Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 20. Oktober 2016, Teil 3


Cordula Passow


Hamburg (Weltexpresso) – Die erstmalige Verfilmung der beliebte Kinderbuchreihe von Oliver Hassencamp über die Jungen von Burg Schreckenstein ruft vor allem bei denen Erinnerungen hervor, die in den Sechzigern und Siebzigern Kinder und Jugendliche waren, denn DIE JUNGEN VON BURG SCHRECKENSTEIN die Grundlage dieses Films, erschien 1959. Lange her.

Aber der Gehalt des Buches, Jungens im Internat, ist von zeitloser Gültigkeit und diese Verfilmung eben auch von heute. Da ist der elfjährige Stephan (Maurizio Magno) und wir bekommen mit, wie seine in Doppelfunktion von Beruf – noch dazu als Stewardess dauernd unterwegs - und Familie überforderte Mutter Melanie (Jana Pallaske) nach Ausweichmöglichkeiten sucht, wie die immer schlechter werdenden Noten in der Schule verbessert werden können. Der Vater ist ausgezogen und die beiden ziehen auch, was den Sohn angeht, nicht an einem Strick. Die Lösung soll das Internat bringen. Da wird der Junge nicht groß  gefragt, aber er hat auch keine Alternative und läßt sich von der Mutter auf Burg Schreckenstein abliefern.


Dort nämlich in der mittelalterlichen Burg ist heute mit Erlaubnis des Burgherrn (Harald Schmidt) ein Jungeninternat untergebracht. Dieses Internat leitet Direktor Rex (Henning Baum), der ein alter Mitschüler der  Mutter ist. Sicher vermietet Graf von Schreckenstein seine Burg, weil er Geld braucht, um davon zu leben und die Renovierungskosten für die alten Mauern zu zahlen. Die Ankunft der beiden in Schreckenstein, der ganze Ort heißt wie die Burg, läßt Stephan nicht kalt. Da sind erst im Ort Mädchen in Schuluniform, ja wie, ein Mädcheninternat gibt es auch? Und dann fahren sie in die urige Burg, die wirklich genau dem entspricht, was man von einer mittelalterlichen Burg erwartet, in der es spukt und Gespenster unterwegs sind, alles, was Romantik und Abenteuer verspricht.


Wenn da nur nicht die Mitschüler und Internatsinsassen wären! Denn Stephan wird als Neuer erst einmal gedemütigt und dann auf seine Frustrationstoleranz hin von den bisherigen eigentlichen Herrschern auf Burg Schreckenstein – Dampfwalze (Chieloka Nwokolo), Ottokar (Benedikt Glöckle), Mücke (Caspar Krzysch) und Strehlau (Eloi Christ) - untersucht. Aber dann läuft es nicht schlecht und er muß nur noch eine Mutprobe bestehen. Und die nimmt er mit Links und gehört jetzt zur Führungsgruppe des Jungensinternats. Die Schreckensteiner.


Wenn da nur nicht die Mädchen vom benachbarten Schloß Rosenfels wären. Da führt Direktorin Frau Dr. Horn (Sophie Rois) ein strenges Regiment. Sie fordert den fleißigen und nur auf Leistung getrimmten Schülerinnen alles ab, die schon arrogant geworden, diese Jungens als lächerlich und undiszipliniert abtun. Diese hochnäsigen Dinger sollen mal die Schreckensteiner kennenlernen!!


Mit Hühnern in Säcken bewaffnet, schleichen sich die Jungens des Nachts in das Klassenzimmer der Mädchen, lassen dort die Hühner frei, die sich sofort an ihr Zerstörungswerk machen. Da werden Fäden gezogen, das Papier zerrrupft und zerfressen, auf die Rechner gekackt und aus dem ordentlichen Klassenzimmer wird eine verwüstete Schullandschaft. Das Chaos ist groß, aber diese Schreckensteiner junior werden sich gleich wundern, denn sie haben ihre Rechnung ohne die Wirtin Dr. Horn gemacht. Die steht schon bei Direktor Rex auf der Matte und fordert, die Suche nach den Schuldigen sofort in Gang zu setzen.
Na, wenn schon, aber dann stellt Direktor Rex auf der Schulversammlung die Frage: „Wer war es?“ Und jetzt wird es schwierig. Denn es ist Usus auf Burg Schreckenstein, die Wahrheit zu sagen. Man kann Mist bauen, aber man muß ihn dann auch wegräumen. Also zieht Stephan, der als erster offen sagt, er sei es gewesen, die anderen mit sich. Das sind solche Momente im Film, die Kinder und Jugendliche besonders lieben werden. Der Mut, sich zu Streichen auch zu bekennen und die Folgen zu tragen, also Wiedergutmachung zu leisten, gehört zu den wichtigsten Erziehungszielen. Denn Kinder und Jugendliche sollen zwar Freiräume für eigenes Handeln erhalten, aber aus ihrem Handeln auch lernen für die Zukunft. Ein solches Erziehungsziel wird schnell moralinsauer und auch künstlich. Diese Fallen umgeht der Film, weil er beides zuläßt: erst die Streiche, dann die Aufarbeitung.


Und jetzt kommt die Rache der Mädchen, die übrigens evakuiert wurden aus ihrem Schloß, weil die angesichts des Hühnerspektakels notwendig gewordene Renovierung dies erzwingt. Aber ganz klar auf Burg Schreckenstein, wo nun Jungens und Mädchen miteinanderauskommen müssen, wobei ja die Rache…aber auf die sollten Sie gespannt bleiben, denn da entwickeln jetzt die Mädchen durchaus allerhand Phantasie, was ihnen die Jungens nicht mal zugetraut hätten.
Die Zuschauer werden daran einen Heidenspaß haben und auch das längst geplante Burgfest findet statt…