Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 11. August 2016, Teil 8
Aus dem Filmheft
Berlin (Weltexpresso) – Einen großen Action-Film zu drehen, während man über den ganzen Globus hüpft, erfordert extrem viel Planung. Diese zusätzlichen Wochen der Planung, Organisation, Entwicklung, Konstruktion, vorausschauendem Handeln und Geschwindigkeitswechsel würde jede Film-Produktion aus der Bahn werfen. Nicht jedoch Greengrass und sein Team.
Der Regisseur merkt bescheiden an: „ JASON BOURNE gehört zur Bantam-Gewichtsklasse – das ist kein Superschwergewicht, aber man hat es noch mit einer ordentlichen Größe zu tun. Beim Film bedeutet großer Umfang, dass man es zeitgleich mit vielen Elemente zu tun hat: mit Menschenmengen, Stunts, Fahrzeugen, verschiedenen Orten, Spezialeffekte – Dinge, die mit einer guten Vorbereitung zu bewältigen sind. Wir haben viel Zeit in die Herstellung dieses Films investiert und wir hatten dafür eine fantastische Crew. Filme werden von Menschen gemacht. Es sind 300 Personen am Set. Sie kommen zusammen, lernen sich kennen und verstehen, was der jeweils andere macht. Wenn es gut läuft, schafft das Vertrauen. Es ist wie jede andere Tätigkeit, wie Sport ... es ist das gleiche. Zunächst mag es etwas holprig sein, aber letztendlich spielt es sich ein.“
In dem Trupp der schwer arbeitenden Filmhandwerker, die Greengrass und seine Mitproduzenten um sich versammelten, war auch der 2nd Unit/Action-Regisseur SIMON CRANE, der an einigen der größten Filme in den letzten drei Jahrzehnten mitarbeitete. Crane erklärt seine Rolle so: „Ich mag die Herausforderung etwas Neues zu erschaffen und das ist genau das, was die ‚Bourne‘-Filme tun. Sie nehmen etwas alltägliches, quirlen es durch und heraus kommt etwas frisches, das zur gleichen Zeit aber auch geerdet ist. Wir wollen kein Spektakel, alles wird um Bourne herum erzählt. Es muss also tatsächlich machbar sein und nicht mit visuellen Effekten. Wir schleudern keine Autos eine Million Meilen in die Luft – bei uns bestimmt der Charakter die Geschichte und die Schauspieler bringen sich dabei verdammt gut ein.“
Ein weiterer Faktor in dem erfolgreichen „Bourne“-Oeuvre sind die internationalen Locations. Drehorte für diese Produktion fanden sich auf Teneriffa, der größten der Kanareninseln, in London, Berlin, Washington D. C. und in Las Vegas. Zwar wurde auch in gebauten Innen-Sets gedreht, doch laut Marshall „haben wir an echten Orten gedreht, die die Leute sehen wollen.“
Der Hauptdreh zu JASON BOURNE dauerte 85 Tage plus 30 Tage für die 2nd Unit. Geschuldet war dies dem Wunsch das Script chronologisch zu verfilmen. Während des Drehs war Veränderung für alle Beteiligten Teil des täglichen Lebens. Szenen wurden umgeschrieben, Kampfchoreographien entstanden neu, ganze Sequenzen wurden umgestellt – es gab so viele Änderungen wie nötig, um den Film ‚im Moment‘ zu halten. Diese Struktur und Flexibilität wurden fast immer belohnt.
Ahmed spricht vielleicht für alle Schauspieler, wenn er sagt: „Paul hat diese erstaunliche Fähigkeit immer präsent zu sein und buchstäblich Szenen am Set zu schreiben. Er hat keine Angst vor plötzlich auftauchenden Ideen und Dingen, die alles verschieben und verändern. Er ist jeder Idee gegenüber offen und lädt jeden ein, Ideen vorzubringen. Ich drehte immer wieder Szenen, die er erst am Tag zuvor geschrieben hatte. Alles, was er tut, ist gut recherchiert, präzise und in der Realität verankert. Er ist immer dabei das Buch weiter zu schärfen.“
Es gibt einen Grund warum Marshall so oft mit dem Filmemacher zusammen gearbeitet hat: „Es ist eine wundervolle Art, um einen Film zu machen. Man hat keine Angst seine Meinung zu sagen, weil es niemanden gibt, der dich deswegen schief ansieht. Niemand hat Probleme damit die wichtigen Themen zu diskutieren. Bei bestimmten Szenen haben wir noch in der letzten Minute Änderungen gemacht, weil es einfach nicht funktioniert hatte, als wir es ausprobierten, es nicht gut gespielt war oder Matt sich nicht wohl gefühlt hatte damit. In dem Fall sagte er zu Paul: ‚Ich glaube nicht, dass Bourne dies jemals tun würde‘ und wir stimmten zu. Paul und Christopher machten ständig Änderungen am Drehbuch – es ging ihnen immer nur darum die Fallhöhe anzuheben oder das Buch besser zu machen.“
Greengrass geht davon aus, dass der Wahnsinn Methode hat: „Wenn man nicht plant, kann man keine großen Filme machen, weil sie unweigerlich in Schwierigkeiten geraten. Gleichzeitig darf man aber nicht die Fähigkeit verlieren innovativ zu sein und man darf auch nicht sagen: ‚Naja, das funktioniert halt nicht so ganz‘. Stattdessen muss man einen anderen Weg finden. Das macht gutes Filmemachen aus.“
Ging es um die körperliche Fitness, waren die Schauspieler selbst gefordert. Matt Damon verzichtete auf ein eigenes Stuntdouble für seine Kampfszenen, was ein hartes körperliches Training für ihn bedeutete, wie er erklärt: „Ich bin ja nun ein wenig älter als ich es in den anderen Filmen war, was bedeutet, dass die Dinge nun ein wenig länger dauern. Mein Training beinhaltete vor allem viel Krafttraining, Cross-Training und Boxen, ein paar andere Dinge sowie eine strenge Diät. Ich will in der Rolle glaubwürdig sein, also musste ich fokussiert bleiben und mich um mich kümmern.“
In der Vorbereitung zu „Die Bourne Identität“ 2002 wurde dem Schauspieler vorgeschlagen Boxen zu trainieren, da es die Bewegung seines Charakters beeinflussen würde. Also begann Damon ein tägliches Boxtraining, das insgesamt sechs Monate dauerte. Einen Sport, den er seitdem regelmäßig betreibt. „Damals war ich 29, heute bin ich 45. Ich habe also in den letzten 16 Jahren regelmäßig geboxt, weil ich diesen Sport einfach liebe. Außerdem finde ich, dass es Bournes Charakter unterstützt, weil es eine sehr physische Rolle ist. Boxen, so finde ich, war einfach die beste Vorbereitung auf diese Rolle.“
Der Personaltrainer Jason Walsh arbeitete mit Damon intensiv an Kraft und Kondition und da der Schauspieler noch durch seine beiden vorherigen Projekte gut in Form war, ging es letztendlich nur um eine ‚Feinabstimmung‘, wie Walsh es nannte, die darauf abzielte durch rückwärts Klettern den oberen und unteren Körper zu trainieren. Zu Beginn des Films wird angenommen, dass Bournes psychologischer Verfall dazu geführt hat, dass er extrem gestresst ist und in seinem eigenen Kopf lebt. Daraufhin wurde die Entscheidung getroffen dem Schauspieler durch ein ‚Übertraining‘ ein bestimmtes Aussehen für eine Schlüsselszene zu geben, in der es um einen Faustkampf ohne Handschuhe geht.
Sobald sein gewünschter körperlicher Zustand erreicht war, musste er erhalten bleiben, weshalb das Training auch während der Dreharbeiten fortgesetzt wurde (da JASON BOURNE in einem Zeitraum von sieben Tagen spielt, sieht der Charakter weitgehend gleich aus, von den Anstrengungen des Vortages abgesehen).
Damon arbeitete in dieser Zeit auch weiterhin mit dem Boxer Matt Baiamonte, den er kennen lernte, als er sich für seine Rollen in „Invictus - Unbezwungen“ und „Der Plan“ vorbereitet hatte. Baiamonte boxte unter dem legendären Trainer und Cornerman Angelo Dundee, der u. a. mit Größen wie Muhammad Ali, Sugar Ray Leonard, George Foreman und Héctor Camacho arbeitete. Damons Fähigkeiten im Boxen wurden durch den Kampfchoreografen Roger Yuan erweitert, der den Gebrauch von Ellenbogen und Ringergriffen hinzufügte ... und all dies wurde von dem Stunt-Koordinator der Produktion, GARY POWELL, überwacht. Fortsetzung folgt
Info:
Jason Bourne (USA 2016)
Originaltitel: Jason Bourne
Genre: Action, Thriller
Filmlänge: 123 Minuten
Regie: Paul Greengrass
Drehbuch: Paul Greengrass, Christopher Rouse, basierend auf Charakteren von Robert Ludlum
Darsteller: Matt Damon, Julia Stiles, Alicia Vikander, Vincent Cassel, Tommy Lee Jones u.a.
Verleih: Universal Pictures International Germany
FSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 11.08.2016