Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 27. Oktober 2016, Teil 8

Filmheft

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – „Herr Söring ist knapp 30 Jahre in Haft. Er hat sich vorbildlich in der Haft verhalten. Er hat Bücher geschrieben und hat Preise für seine Bücher gewonnen. Ich setze mich dafür ein, dass Herr Söring zurück nach Deutschland kehren kann…


Es gibt die Möglichkeit der Begnadigung durch den Gouverneur, der Entlassung auf Bewährung durch das Parole Board oder die Haftüberstellung nach Deutschland. Bei einer Haftüberstellung würde Herr Söring zunächst seine Haftstrafe weiter in einem deutschen Gefängnis verbüßen. Gouverneur Tim Kaine hatte einer Haftüberstellung vor einigen Jahren bereits zugestimmt. In letzter Minute widerrief der neu gewählte Gouverneur McDonnell diese Entscheidung. Derzeit stehe ich in Kontakt mit dem im Jahr 2014 gewählten Gouverneur Terry McAuliffe. Ich habe Gouverneur McAuliffe ein Schreiben zukommen lassen, in dem sich 123 Bundestagsabgeordnete für eine Haftüberstellung einsetzen. Kürzlich habe ich Herrn Söring im Gefängnis besucht.

Unabhängig von der Schuldfrage – Herr Söring beteuert seine Unschuld und angesehene Persönlichkeiten wie die ehemalige stellvertretende Generalstaatsanwältin von Virginia, Gail Marshall setzen sich für ihn ein – ist es legitim und richtig, sich für einen deutschen Staatsbürger einzusetzen, der mehr als ein Vierteljahrhundert in Haft gesessen hat. Bei allen Unterschieden unserer beiden Rechtssysteme – Herr Söring könnte zumindest in ein deutsches Gefängnis überstellt werden. Das ist mein humanitäres Anliegen. Das wäre eine humanitäre Geste unserer amerikanischen Partner und ein Ausdruck von Freundschaft und gegenseitigem Vertrauen. Gouverneur McDonnell – der mittlerweile zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde – hat einmal gesagt: „For those who have fully paid their debt for their crimes, they deserve a second chance.” Ich möchte optimistisch sein und daran mitarbeiten.

Auch der Film „The Promise“ (Anmerkung d. Red.: DAS VERSPRECHEN) kann seinen Teil dazu beitragen. Neben einer dramatischen und im reinsten Wortsinn „filmreifen“ Geschichte über das Leben von Jens Söring wirft der Film wichtige gesellschaftspolitische Fragen zum deutschen und amerikanischen Rechtssystem und Rechtsverständnis sowie Themen wie „Im Zweifel für den Angeklagten“ und „Recht auf eine zweite Chance“ (im juristischen Verfahren sowie im Leben) auf.

Der Film hat eine politische, eine gesellschaftliche und eine persönliche Dimension – und ist für den Zuschauer gleichzeitig eine fesselnde und dramatische Kriminal- und Lebensgeschichte."

16. Dezember 2015


Noch einmal zum Hintergrund


Der brutale Doppelmord an Nancy und Derek Haysom 1985 war eine Mediensensation. Die Haysoms waren angesehene Mitglieder der virginianischen Gesellschaft – und der Schuldspruch gegen ihre Tochter Elizabeth und ihren deutschen Freund Jens Söring machte viele sprachlos. Die zwei hatten sich im August 1984 bei einem Orientierungsabend für die Hochbegabtenstipendiaten an der University of Virginia getroffen, er war sofort hingerissen von ihr. Sie war schön, unwiderstehlich, verwegen, das Produkt englischer Boarding Schools, er war jung, naiv, Sohn eines deutschen Diplomaten.

Als die Ermittler in ihren Untersuchungen Elizabeth Haysom und Jens Söring immer näher kamen, flohen sie aus Amerika. Die Flucht war ein Abenteuer: Europa, Asien. Am 30. April 1986 wurden sie in England wegen Scheckbetrugs gefasst. Elizabeth Haysom gestand bei ihrem Prozess in den USA die Anstiftung zum Mord an ihren Eltern und wurde zu 90 Jahren verurteilt. Jens Söring kämpfte jahrelang gegen die Auslieferung in die USA, auch vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Erst als die Amerikaner auf die Beantragung der Todesstrafe verzichteten, wurde er in die USA ausgeliefert. Am 4. September 1990 wurde Jens Söring wegen Mordes zu zweimal lebenslänglich verurteilt. Seitdem sitzen beide in US-Gefängnissen, nicht weit voneinander entfernt.

DAS VERSPRECHEN – Erste Liebe lebenslänglich ist ein Film über eine große Liebe und einen großen Verrat und über das amerikanische Rechtssystem, das sich selbst nicht mehr zu hinterfragen scheint.Spannender Dokumentarfilm, der einen Kriminalfall der 1980er-Jahre und seine Folgen beleuchtet: Die hochbegabten Studenten Jens Söring und Elisabeth Haysom verliebten sich und ermordeten ihre Eltern, der Fall wurde zum Medienereignis. Faszinierend vielschichtig erzählt der Film von der ersten Begegnung, dokumentiert die Morde und zeigt ausführlich den Indizienprozess gegen Söring, der in einem Interview seine Sicht der Dinge darlegt. Am Ende überlässt er es dem Zuschauer, sich auf die Widersprüche und Ungereimtheiten des Falls einen Reim zu machen. - Sehenswert ab 16.

Dunkle, fast verschüttete Erinnerungen an ein Kapitalverbrechen, das Mitte der 1980er-Jahre für Aufsehen sorgte: Zwei hochbegabte Studierende aus bestem Hause treffen in einer US-Universität in Virginia aufeinander, verlieben sich und planen die Ermordung ihrer gesellschaftlich hochangesehenen Eltern. Im Frühjahr 1985 gelingt dies, doch dem Verbrechen mangelt es an Perfektion. Das Paar flieht und wird fast ein Jahr später in England verhaftet, wegen Scheckbetrugs.
 
Der Prozess, der das mörderische Pärchen trennt, wird ein Medienereignis mit Verzögerung, denn Jens Söring, Diplomatensohn und zur Tatzeit gerade mal 18 Jahre alt, wird erst in die USA ausgeliefert, als klargestellt ist, dass er nicht zum Tode verurteilt werden wird. Der Deal, den das Paar offenbar einging, war, dass der junge Mann von der diplomatischen Immunität des Vaters profitieren und in Deutschland nach Jugendstrafrecht verurteilt werden könne. In einer noblen Geste gesteht Söring…

Bitte lesen Sie die Filmbesprechung weiter oder die Rezension über das Buch.