Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 27. Oktober 2016, Teil 2

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Dr. Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) ist ein hervorragender und brillanter Neurochirurg, der nicht nur reich, sondern auch egozentrisch, arrogant und herablassend ist. Durch einen von ihm verschuldeten schweren Autounfall werden seine Hände so schwer verletzt, dass er trotz mehrerer Operationen und anderer Therapien nicht mehr operieren kann, da seine Hände unkontrolliert zittern.

Sein Physiotherapeuten erzählt ihm von einem ehemaligen Patienten, der nach einer Querschnittslähmung wieder gesund wurde. Er sucht den ehemaligen Patienten auf, der ihm berichtet, dass er im Kamar-Taj in Kathmandu geheilt worden sei. Auf der Suche nach alternativen Heilungsformen begibt Strange sich nach Nepal und fragt sich zu dem Ort durch. Aber erst ein Fremder namens Mordo (Chiwetel Ejiofor) zeigt ihm das Haus.

Dort trifft er auf eine Frau, die The Ancient One (Tilda Swinton) genannt wird. Sie sagt ihm, dass er sich nur selbst heilen kann. Sie zeigt ihm aber, wozu sie fähig ist und was sie ihm beibringen kann. Dort wird er in die Geheimnisse einer verborgenen mystischen Welt voller alternativer Dimensionen eingeführt und erfährt außerdem, dass von Kamar-Taj aus der Kampf gegen sich verborgen haltende dunkle Mächte ausgetragen wird, die die bestehende Realität zerstören wollen.

Sie und ihre Mitstreiter Mordo und Master Wong (Benedict Wong) bilden Stephen Strange darin aus, seine mystischen und auch körperlichen Kräfte zu nutzen. Als dann Kaecilius (Mats Mikkelsen), ein ehemaliger Schüler der Ancient One, zusammen mit seinen Zeloten die Niederlassungen des Ordens in London und Hongkong angreift, muss Strange versuchen, zusammen mit Mordo und später auch Wong die Feinde aufzuhalten. Er nutzt dazu auch ein Amulett, das "Auge des Agamotto", das er sich aus der Bibliothek des Klosters ausgeliehen hat. Letztendlich muss er entscheiden, ob er die Welt gegen das Böse schützen oder zu seinem Leben in Wohlstand und Anerkennung zurückkehren will.


Doctor Stephen Strange hatte seinen ersten Auftritt als Marvel Charakter im Juli 1963 in "Strange Tales - #110", geschrieben von Stan Lee (der natürlich wieder ein Cameo im Film hat) und gezeichnet von Steve Ditko. Regisseur von "Doctor Strange" ist Scott Derrickson, nach einem Drehbuch von Jon Spaihts, Scott Derrickson und C. Robert Cargill. Es ist der 14. Film aus dem Marvel Universum.

Derrikson hat einen jederzeit spannenden Film in 3D gedreht. Hier ergibt in vielen der Szenen das 3D ausnahmsweise wirklich Sinn. Dies gilt besonders bei den vielen fraktalen und kaleidoskopartigen Bildern, wenn während der Kampf- und Verfolgungsszenen die Landschaften gefaltet, vervielfacht und verändert werden. Das führt zu atemberaubenden Bildern und tollen außerirdischen Effekten.

Der Film ist nicht nur spannend und innovativ inszeniert, auch der Humor kommt mit vielen Einzeilern nicht zu kurz. Es ist der erste Marvel-Film, in dem nicht Mutanten oder Helden mit Superkräften die Hauptrolle spielen, sondern mit Doctor Strange ein Mensch mit Zauberkräften, der Portale zu anderen Orten und in andere Dimensionen schaffen kann. Dazu bekommt er auch noch den 'Cloak of Levitation', einen roten Mantel, der ihn schweben und fliegen lässt. Der Mantel hat aber auch eine Art eigenes Bewusstsein, was zu einigen netten und auch witzigen Szenen im Film führt.

Daneben ist "Doctor Strange" vor allem ein Film, den man sich als Neuling ansehen kann, ohne dass man die anderen 13 Filme aus dem Marvel Umfeld gesehen haben muss.

Die Hauptdarsteller des Films sind hervorragend gewählt. Benedict Cumberbatch zeigt bei die Verwandlung von Stephen Strange vom arroganten Arzt  über einen Menschen, der seine Aufgabe verloren hat, bis zum Mann, der weiß, dass er eine neue Berufung gefunden hat, eine tolle schauspielerische Leistung. Aber auch Tilda Swinton als The Ancient One und Chiwetel Ejiofor als Mordo sind sehenswert. Mats Mikkelsen spielt mit dem ehemaligen Schüler Kaecilius den Bösewicht des Films. Mikkelsen ist ein sehr guter Schauspieler, aber leider ist der Bösewicht wieder wie schon in vielen Marvel-Filmen kein hervorstechender Charakter.

Interessanter ist da schon der Artefakt, den Strange während seiner Kämpfe auf der Brust trägt und über den Kevin Feige, der Marvel Studio Präsident und Produzent des Filmes, in einem Interview gesagt hat: "Das Auge ist ein sehr wichtiges Relikt und ziemlich gefährlich, wenn es in die falschen Hände fällt. Es hat die Fähigkeit, eine Reihe von Dingen zu tun. Am gefährlichsten ist die Fähigkeit, Wahrscheinlichkeiten zu manipulieren. Oder anders ausgedrückt, kann man damit 'mit Zeit herumspielen' - was ein Teil der Geschichte ist."

Das deutet darauf hin, dass es ein sogenannter "Infinity-Stone" ist und damit wichtig wird für einen Film wie "Avengers: Infinity War", der als Abschluss der Avengers-Stories 2018 in die Kinos kommen soll und in den Stephen Strange eine Rolle spielen wird.

Insgesamt ist "Doctor Strange" eine spannender und innovativer 3D Film, der zwar nicht der beste Marvel-Film ist, der aber insbesondere mit der Besetzung, der Musik und besonders den visuell eindrucksvollen Actionsequenzen punktet. Die knapp 2 Stunden werden nie langweilig. Auch deshalb ist der Film unbedingt sehenswert.

PS: Auf jeden Fall während des Abspanns sitzen bleiben, da es - wie inzwischen bei Marvel-Filmen üblich - während und nach dem Abspann noch zwei kurze Szenen gibt, die auf einen der nächsten Filme und auf Charakteränderungen eines Hauptdarstellers hinweisen.



Foto: Mordo (Chiwetel Ejiofor) and Doctor Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany/ Marvel

Info:
Doctor Strange (USA 2016)
Originaltitel: Doctor Strange
Genre: Action, Science Fiction, Fantasy
Filmlänge: 115 Min.
Regie: Scott Derrickson
Drehbuch: Jon Spaihts, Scott Derrickson, C. Robert Cargill, nach dem Comic Buch von Steve Ditko
Darsteller: Benedict Cumberbatch, Tilda Swinton, Chiwetel Ejiofor, Mads Mikkelsen, Rachel McAdams, Michael Stuhlbarg u.a.
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 27.10.2016