Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. Juli 2012, Teil 1

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Tatsächlich ist man nach dem Massaker von als Journalist im Zweifel, wie man darauf in einer angesagten Filmkritik reagieren kann. Denn unwillkürlich will man den Zusammenhang, den der Attentäter durch seine Gewalttat in Aurora/Colorado/USA zur Premiere auf den Film rückbeziehen und diesen am liebsten verschweigen, als ob man dann die schrecklichen Morde ungeschehen machen könne. Damit wäre man andererseits schon auf den Attentäter reingefallen. Aber den Zusammenhang interpretieren, das muß man schon.

 

THE DARK KNIGHT RISES

 

Bevor wir zur Beschreibung und Analyse des dritten Batmanfilmes von Christopher Nolans kommen, seine Einordnung als abschließender Teil dieser Trilogie. Als Nolans, mit 32 Jahren sehr jung für eine superteure Hollywoodproduktion, für den ersten Teil BATMANS BEGINS von Warner Bros. verpflichtet wurde, ahnte kaum einer, wie erfolgreich die altbekannte Comicfigur Batman mit dem Fledermauskostüm in der Verfilmung der Kämpfe in und um die Stadt Gotham würde. Erfolgreich deshalb, weil das große und kommerzielle Kino sich hier mit anspruchsvollen Filmerwartungen traf.

 

Christian Bale war der jugendliche Held Bruce Wayne alias Batman, sein Gegenspieler Liam Neeson als erst aufbauender Mentor und dann böser Schuft R a’s Al Ghul. Der zweite Film THE DARK KNIGHT hatte vor allem durch den Tod des Gegenspieler des Batman, den Joker, verkörpert von Heath Ledger, eine außerordentliche Öffentlichkeit gewonnen, weil dies die letzte abgedrehte Rolle des Schauspielers wurde, für die er posthum den Oscar erhielt, denn er war mysteriös gestorben. In beiden Filmen war Batman zwar der Gute, der für das Gute in der Welt eintrat und gegen das Böse kämpfte, er war aber auch immer derjenige, der das Böse erst zum Superbösen motivierte, so daß jedes Mal Unglück und Tod mit die Folge seines Tuns waren. Im zweiten Teil starb so seine Liebe Rachel Dawes, Wayne selbst wird schwer verletzt.

 

Dieser dritte Teil setzt nun acht Jahre später ein und wir erleben einen der Welt abgewandten Bruce Wayne vereinsamt in seiner schloßähnlichen Behausung, der mit Batman nichts im Sinn hat. Zwar kitzelt der langjährige Butler der Familie, der für sein Wohl zuständige Alfred, dargestellt von Michael Caine, immer wieder an seiner depressiven Zurückgezogenheit, aber erst, als die rotzfreche Selina Kyle, fit durch Anne Hathaway als Catwoman gegeben, die Perlen seiner toten Mutter aus seinem Safe stiehlt und er zusätzlich von dem Erscheinen des neuen Schreckens in Gestalt eines gewissen Bane in Gotham erfährt, erwacht er aus seinem Dornröschenschlaf. Er zieht sein technisch aufgepepptes Batmannmobil hervor und braust durch Lüfte und Häuserschluchten, Schächte und unterirdische Verliese seinen Verfolgern davon.

 

Das muß er auch, denn statt der zu sein, der den gewalttätigen Bane, mit grauslicher Maulkorb-Gesichtsmaske eine Mischung zwischen halbnacktem Gladiator und üblem Berserker, in die Schranken weist, hat dieser Oberwasser und ist von der Kraft und Geschicklichkeit dem Flattermann mehr als ebenbürtig. Auch diese Figur soll dem Kosmos der Comic-Hefte von Bob Kane entstammen. Die zeitweise Unterlegenheit unseres Helden soll aber am Schluß um so strahlender dessen Sieg zeigen, der erkauft wurde, mit dem Niedermachen weiter Teile der Stadt. Die Bombe aber, mit der Bane Gothams Bewohner vernichten wollte, landet dank Wayne im Meer.

 

Waren bisher das Gute und das Böse streng geschieden, bringt dieser Film eine neue Dichotomie ins Spiel. Denn der böse Bane versammelt um sich die Erniedrigten und Beleidigten und Zukurzgekommenen dieser Erde, die in den unterirdischen Gängen der Stadt leben, in der Kanalisation oder U-Bahn-Schachten, einer echten Unterwelt, die an die Nibelungen erinnert, nur daß man vom emsigen Arbeiten nichts mitbekommt, wohl aber von den unmenschlichen Bedingungen in Heimen und dem Ausgebeutetwerden. Was man andererseits von der Haute-Volée der Stadt mitbekommt, ist eine Ansammlung von Kotzbrocken, so daß sich gar nicht die Frage stellt, daß man diese verteidigen sollte. Also tritt Batman eigentlich nur für sich selbst an, wenn er den Feind bekämpft und die namenlosen, irgendwie abstrakt bleibenden Bewohner von Gotham Stadt rettet.

 

Dies herauszustellen ist wichtig, denn man erlebt den Aufstand der Unterwelt, deren Motive man verstehen kann und gegen deren Aufbegehren man gar nichts haben kann. Man wünscht sich stattdessen, daß sich Batman an ihre Spitze stellen möge. Dort aber steht der wirklich widerliche Bane, der das Böse an sich darstellt und die schlimme Situation dieser Unter-der-Erde-Lebenden nur benutzt. Das zum komplizierten und doch wieder einfachen Plot. Der Film hat schöne Landschaftsaufnahmen und schreckliche auch und diesem ganzen Batman-Getue im Film merkt man schon Anleihen bei den James-Bond-Filmen an, wenn es um die Technisierung der Spezialfahrzeuge oder sonstigen Waffen des Batman geht. Am Schluß sieht Butler Alfred zufrieden, seinen verschwundenen Herrn Christian Bale mit der attraktiven Anne Hathaway in Europa an einem Kaffeetisch sitzen, während er für die Welt verschollen ist.

 

Nicht berücksichtigt haben wir Miranda, dargestellt von Marion Cotillard, die sich an Batman als die Gute heranmacht, was dieser goutiert und daß dann alles ganz anders ist, soll diesen Film spannend machen. Gut, daß Schluß ist mit dem Fledermausmann. Trotzdem kann und sollte man ihn nicht verantwortlich machen, daß psychisch Labile oder Kranke oder Verbrecher Menschen morden. Allerdings sind alle diese Filme Vorlagen für Weltuntergänge und für in die Menge Schießen und überhaupt Herumballern, als ob es Schaufensterpuppen und nciht lebendige Menschen wären. Dann aber könnte man die überwiegende Hälfte des Filmgeschäfts ad acta legen und hätte doch keine Gewähr dafür, daß die Welt friedlich würde. Alles sehr schwierig.