Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 6. Oktober 2016, Teil 4

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Als Kind hat Jake Portman den Erzählungen seines Großvaters Abe (Terence Stamp) über Monster gelauscht und seine Erzählungen geglaubt. Je älter Jake wurde, desto unwahrscheinlicher wurden für ihn Großvaters Geschichten.

Als der 16jährige Jake (Asa Butterfield) aber Abe besuchen will, findet er ihn nur noch tot und ohne Augen im Garten und sieht plötzlich ein riesiges Monster. Seine Eltern, und seine Psychiaterin Dr. Golan (Allison Janney) meinen, dass er durch den Tod seines Großvaters an Wahnvorstellungen leiden würde.

Jake setzt durch, dass er mit seinem Vater (Chris O'Dowd) von seinem Wohnort in Florida zu der walisischen Insel fahren kann, auf der sein aus Polen stammender Großvater in seiner Jugend vor dem 2. Weltkrieg in einem Waisenhaus gelebt hat.

Jake findet auch das Haus, das nur noch eine Ruine ist. Es soll am 3.September 1943 durch eine deutsche Fliegerbombe zerstört worden sein, dabei seien alle Waisenkinder umgekommen. In den Ruinen trifft er plötzlich auf drei Kinder, u.a. Emma (Ella Purnell), die ihn zu einen völlig intakten Haus und zur Leiterin Miss Peregrine (Eva Green) bringen.

Jake erfährt von der Leiterin, dass das Waisenhaus in einer Zeitschleife steckt und die Bewohner jeweils die gleichen 24 Stunden erleben - bevor die Fliegerbombe das Haus zerstören konnte. Alle dort lebenden Kinder besitzen entweder magische Fähigkeiten wie Unsichtbarkeit, Schwerelosigkeit, prophetische Träume und außergewöhnlich starke Kräfte oder sie können Wind oder Feuer beherrschen, könnten Tote kurzzeitig aufwecken, beherbergen einen Bienenstock in ihrem Körper, haben einen zweiten Mund im Hinterkopf etc. Auch Miss Peregrine hat eine besondere Eigenschaft, sie kann sich in einen Wanderfalken (Falco peregrinus) verwandeln und sie ist diejenige, die die Zeitschleife aufrecht hält. Durch diese sind die Bewohner auch vor Fremden geschützt, obwohl Miss Peregrine sich immer zu einer bestimmten Tageszeit gegen einen für alle nicht sichtbaren Eindringling wehren muss.

Allerdings versuchen alte Widersacher genannt die Hollows und Wights unter der Leitung von Barron (Samuel L. Jackson), die Zeitschleife zu durchbrechen, die Kinder zu finden und zu töten. Unglücklicherweise sind die Hollows  für Miss Peregrine und die besonderen Kinder nicht sichtbar, sondern nur für Menschen mit ganz speziellen Kräften, wie Jakes Großvater Abe sie hatte. Langsam begreift auch Jake, dass er genau diese Gabe geerbt hat und dass er derjenige ist, der sich den Hollows und Barron entgegenstellen muss, um die Kinder zu retten.


Regisseur von "Die Insel der besonderen Kinder" ist Tim Burton. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Ransom Riggs (2011). Riggs hat noch zwei weitere Bücher geschrieben, die die Geschichte zu einem Ende bringen. Leider wird der dritte Teil erst im November auf Deutsch erscheinen.

Burton kehrt mit diesem Film zu seinem angestammten Betätigungsfeld der skurrilen, fantastischen Filme zurück, wie zuletzt in "Dark Shadows" (2012), in dem Eva Green auch eine der Hauptrollen gespielt hat. Eva Greens Miss Peregrine bleibt während des gesamten Films geheimnisvoll und ist niemals völlig durchschaubar.

Asa Butterfield, der bereits in Hugo Cabret (2011) und Ender's Game (2013) die Hauptrollen gespielt hat, übernahm die zentrale Rolle des Jake Portman. Butterfield war zur Zeit des Drehs 18 Jahre alt, konnte aber ohne Probleme als 16jähriger durchgehen. Er spielt sehr zurückhaltend, ist aber trotzdem immer das Zentrum des Films.

Ella Purnell spielt Emma, die in diesem Film - im Gegensatz zum Buch - den Wind beherrscht und ohne ihre schweren Schuhe weggeweht würde. Die Fähigkeit Feuer zu entzünden, hat hier Olive (Lauren McCrostie) übernommen. Auch die anderen Kinder sind sehr individuell und fantasievoll gestaltet.

Als Gegenspieler Barron, der im Buch so nicht auftritt, aber die Feinde der Kinder in sich vereinigen soll, ist Samuel L. Jackson nicht nur gefährlich, sondern er ist auch der, der die meisten Lacher bekommt.

Das Buch ist mit seiner düsteren Geschichte wunderbar geeignet für einen Regisseur wie Tim Burton, vor allem da er mit Jane Goldman eine Drehbuchschreiberin gefunden hat, die schon gezeigt hat, dass sie das Fantasy Genre beherrscht. Da sie z.B. auch die Drehbücher für X-Men: Erste Entscheidung (2011) und X-Men: Zukunft ist Vergangenheit (2014) geschrieben hat, ist es kein Wunder, dass die Kinder wie aus dem Mutanten-Milieu wirken mit Miss Peregrine als Professor X.

Das Waisenhaus ist ebenfalls sehr schön gestaltet, auch die Monster sehen teilweise nicht allzu gefährlich aus, aber die weißen Augen der menschenähnlichen Wights wirken - was sicher bewusst so gemacht wurde - recht fremdartig. Einige andere Szenen sind witzig, z.B. wenn die Wights eine spezielle Nahrung zu sich nehmen, oder wenn die Kinder, die für sie unsichtbaren Hollows sichtbar machen. Ob das 3D allerdings einen großen Mehrwert (außer an der Kinokasse) bringt, bleibt dahin gestellt.

Insgesamt ist "Die Insel der besonderen Kinder" ein wunderbar skurriler düsterer Film, der es geschafft hat, das Buch hervorragend umzusetzen. Er ist unbedingt sehenswert. Allerdings ist der Film ab 12 Jahren freigegeben, deshalb sollten Eltern auf die Altersbegrenzung achten und jüngere Kinder ihn nur in Begleitung von Erwachsenen besuchen lassen.

Foto: Asa Butterfield als Jake und Ella Purnell als Emma © 20th Century Fox Germany

Info:
Die Insel der besonderen Kinder (USA, Großbritannien, Belgien 2016)
Originaltitel: Miss Peregrine's Home for Peculiar Children
Genre: Fantasy
Filmlänge: 126 Minuten
Regie: Tim Burton
Drehbuch: Jane Goldman nach dem gleichnamigen Jugendroman von Ransom Riggs.
Darsteller: Asa Butterfield, Eva Green, Terence Stamp, Samuel L. Jackson, Ella Purnell, Chris O'Dowd, Judi Dench, u.a.
Verleih: 20th Century Fox Germany
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 06.10.2016