Bayerischer Fernsehpreis für vier Produktionen von ZDF und ARTE
Romana Reich
München (Weltexpresso) - Natürlich ist das Absicht von uns, den Film JUNGFRAUENWAHN und die rasante Schauspielerin Nina Kunzendorf in einem Atemzug zu nennen - weil beides nämlich nichts miteinander zu tun hat, aber Aufmerksamkeit erregt. Oder? Der Bayerische Filmpreis ist bekannt, der Fernsehpreis sollte bekannter werden.
In Hessen und auch anderswo, werden Film- und Fernsehpreise zusammengelegt, natürlich nur bei der Preisverleihung und Feier, in einem Aufwasch sozusagen. Inhaltlich gibt es ja auch immer mehr Gemeinsames, denn ein Großteil der deutschen Filmproduktion wäre nicht vorhanden ohne die Kooperation mit Fernsehanstalten, die durch den öffentlichen Fernsehbeitrag oder Werbung einfach mehr Geld haben als die Filmindustrie. Das ist auf der einen Seite gut, aber, was Film- und Fernsehästhetik angeht, eben nicht. Denn es gibt einfach Filme, von denen, wenn man sie auf der Leinwand anschaut, man sich denkt: das wäre im FErnsehen besser aufgehoben. Und dann wiederum ist einem bei nicht wenigen Filmen der Fernsehschirm einfach zu klein, um opulentes Kino zu genießen. Daß es zudem etwas anderes ist, ob man mit vielen Menschen gemeinsam etwas anschaut und sich danach potentiell darüber austauscht, kommt hinzu.
Mit gleich vier Bayerischen Fernsehpreisen wurden Schauspieler und Macher von ZDF-Produktionen am Freitagabend, 3. Juni 2016, im Prinzregententheater in München ausgezeichnet. Den mit 10.000 Euro dotierten Blauen Panther erhielten Autorin Maike Conway für die "37°"-Reportage "Niemand darf es wissen – Corinne und ihr Geheimnis", Güner Balci für den Dokumentarfilm "Der Jungfrauenwahn", Schauspielerin Nina Kunzendorf für "Nacht der Angst" sowie Schauspieler Martin Brambach für "Unter Verdacht: Ein Richter".
Als Autorin und Regisseurin gewann Maike Conway mit ihrer "37°"-Dokumentation "Niemand darf es wissen – Corinne und ihr Geheimnis" (Redaktion: Brigitte Klos). Der Film gibt einen Einblick in das Leben der am HI-Virus erkrankten Corinne. Zehn Jahre lang begleitete Autorin Maike Conway das Mädchen mit der Kamera und erzählt hautnah von ihrem Umgang mit der Krankheit. Die Jury lobte das sensible Porträt: "Maike Conway gelingt eine großartige Langzeitdokumentation, die deutlich macht, wie HIV das Leben eines Kindes prägt. Ein Film, der Verständnis weckt, Vorurteile und Ängste abzubauen vermag und Hoffnung geben kann." Der Dokumentarfilm wurde produziert von der Tellux Film GmbH in Zusammenarbeit mit dem ZDF, Redaktion Kirche und Leben, kath.
Auch die ZDF/ARTE-Koproduktion "Der Jungfrauenwahn" (Redaktion: Burkhard Althoff, Kathrin Brinkmann) wurde geehrt. In ihrem Dokumentarfilm beleuchtet Autorin und Regisseurin Güner Yasemin Balci das Verhältnis des Islams zur Sexualität. Einfühlsam zeigt sie, warum sexuelle Freiheit und ein selbstbestimmtes Leben für junge Muslime heute noch immer zur Gefahr werden können. "Der Filmemacherin Güner Yasemin Balci gelingt es, für die Freiheit und Selbstbestimmung der Frau einzutreten, gleichzeitig den Schutz des Privaten zu wahren und die Voraussetzungen für eine moderne und zeitgemäße Gesellschaft unterschiedlicher Kulturen einzufordern", begründete die Jury die Auszeichnung. "Der Jungfrauenwahn" ist eine Produktion von Hanfgarn & Ufer Filmproduktion in Koproduktion mit ZDF/Das kleine Fernsehspiel in Zusammenarbeit mit ARTE, gefördert von Nordmedia.
Zur "Besten Schauspielerin" in der Kategorie "Fernsehfilm / Serien und Reihen" wurde Nina Kunzendorf für ihre Rolle in "Nacht der Angst" (Redaktion: Caroline von Senden) gewählt. In dem ZDF-Drama spielt sie die freischaffende Hebamme Emma. Als es bei einer Zwillingsgeburt zu Komplikationen kommt, beginnt für Emma ein wahrer Albtraum: Sie soll für die Behinderung eines der Kinder verantwortlich sein und muss sich plötzlich vor Gericht verantworten. Die Auszeichnung begründete die Jury mit: "Nina Kunzendorfs natürliche Präsenz als Emma gibt ihrem Spiel eine Leichtigkeit, die die Schwere eines dramatischen Augenblicks nur umso heftiger mitfühlen lässt." Der Film wurde produziert von der Bavaria Fernsehproduktion in Zusammenarbeit mit dem ZDF, Redaktion Fernsehspiel I.
Den Preis als "Bester Schauspieler" in der Kategorie "Fernsehfilme / Serien und Reihen" erhielt Martin Brambach für seine Darstellung in der ZDF/ARTE-Koproduktion "Unter Verdacht: Ein Richter" (Redaktion: Elke Müller). In dem Krimi verkörpert er einen herablassenden und manipulativen Richter, der scheinbar aus Notwehr eine Frau erschießt. "Es ist unmöglich, Martin Brambach als Schauspieler nicht wahrzunehmen", würdigte die Jury seine schauspielerische Leistung. "Unter Verdacht: Ein Richter" ist eine EIKON Media GmbH-Produktion in Koproduktion mit dem ZDF, Redaktion Reihen und Serien II.
Um herausragende Leistungen im deutschen Fernsehen zu würdigen, verleiht die Bayerische Staatsregierung seit 1989 auf Vorschlag einer unabhängigen Jury den Bayerischen Fernsehpreis. Preissymbol ist die Porzellanfigur "Blauer Panther".