Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 9. Juni 2016, Teil 1

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) – Irgendwas muß unter der Sonne des amerikanischen Westens ganz besonders sein, daß Filmemacher aller Welt dort ihre Helden und Heldinnen sich selbst finden lassen – oder dies zumindest versuchen lassen, wobei es bei Romy (Diane Kruger) in Nevada klappt.

Wenn man denn zufrieden ist damit, daß eine Frau den Mann gefunden hat, der ihr gefällt, auch wenn sie ohne ihn weiterleben muß, aber doch ein Kind von ihm hat. Doch das ist dann der Schluß. Zugegeben, das hat uns mehr als frappiert, daß schon wieder eine Selbstfindung und sogar nach all den Männergeschichten schon wieder - Isabelle Huppert im Death Valley – eine Frau sich auf den Weg macht. Und woher sie kommt, aus welcher Ehehölle mit heftigem Schreien, das bekommen wir im ländlichen Motel 29 Palms lautstark mit. Die beiden sind im Cabrio unterwegs und aus Frankreich gekommen, um endlich gemeinsam Urlaub zu machen. Warum ihr ihr Richard (Gilles Lellouche) plötzlich nicht mehr gefällt, das versehen wir sofort.

Da sind sie aus Frankreich im Wilden Westen unterwegs und was macht der feine Franzose? Erst betrinkt er sich, dann beleidigt er sie und wirft ihr vor, ihm nur den Spaß verderben zu können und seine Kinder durch Fehlgeburten zu verließen und als Drittes will er es gleich noch einmal versuchen und sie vergewaltigen. Da werden in der zarten Romy, die Diane Kruger irgendwie so selbstverständlich nett spielt, daß wir sofort auf ihrer Seite sind und bleiben, da wird die zarte Romy zum Tier: sie nimmt den nächsten Gegenstand und schlägt zu. Nein, sie wollte ihn nicht erschlagen, aber nun liegt er tot in viel Blut dort.

Nichts wie weg und mit dem gebrauchten Amischlitten einfach auf und davon. Und sie tut ihr gut, ihre Entscheidung. Und erst recht, nachdem sie mit schlechtem Gewissen bei der Polizei sich selber anzeigen will und erfährt, daß der Gatte zwar verletzt im Krankenhaus liegt, aber nicht schwer und sie noch nicht mal angezeigt hat, das nämlich haben französische Ehemänner nicht gerne, daß ihre Frauen sie offiziell niederschlagen.

Romy fühlt sich frei, sie fühlt sich zum ersten Mal seit sehr langer Zeit so richtig frei. Und natürlich fliegt sie nicht zurück nach Hause, sondern setzte die Reise unter den nun veränderten Bedingungen fort. Durch Nevada geht es bis Las Vegas. Wer je in dieser Stadt war, die malerisch und farbenfroh am Fuße der hinter ihr aufgeschichteten Berge liegt, während vor ihr die Wüste Fata Morganas produziert, der weiß, was laut, was bunt, was schrill ist.

Dort, wo jeder Frau eingebläut wird, sich auf keinen Kerl einzulassen, lernt sie den eher verschlossenen Ranger Diego (Norman Reddus) kennen – und was ja nicht ihre Art ist, gleich schläft sie mit ihm. Seine Art ist es wohl auch nicht, denn am nächsten Morgen ist er verschwunden, hat allerdings seine Adresse aufgeschrieben. Romy sieht das als Indiz, ihn doch sofort aufzusuchen, auch wenn der Weg durch heiße und steinige Wüste geht.

Damit haben wir aber die herrliche Passage ausgelassen, in der die schrillste Person von Las Vegas, Charlene (Laurene Landon),  Romy dazu animiert, im Bunnykostüm Touristen anzumachen, damit diese Fotos mit Elvis-Imitatoren knipsen und dafür bezahlen, was Romy einfach nicht kann, weshalb sie bei Charlene ausziehen muß, was ja erst den Weg frei macht für diesen Diego.

Nein, was weiter passiert, das wollen wir nicht erzählen. Nur, daß das eigentlich ein Film wäre, der bei uns kein großes Interesse hervorriefe. Aber irgendetwas ist an dem Film, was einen anrührt und nicht zuletzt ist Diane Kruger hier eine Frau, deren Lebensweg man zwar nicht ganz folgen will, die aber so ehrlich und konsequent den Himmel in sich selbst entdecken will, daß wir das gerne zulassen.