Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 12. Juli 2012, Teil 1
Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Alles viel zu viel, was die Filmindustrie in aller Welt bietet, die das nicht deshalb unternimmt, weil es noch so viel cineastisch auszudrücken, zu analysieren, zu erzählen gäbe, sondern, weil mit jedem Film die Erwartung verknüpft ist, daran verdienen zu können. Ein andermal wollen wir uns damit beschäftigen, wer in welchem Land überhaupt am Kino verdient. Jetzt erst einmal die zehn Filme dieser Woche!
DAS HAUS AUF KORSIKA
Endlich einmal ein Film aus dem Arbeitermilieu, der phantasievoll Lebenswirklichkeiten aufgreift und Lösungen zum Ausstieg aus einem fremdbestimmten Leben versucht. Warum uns das wichtig ist? Weil man diesen Bildbetrug kaum mehr anschauen mag, der einem in den Filmen, auch den Fernsehfilmen die tollsten Häuser und schönsten Wohnungen mit den großzügigen Schnitten und der herrlichen Einrichtung kaum mehr sehen mag. Als ob das der Durchschnitt wäre. Nun gut, diese Christine aus Belgiens Kohlenpott, die von ihrer Großmutter ein Haus auf Korsika erbt, ist auch kein Durchschnitt.
Im Original „Am Arsch des Wolfes“ genannt, was man sich als „Arsch der Welt“ oder „Wo der Hund begraben ist“, hierzulande wohl nicht traute, liegt der Originaltitel, was das Haus angeht, richtig. Auf Korsika liegt es auch. Die dreißigjährige Christine aus dem belgischen Ruhrpott Charleroi, ohne Arbeit, aber eine suchend, hat das alles satt, was nicht läuft, einschließlich ihres Typs, der im Verbund mit den Eltern immer genau weiß, was Christine zu tun hat. Schluß damit.
Auf Korsika allerdings fangen die Probleme erst an. Das Haus ist keines von denen, die in besagten Wohlstandsfilmen vorkämen, sondern eine seit vielen Jahren verwahrloste Angelegenheit, die nun von Christine in Angriff genommen wird.Außerdem ist der Süden nicht warm und lieblich. Korsika Ecken sind schroff und es ist kalt. Es sind fast militärische, auf jeden Fall logistische Leistungen, zu denen diese Tina, Omas Lieblingsnichte, in der Heimat dieser Oma fähig wird. Nicht allein, denn in dieser archaischen Welt von 12 Personen, die rund um das Haus leben, entstehen andere personelle Bindungen als in einem anonymen Großstadthaus.
Wir erleben in diesem durchaus ans Herz gehendem Erstling des Regisseurs Pierre Duculot eine Frau, die anpacken lernt, die sich für nichts zu schade ist und aus ihrem bisherigen Leben eine Wut mitbringt, die sie stärker macht und die schwersten Steine schleppen läßt, weil sie weiß, wozu das gut ist. Die Darstellung durch die schmale belgische Schauspielerin Cristelle Cornil setzt den I-Punkt, aber auch die anderen, teilweise Laien, tragen zum Authentischen bei.Ein Film, der nachwirkt.
PERIFERIC
Nein, kein französischer Film, auch wenn er so anfängt, wenn ein Gefängnisinsasse dieses verläßt. Hier aber ist es eine Frau und sie darf auch nur für 24 Stunden hinaus, eine Freigängerin also. Was dann passiert, ist ziemlich viel, einschließlich einer Geldübergabe und bestohlener Diebe. Bukarest, wo dieser rumänische Film spielt, ist ein Sündenbabel voll dubioser Gestalten und echter Krimineller mit ihrem Arbeitswerkzeug, der Pistole. Was in diesen 24 Stunden passiert, geht auf keine Kuhhaut, dabei war der Freigang dem Tod und der Beerdigung der Mutter der Gefangenen geschuldet. In den 24 Stunden holt sie den Sohn aus dem Waisenhaus und man hat den Eindruck, daß diese Matilda viel verstanden hat und ihren Weg gehen wird.