Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. November 2016, Teil 6

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Florence Foster Jenkins (Meryl Streep) ist 1944 eine allseits geschätzte Mäzenin der New Yorker besseren Gesellschaft. Sie ist die Gründerin des exklusiven Verdi Clubs, in der ihr Lebenspartner und Manager St. Clair Bayfield (Hugh Grant) tableaux vivants präsentiert. Natürlich spielt Florence dabei eine zentrale Rolle, obwohl sie schon über 70 Jahre alt ist.


Daneben ist sie auch eine große Freundin der klassischen Musik und unterstützt z.B. Musiker wie Arturo Toscanini (John Kavanagh) großzügig. Als sie ein Konzert der berühmten Opernsängerin Lily Pons (Aida Garifullina) in der Carnegie Hall hört, beschließt sie, Gesangsunterricht zu nehmen.

Auch wenn Bayfield und Florence nicht zusammen leben, St. Clair mit Kathleen (Rebecca Ferguson) eine Geliebte hat, wird sie wie immer von ihrem loyalen Partner unterstützt und auch versorgt. Dazu kommt, dass Florence durch ihren ersten Mann seit vielen Jahren an Syphilis erkrankt ist und deshalb Perücken tragen muss.

Bayfield engagiert kurzzeitig den Gesangslehrer Carlo Edwards (David Haig) und den Klavierspieler Cosmé McMoon (Simon Helberg). Obwohl Florence in ihrer Jugend als Wunderkind am Klavier galt, kann sie kaum einen Ton halten und hat auch mit dem Rhythmus der Lieder Probleme. Leider hält sie sich für eine begnadende Sängerin und merkt nicht, wie falsch sie singt.

Als sie sich entschließt vor Publikum zu singen, sorgt St. Clair dafür, dass sie nur vor sorgfältig ausgewähltem Bekannten auftritt, die sie alle in den Himmel loben. Zusätzlich wird darauf geachtet, dass die geladene Presse bestochen ist und so keine negativen Kritiken ihrer Konzerte in den lokalen Zeitungen erscheinen.

Doch dann hat Florence die Idee, nicht nur in kleinen Salons zu singen, sondern will zusammen mit Cosmé in der Carnegie Hall auftreten. Obwohl das Konzert schon nach kurzer Zeit ausverkauft ist, will sie 1000 Karten an Soldaten verschenken....


Florence Foster Jenkins, die von 1868 bis 1944 gelebt hat, wird heute häufig als die schlechteste Opernsängerin der Welt bezeichnet. Es gibt von ihr noch Aufnahmen, deshalb kann der Zuhörer sich einen Eindruck von ihrer Gesangskunst machen. Da sie in ihrer Jugend ordentlich Klavier gespielt hat, vermutet man, dass durch die damaligen Behandlungsmethoden ihrer Syphilis ihr Gehör und auch ihr zentrales Nervensystem dauerhaft geschädigt waren.

Das Thema scheint gerade angesagt zu sein. Im letzten Jahr ist der französische Film "Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne" erschienen, der das gleiche Thema behandelt und ganz sicher auf Florence Foster Jenkins Leben und Karriere basiert. Am 10.11. ist der deutsche Film "Die Florence Foster Jenkins Story" - eine Mischung aus Drama und Dokumentarfilm - in die Kinos gekommen.

Regisseur von "Florence Foster Jenkins" ist Stephen Frears, der mit Meryl Streep und Hugh Grant zwei bekannte Schauspieler für die Hauptrollen gewinnen konnte, die den Film hervorragend tragen können. Meryl Streep hat schon in vielen Filmen ihre Musikalität unter Beweis gestellt. Sie schafft es hier brillant, absichtlich so falsch zu singen, dass man doch immer noch die Lieder wieder erkennen kann. Auch Hugh Grant kann als allzeit loyaler Partner und unehelicher englischer Adelsspross zeigen, dass er ein sehr guter Schauspieler ist. Seine reservierte Steifheit passt wunderbar zu seiner Rolle.

Auch der dritte Hauptakteur Simon Helberg als Pianist Cosmé McMoon kann überzeugen. Seine Rolle macht als Einziger einen Reifungsprozess durch. Außerdem kann Helberg wirklich Klavier spielen. Deshalb war es möglich, alle Musikstücke direkt auf dem Set aufzunehmen und nicht vorher im Studio einzuspielen. Dazu kommt, dass man allen Schauspielern - auch den Nebenrollen - die Spielfreude anmerkt.

Natürlich ist es schon anstrengend, einer Sängerin zuzuhören, die kaum einen Ton trifft. Dazu kommt sicherlich, dass man als Zuhörer manchmal doch ein Gefühl von Fremdschämen bekommt. Da Meryl Streeps Florence Foster Jenkins aber immer absolut von sich selbst überzeugt auftritt, wird sie nie der Lächerlichkeit preisgegeben. Schon allein deshalb macht der Film großen Spaß.

Insgesamt ist "Florence Foster Jenkins" eine sympathische und toll gespielte Tragikomödie über eine reiche Frau, die trotz mangelndem Talent unbeirrt ihren Traum verfolgt. Der Film ist nicht nur außerordentlich humorvoll und amüsant, er ist auch voller Wärme und Herzlichkeit und deshalb unbedingt sehenswert.

People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing.
– Florence Foster Jenkins



Foto: Florence Foster Jenkins (Meryl Streep) vor dem Konzert in der Carnegie Hall zusammen mit Cosmé McMoon (Simon Helberg) und St. Clair Bayfield (Hugh Grant) © Constantin Film

Info:
Florence Foster Jenkins (USA 2016)
Originaltitel: Florence Foster Jenkins
Genre: Tragikomödie
Filmlänge: 110 Minuten
Regie: Stephen Frears
Drehbuch: Nicholas Martin
Darsteller: Meryl Streep, Hugh Grant, Simon Helberg, Rebecca Ferguson u.a.
Verleih: Constantin Film
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 24.11.2016