Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 22. September 2016, Teil 10

Hanswerner Kruse

Berlin (Weltexpresso) - Wenn man Action-Kino und das Western-Genre halbwegs mag, dann ist die Neuverfilmung der „Glorreichen Sieben“ durch den großen Wild-West Regisseur Antoine Fuqua, ein brillanter und sehenswerter Streifen. Das ist eine richtig spannende und gute Neuverfilmung und ab heute im Kino,


Auch etliche Jahre nach dem Bürgerkrieg in den USA in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts herrschen im Westen noch Faustrecht und Gewalt. Das Gesetz der Zentralmacht beginnt sich nur langsam durchzusetzen. Der etwas irrsinnige „Kapitalist“ Bogue versucht 1879 Farmer aus der kleinen Stadt Rose Creek zu vertreiben, um auf ihrem Land Gold zu schürfen. Um sie willfährig zu machen, lässt er von seinen Blackstone-Söldner die Kirche anzünden und den Pfarrer verprügeln. Ein Farmer widersetzt sich und wird öffentlich eiskalt ermordet.


Soweit der Vorspann. Dann erleben die Zuschauer, wie der schwarze (!) Kopfgeldjäger Sam Chisolm (Denzel Washington) - ganz wie im klassischen Western - in einer Kleinstadt das Böse bekämpft. Emma (Haley Bennett), die Witwe des ermordeten Farmers, will diesen aufrechten Mann unbedingt als Helfer. Sie bietet ihm sehr viel, von anderen Farmern eingesammeltes Geld, um Rose Creek zu befreien. Chisolm ist unwillig, aber weil sie ihm „alles“ geben will, sagt er zu: „Alles hat mir noch nie jemand angeboten.“ Emma will Gerechtigkeit - aber Rache sei auch ok, verkündet die starke Frau.


In Parallelhandlungen erfahren wir, wie sich die Männer, die Chisolm für den Kampf anwerben will, so durchs Leben schlagen. Die meisten sind aus der Bahn geworfene Menschen und nicht unbedingt per se edle Kämpfer für Recht und Ordnung. Der Schwarze stellt eine illustre Befreiungsarmee mit einem Chinesen, einem Mexikaner, dem psychisch angeschlagenen, ehemaligen Südstaatenkämpfer Goodnight (Ethan Hawke), einem Indianer und anderen Männern zusammen. Zunächst vertreibt die multikulturelle Truppe recht schnell die Leute aus der Stadt, aber Bogue will gnadenlos zurückschlagen und rückt mit einer unbesiegbaren Übermacht an...


Die wunderbare und auch humorvolle Idee der multikulturellen Befreiungsarmee ist, für die damalige Zeit, völlig unrealistisch und märchenhaft. Allerdings wirft sie einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft der Vereinigten Staaten. Auch Auftraggeberin Emma lässt sich nicht an den Herd verbannen und lernt das Schießen. In einem entscheidenden Moment greift sie erfolgreich ein und rettet das Leben Chisolms.


Der Film ist manchmal komisch aber ohne platte Sprüche, weist spannende überraschende Wendungen auf und ist nicht allzu brutal. Die zahlreichen Blackstone-Söldner und Verteidiger sterben wie in den alten Western ganz einfach ohne viel Geschrei und spritzendes Blut. Das unterscheidet dieses Werk von vielen Italo-Western sowie den Filmen Quentin Tarantinos, deren Einflüsse ansonsten sehr spürbar sind: Die Menschen sind äußerlich wirklich dreckig und schmutzig, auch moralisch nicht besonders sauber. Der großartige fotografierte Film nutzt extreme Nahaufnahmen oder bizarre Perspektiven im Wechsel mit fantastischen Landschaftsbildern. Die Tableaus ziehen die Zuschauer sofort mitten in das Geschehen hinein.


Diese Neuverfilmung ist nah dran an der legendären Vorlage, „Die sieben Samurai“, des innovativen japanischen Regisseurs Akira Kurosawa von 1954. Sie ist besser als die spießige und cineastisch völlig uninteressante US-amerikanische Adaption von 1960. Trotz der Starbesetzung mit Yul Brynner, Steve McQueen, Charles Bronson und Horst Buchholz kann diese erste Verfilmung nicht mit dem neuen Film mithalten.  

Foto: V.r.n.l.) Denzel Washington (Chisolm), Haley Bennett (Emma), Luke Grimes (Teddy Q) © Sony-Pictures

 

Info:
„Die glorreichen Sieben“, USA 2016, 133 Minuten, FSK 16 Jahre, Filmstart 22. September 2016
Regie Antoine Fuqua mit Denzel Washington, Ethan Hawke, Haley Bennett Luke Grimes u.a.