kennen, einer so schönen Aktion des Öffentlichen Gärtnerns – oder auch der biologischen Landwirtschaft aufgezeigt, auch, auf welche Weise man neue Energien gewinnen kann, ob soziale Gerechtigkeit im Kleinen versucht werden kann und welcher Zusammenhang zwischen Schulbildung und gesellschaftlicher Teilhabe an Macht besteht.

Es ist nichts Neues, aber durchaus ein neuer, ein positiver Blick auf eine Welt, in der sich einzelne lokal und regional vernetzt mit Gleichgesinnten auf den Weg machen, ihre Alltagsverhalten und ihre berufliches Verhalten hin auf das Überleben der Menschheit auf der Erde zu verändern. Und dabei sieht man, daß sich ähnliche Initiativen in verschiedenen Ländern vergleichen lassen. Wir kommen nach Finnland, in die USA sowieso und Großbritannien ist schon lang ein Vorreiter lokaler/regionaler Avantgarde. Wir sind aber auch auf La Réunion und in Indien – und überall wird Mélanie Laurent willkommen geheißen. Das finden wir gut, daß eine durchaus berühmte Schauspielerin durch ihre Karriere auf diese Weise Türen öffnet. In Frankreich übrigens wurde der Film von fast einer Million Menschen im Kino angeschaut.

 

Foto: Die beiden Filmemacher beii der Entgegennahme des César für den besten Dokumentarfilm in Frankreich

Was bleibt, ist die Erkenntnis, daß man selbst in seinem Leben versuchen muß, eine Einheit zwischen Erkenntnis, Kenntnis und Handeln herzustellen. Das ist doch was. Wenigstens etwas zu versuchen. Es ist so einfach, den Film herunterzumachen und als Illusion verächtlich zu machen. Die sollen es einfach besser machen, denn inhaltlich besteht über die Gefahr, in der wir alle schweben, kein Dissens.