Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. Oktober 2016, Teil 7
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Leider, leider klappt die Kommunikation noch nicht gut, die nötig ist, um in Frankfurt die anzusprechen, die sofort kommen, wenn sie hören, daß Regisseur Dani Levi zu einer Vorführung seines Films in die Mainstadt ins neue schöne Cinema gekommen war, ehe heute der Film in allen deutschen Kinos anläuft.
Leider, leider auch deshalb, weil all denen, die nichts davon wußten, aber gerne gekommen wären, nicht nur ein sehenswerter Film entgangen ist – das kann man nachholen - , aber eben auch ein gelungenes, richtig langes Gespräch mit Dani Levi, den man nicht erst auffordern muß, über seinen letzten Film zu reden. Gut so, denn die, die sich dann so bitten lassen, denen nimmt man ihr eigenes Engagement nicht so ab.
Man konnte schon während der Vorführung des 103 Minuten langen Films das Behagen der Zuschauer hören, die dann begeistert klatschten. Sie fanden sich schnell ein in die WELT DER WUNDERLICHS, was Dani Levi, der auch das Drehbuch schrieb und wie er später sagte, seit vielen Jahren das Projekt in sich trug und dann vier Jahre vorbereitete, durch die Handlungsabfolge wie von alleine erreicht. Da passiert erst einmal am Anfang etwas, was sich zu einem sich immer vergrößernden Ball für die Hauptperson, die Tochter und Mutter Mimi (Katharina Schüttler), entwickelt, der, das sagt schon unser Vokabular die Geliebte zu sein, oder doch die angetraute Frau im Film erst mal versagt ist. Aber, auch das gehört zur Handlung, sowohl Mimi wie auch der Film bemühen sich dann schon, daß auch einmal wieder ein Mann, ein guter natürlich, in ihre Nähe gelangt.
Es gab also viele Lacher und tatsächlich genau von der Art, die leicht – nicht alle! - im Halse stecken bleiben. Es kommt zu genug Situationskomik, die unwillkürliches Lachen nach sich zieht. Das kann Dani Levi einfach, die Situationen in Filmen so zuzuspitzen, daß man nur noch lachen oder weinen kann. Und ich kann nicht anders, als die schönsten Dialoge im Film immer mitzuschreiben. Wie gut, daß ich meine Mitschrift im Dunkeln dann später im Hellen meist nicht lesen kann, aber die Erinnerung an etwas Tolles behalte. Das ist übrigens dann auch das, was man aus dem Film + Gespräch spät in der Nacht nach Hause nimmt. Daß da eben was passiert ist an Austausch und Information, was einem wichtig ist, weil man es nicht jeden Tag hört, wie ein engagierter Regisseur über das Prozedere beim Filmemachen und bei diesem ganz bestimmten spricht.
Anstrengend sei es gewesen, diesen Film zu machen, das war die erste Ansprache von Dani Levi ans Publikum, das erst einmal herzlich geklatscht hatte, denn das ist einfach ein Film, der einem gefällt, jedem gefällt, denkt man grundsolide und weiß doch, die Geschmäcker sind verschieden. Und nimmt man es ganz genau, dann sind die Filmcharaktere doch ein wenig im überschaubaren Muster gestrickt. Aber die Farben! Aber die Düfte! Aber die Musikalität! Vielleicht darf man beim Komödienfilmen, hinter denen ja immer die Tragödien lauern, auch nicht einfach auf Stereotypen verzichten?
Aber das sind wir schon viel zu weit im Inhaltlichen. Dani Levi ging erst einmal auf das ein, was nur der Filmemacher selbst weitersagen kann. Warum die Dreharbeiten zum Film so anstrengend waren? Weil die ganze Mannschaft ständig umzog, so viele Drehorte gab es, Frankfurt war auch dabei!, denn schließlich fördert die Hessen Film auch diesen Film, die zur Frankfurter Premiere miteingeladen hatte. Anstrengend war die gesamte Familie Wunderlich, die ja nicht nur aus vielen Personen besteht, sondern aus Schauspielern, die viel beschäftigt sind, was mit ihren Terminen auch genau austariert werden muß. Genauso wie das Kind Felix, der genau 25 Tage dabei sein durfte. „Viel Arbeit, anstrengend, aber eine ganz tolle Zeit“ - das war das Resümee des Regisseurs, der ja auch einen Darsteller mitgebracht hatte, der eine ganz spezielle Rolle im Film spielt: der Lover zwischen den zwei Schwestern. Der der einen war er, der der anderen soll er sein? Will er sein? Oder handelt er im altruistischen Auftrag der Schwester. Es ist Steffen Groth, der von seinen Dreherfahrungen berichtet und seine Deutung des Geschehens gibt.
Filme, von denen der Regisseur auch der Drehbuchverfasser ist, die sind eh etwas Besonders, wächst doch hier eine gedoppelte Verantwortung mit. 12 Fassungen vom Drehbuch habe er schon geschrieben, ehe es ernsthaft daranging, berichtet Dani Levi. Und dann das Casting? Ein ganzes halbes Jahr habe das gedauert, und insbesondere das Kind Felix war eine Leerstelle, bis er genau diesen Darsteller ganz am Schluß fand und wußte: Der ist es. Der Siebenjährige hatte noch nie mit Film zu tun gehabt, das sei natürlich ein Risiko, aber eines, daß sich in diesem Fall bezahlt gemacht habe.
Schauspieler kosten Geld! Aber daß sie in Deutschland teuerer sind als in der Schweiz, das war eine neue Information, vor allem, wo doch das Leben in der Schweiz wiederum für uns so extrem teuer ist. Eine ganz andere Kiste waren die Fragen nach seinen Vorbildern, Vorbilder als Regisseur. Als der Name Pedro Almodóvar fiel, muß man sich nicht wundern, denn tragen wir auch auf den Lippen, wenn es um echte Emotionen im Kino geht, um etwas, was verdichteter ist als im eigentlichen Leben, aber von der Leinwand wiederum auf den Menschen zurückstrahlt. Der letzte Film von Almodóvar JULIETA war wieder so wunderbar und knüpft an seine großen Filme an.
Auch Almodóvar dreht eigentlich ständig Familienfilme, räsoniert Levi und ihm war bei seiner Filmfamilie, den wunderlichen Wunderlichs das Wichtigste, sie glaubwürdig auf der Leinwand erscheinen zu lassen. Es ist eine regelrechte Familienaufstellung, die hier stattfindet und ein Zusammentreffen aller Familienmitglieder, was fast – nein, nicht durchgehend, wirklich nur fast, aber doch schon befreiend – was also fast eine Katharsis mit sich bringt, die gemeinsame Fahrt in die Schweiz, um der gebeutelten und doch von allen geliebten Mimi Wunderlich beizustehen in der Stunde ihrer Angst und ihres Triumphes.
Und wo ist Hannelore Elsner? Das war und blieb eine ernsthafte Frage, denn die Schauspielerin lebt doch in Frankfurt. Und sie ist auch sehr beliebt. Und darum bleibt dieses schöne Gespräch im Cinema auch nur 'eine Art Premiere'. Die 'richtige', an der Hannelore Elsner wie auch Peter Simonischek auch teilnahmen, die fand in im Kant Theater in Berlin statt. Gestern Abend mit rotem Teppich und den Darstellern. So erzählen zumindest die Berliner. Aber die Mannheimer sind stolz darauf, daß die Deutschlandpremiere in ihrer Stadt, der Heimat der Wunderlichs, tags davor stattfand. Ob sie alle da waren, die Schauspieler? Wir sahen im Bild Katharina Schüttler, ihren Film-Ex-Ehemann Martin Feifel, ihren potentiellen Liebhaber Steffen Groth und natürlich den Regisseur.
Zurück zu Frankfurt und den hiesigen Fragen und Antworten. Die Show im Film bildete ein Zentrum im Gespräch. Levi gab zuerst vor, wie sehr er solche Fernsehshows genieße, weil man daran eben viel lernen könne. Ihm mache es aber auch Spaß. Und wer darüber mehr wissen will, soll sich bitte den Film anschauen. Und wen das Showwesen nicht interessiert, der wird an allem anderen seine Freude haben. Sagen wir.
Foto: Wenn sie schon nicht bei der Premierenvorführung in Frankfurt dabei war, dann soll Hannelore Elsner die die leicht ver-rückte Mutter spielt, wenigstens im Filmbild anwesen sein
Info:
Vor der Kamera
Katharina Schüttler (Mimi Wunderlich)
EWi Rodriguez (Felix Wunderlich)
Peter Simonischek (Walter Wunderlich)
Christiane Paul (Manuela Wunderlich)
Martin Feifel (Johnny)
Steffen Groth (Nico)
Hannelore Elsner (Liliane Wunderlich)
Hinter der Kamera
Dani Levy (Buch und Regie)
Stefan Arndt (Produzent)
Uwe Schott (Produzent)