Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 11. August 2016, Teil 7
Aus dem Filmheft
Berlin (Weltexpresso) – In der Zeit, in der Bourne sich zurückgezogen hatte, hat er sich stark verändert. Greengrass sagt: „Wir treffen Bourne an der griechisch-mazedonischen Grenze wieder. Er befindet sich in einem inneren Konflikt, er ist unruhig und wir wissen nicht warum. Was also ist in den vergangenen zehn Jahren mit Bourne passiert und warum hat er keinen Frieden gefunden? Unsere Geschichte erzählt was er tun muss, um ihn trotz allem zu finden.“
Damon nimmt den Faden auf: „Was wir herausfinden ist, dass er seine Freiheit gefunden hat. Er hat sich von seiner Identität Jason Bourne befreit, aber das hat ihm keinen Frieden gebracht. Er ist noch immer eine gequälte Seele und zu Beginn des Films befindet er sich an einem sehr dunklen Ort.“
Als eine der Konstanten in seinem kaputten Leben, zeigt seine Kollegin Nicky Parsons Bourne einen möglichen Weg aus seiner dunklen Existenz. Nachdem auch sie in den Jahren seit ihrem letzten Treffen untertauchen musste, erscheint Parsons unerwartet in einer Menschenmenge und steckt Jason eine Nachricht zu, in der sie einen Treffpunkt angibt. Sie hat sich in die Datenbank des CIA gehackt und Black Ops-Dateien entdeckt, die 30 Jahre zurückgehen. Als eine der wenigen, denen Bourne vertraute, analysiert die Agentin während des Hacks insbesondere die klassifizierten Dateien, die Bourne betreffen.
Parsons wird erneut von Julia Stiles gespielt, die etwas über ihren Charakter verrät, was viele nicht wissen: „Ursprünglich wurde Nicky ganz am Ende von ‚Die Bourne Identität‘ gegen eine Wand geschleudert und brach sich den Hals. Aber zum Glück für mich wurde die Szene raus geschnitten und 15 Jahre später bin ich nun hier. Als ich für die Rolle besetzt wurde, so ich erinnere mich, dachte ich - aber sagte das nicht laut - ‘Ich bin zu jung, um in der CIA zu sein.‘ Zu der Zeit war ich 19. Also war Nicky für mich anfangs eine sehr eifrige, beinahe sehr gute und gewissenhafte Assistentin. Die natürliche Entwicklung im Laufe der Zeit sorgte dafür, dass sie mehr und mehr abgestumpfte, vor allem durch ihre persönliche Verbindung zu Jason. Sie sorgt sich um ihn als Menschen und weiß, was das Programm seiner Psyche und seinem Leben angetan hat. Auch Nicky musste nach dem Ende von ‚Ultimatum‘ in den Untergrund gehen. Das hat ihr Leben drastisch verändert. Ich freue mich total über diese Wandlung. So kann ich eine Nicky gestalten, die rebellisch, furchtlos und wütend über die ganze CIA ist. Sie hat nichts und hat es satt weiter davon zu laufen. Freiheit ist, wenn man nichts zu verlieren hat. Also fängt sie an herauszufinden was die Organisation getan hat, egal wie hoch die Kosten sind – denn dafür muss sie aus ihrem Versteck kommen, was auch zu ihrer Entdeckung führt.“
Mit der Zeit gab es auch Änderungen in den oberen Rängen der CIA. Der neue Chef ist CIA-Direktor Robert Dewey, ein erfahrener und gut vernetzter Veteran. „Eine der größten Herausforderungen“, erklärt Greengrass, „war es diesen starken Gegenspieler für Bourne zu finden. Auf dieser Seite der Geschichte haben wir einige große Charaktere gespielt von Brian Cox, Chris Cooper und David Strathairn. Wir hatten unglaubliches Glück Tommy Lee Jones überzeugen zu können in dieser Liga mitzuspielen. Er sog die Rolle und unsere Art zu arbeiten förmlich auf – diese Art von Wahnsinn ist nicht ganz das, was er gewohnt ist, aber er machte mit – mit viel Humor und schien dabei sogar eine Menge Spaß zu haben.“
Jones war sehr überzeugend darin die Rolle zu beschreiben, so wie Greengrass und Rouse sie für ihn geschrieben hatten. Der Schauspieler erklärt: „Es hat mir schon immer Spaß gemacht, diese Art von Filmen zu sehen und ich dachte, es würde auch Spaß machen einen zu machen. Es war ohnehin wieder an der Zeit zurück an die Arbeit zu gehen und ich kenne Matt schon lange Zeit. Es gab nur positive Argumente, um an Bord zu kommen. Das wichtigste davon war, dass es aussah, als ob es Spaß machen würde.“
‚Spaßig‘ ist wahrscheinlich das letzte Wort, mit dem jemand Direktor Dewey beschreiben würde. Jones sagt dazu: „Mein Charakter will den Zugang zu einem neuen System im Internet, das der CIA den Zugang zu Computeraufzeichnungen und Kommunikation von praktisch jedem in der Welt ermöglichen würde.“ Auf die Frage, ob er Dewey als einen schlechten oder guten Charakter bezeichnen würde, sagt Jones deutlich: „Natürlich ist er hier der Bösewicht. Er versucht den guten Kerl zu töten.“
Marshall sieht das nicht ganz so, wie Jones. Der Produzent sagt: „Eine Menge von dem, was in diesen Filmen ausgelotet wurde und ganz besonders in diesem Film, fällt in eine Grauzone. Es geht um Patriotismus und den Schutz des Landes. Das macht Tommy Lee Jones‘ Charakter zu einem komplexen Fall.“
Goodman fügt hinzu: „Deweys hat starke Ansichten, von denen er glaubt, dass sie richtig seien. Wenn ein paar Eier zu Bruch gehen, um sein Ziel zu erreichen, dann ist das eben so. Der Zuschauer mag mit ihm nicht übereinstimmen, ich mag es nicht, aber ich kann seine Argumente nachvollziehen.“
Eine der größeren Entwicklungen des letzten Jahrzehnts ist zweifellos die wachsende Bedeutung der Cyber-Spionage. Wenn es eine solche Abteilung im CIA während der Zeit von ‚Ultimatum‘ gegeben hätte, so überlegt Marshall, sah sie sicherlich nicht so aus wie heute. Er merkt an: „Eines der wichtigsten Elemente der ‚Bourne‘-Filme ist, dass wir viele Leute haben, die einander nicht vertrauen. Das einzige Band des Vertrauens existiert zwischen Bourne und Nicky. Auf der anderen Seite, der Seite des CIA, traut niemand niemandem und dies fügt den Geheimnissen und der Spannung eine weitere Schicht hinzu.“
Dem Zeitgeist entsprechend, schufen Greengrass und Rouse mit der von der Oscar®-Gewinnerin Alicia Vikander gespielten Heather Lee eines der wichtigsten Mitglieder von Deweys Team. Als überaus begabte Hackerin liegen ihre Talente in ihrer Fähigkeit durch die Analyse sozialer Medien mögliche Konflikte in verschiedenen Teilen der Welt vorherzusagen, um sie dann zu beeinflussen oder gar zu steuern.
Goodman stellt uns in die Figur vor, von der Parson vermutet, dass sie nach Bourne sucht: „Heather ist eine junge Frau, die nach Stanford ging und von vielen Organisationen rekrutiert wurde. Sie hätte in den privaten Sektor gehen und dort Millionen machen können, aber sie ist eine kluge Person, die sich darüber im Klaren ist, was in ihrem Leben wichtig ist. Sie ist nicht nur ehrgeizig, sie will auch effizient sein. Sie glaubt, dass sie Eindruck machen kann, indem sie Bourne zurück bringt. Wir mussten dafür eine Schauspielerin mit einer gewissen Ausstrahlung besetzen, damit sie gegen Tommy bestehen konnte – denn die Beziehung der beiden ist definitiv von der temperamentvollen Art.“
Als Expertin für Aufstandsbekämpfung und Drohnenangriffen sowie als Agentin, die Erfahrung bei wichtigen Zielen hat, möchte Lee Teil der Operation sein und verspricht dafür Parsons und Bourne zu liefern. Von Athen über Berlin nach London und Las Vegas verfolgt Lee die beiden über die halbe Welt. Als sie überzeugt ist, dass sie Bourne zurückholen kann, macht sie die gleichen tödlichen Fehler wie andere vor ihr.
Greengrass bestätigt, dass er und Rouse einen neuen starken Charakter als neue Herausforderung für Bourne wollten: „Das gilt sowohl in Hinblick auf die Fähigkeiten als auch als Referenz an die neue Generation. Ich hatte Alicia in ‚Ex Machina‘ und ‚The Danish Girl‘ gesehen und finde sie fantastisch. Aber ganz ehrlich, ich hatte nicht geglaubt, dass sie es tun würde. Wenn man mit einem Film beginnt, ist die erste Rolle, die man besetzt sehr wichtig – das kann ein Reality-Check werden. Also lud ich sie zum Mittagessen ein.“
Das Essen erwies sich für die Schauspielerin als ein Deja-Vu-Moment. Vikander erinnert sich: „Als Paul und ich uns trafen, erzählte ich ihm etwas, von dem er wahrscheinlich dachte, dass ich mir das nur für unser Treffen ausgedacht hatte. Aber es war die Wahrheit! Als ich zum ersten Mal nach London kam, teilte ich eine Wohnung mit drei Mädchen, nicht weit von dem Ort in Paddington, wo wir letztendlich gedreht haben. Wir waren so pleite, dass wir uns eine Garderobe und die Betten teilten. Am Sonntag, wenn wir nicht genug Geld für die Kneipe hatten, fragten wir uns: ‚Sollten wir stattdessen nicht den ‚Bourne‘-Film sehen?‘ Und das taten wir dann auch. Wir haben ihn immer und immer wieder gesehen. Nach dem Mittagessen mit Paul rief ich sofort meine alten Mitbewohnerinnen an.“
Zwischen Tommy Lees Charakter und Vikanders gibt es eine sehr tiefe Verbindung. Und Vikander erzählt, was sie an den bisherigen „Bourne“-Filmen so fasziniert: „Als ich aufwuchs, habe ich eine ganze Menge Spionagefilme gesehen und eine Gespür dafür bekommen, wie das Genre so ist. Plötzlich jedoch wurde ich mit etwas konfrontiert, das komplett neu war und mich begeisterte der Gedanken an die Frage: ‚Was ist, wenn Bourne tatsächlich existiert? Was ist, wenn er tatsächlich da draußen durch die Straßen läuft?‘ Ich mag es wie die sozialen und politischen Aspekten in den Film integriert sind, was es zu einem intelligente Film macht, während es gleichzeitig ein Popcorn-Franchise ist mit all dem Spaß und dem Ausmaß, der damit einher geht.“ Fortsetzung folgt
Info:
Jason Bourne (USA 2016)
Originaltitel: Jason Bourne
Genre: Action, Thriller
Filmlänge: 123 Minuten
Regie: Paul Greengrass
Drehbuch: Paul Greengrass, Christopher Rouse, basierend auf Charakteren von Robert Ludlum
Darsteller: Matt Damon, Julia Stiles, Alicia Vikander, Vincent Cassel, Tommy Lee Jones u.a.
Verleih: Universal Pictures International Germany
FSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 11.08.2016