Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. November 2016, Teil 3

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Mike Williams (Mark Wahlberg) ist Chef-Techniker auf der Ölbohr-Plattform Deepwater Horizon. Er soll die nächsten 21 Tage wieder dort verbringen und wird von seiner Frau Felicia (Kate Hudson) zum Helikopter Startplatz in Bristow begleitet. Dort treffen sie auch auf andere Mitarbeiter der Crew wie den Offshore Instalation Manager Jimmy Harrell (Kurt Russell) und die junge Technikerin Andrea Fleytas (Gina Rodriguez).



BP will 2010 rekordverdächtige 100 Millionen Barrel Öl mit der im Golf von Mexiko 70 Kilometer vor der Küste liegenden Anlage fördern lassen. Im April 2010 taucht plötzlich neben der Ablösung auch Donald Vidrine (John Malkovich) als Vertreter von BP auf der Plattform auf. Da man durch Probleme 43 Tage hinter dem Zeitplan zurückliegt,  verlangt er sofort mit der Ölförderung zu beginnen, während die Chef-Techniker lieber noch weitere Tests machen lassen wollen, da Messungen zeigen, dass der Druck auf das Bohrloch zu hoch ist.

Nach einigen halbherzig durchgeführten aber positiven Tests dringt Vidrine darauf, mit der Förderung sofort zu beginnen, vor allem auch, weil ein Schiff zum Abtransport des zuerst erwarteten Bohrschlamms aus den Rohren bereit steht. Doch es geschieht, was BP nicht für möglich gehalten hat: Es kommt zu einem sogenannten "Blowout", dabei schießen unkontrolliert Bohrschlamm, Öl und Gas an die Oberfläche und lassen die Rohre platzen. Dadurch gelangen die Gase auch in die Luftschächte, was wiederum zu mehreren Explosionen führt. Die gesamte Mannschaft der Plattform ist plötzlich vom Feuer eingeschlossen, daneben fließen Millionen Tonnen Öl unkontrolliert ins Meer und entzünden sich teilweise auch dort.

Während die Crew des Tankers versucht an die Ölbohranlage heranzukommen und die Küstenwache sich auf dem Weg zur Unfallstelle macht, versucht die Mehrzahl der Mannschaft, die wenigen feuersicheren Rettungsboote zu erreichen. Während Mike Williams die unteren Decks durchsucht, um noch möglichst viele Arbeiter zu retten, versuchen Jimmy Harrell und Andrea Fleytas in der Kommandozentrale, das Leck zu schließen und so die Schäden möglichst gering zu halten.


Regisseur von "Deepwater Horizon" ist Peter Berg, der vor allem mit Action-Filmen wie "Battleship" (2012) und "Lone Survivor" (2013, auch mit Mark Wahlberg) bekannt wurde. Hier hat er einen sehr spannenden Katastrophenfilm gedreht, bei dem es eine klare Einteilung in Gut (die Arbeiter der Plattform) und Böse (die Mitarbeiter von BP) gibt. Dies ist ganz sicher etwas vereinfacht, trotzdem ist ihm ein sehenswerter und atemberaubender Katastrophenfilm gelungen.

Berg konzentriert sich vor allem auf das Geschehen bis zum Untergang der Plattform und stellt die Rettung der überlebenden Arbeiter aus der Sicht des Chef-Technikers Mike Williams dar (mit dessen Aussage vor Gericht der Film auch eröffnet wird). Dadurch ist ein äußerst spannender Film entstanden, in dem Berg versucht, das Geschehen in möglichst authentischen Bildern zu zeigen, auch wenn das durch Texttafeln unterstützte Fachchinesisch manchmal doch etwas störend wirkt.

Die Hauptdarsteller Mark Wahlberg, Kurt Russell, John Malkovich, Gina Rodriguez und auch Dylan O'Brien zeigen durchweg überzeugende schauspielerische Leistungen. Mark Wahlberg und Kurt Russells Techniker setzten zwar ihr Leben aufs Spiel, um andere Crewmitglieder zu retten und den endgültigen Untergang der Bohrinsel zu stoppen, ihre Taten werden aber nie hochstilisiert. John Malkovich spielt routiniert den BP-Manager, der entgegen allen vorgebrachten Warnungen die finanziellen Interessen seiner Firma durchdrückt, ohne in das übliche Klischee des bösen Managers zu verfallen.

Am Ende forderten die verheerende Explosion und die dadurch ausgelösten Großbrände am 20. April 2010 auf der Ölbohrinsel elf Menschenleben. Als die Plattform zwei Tage später unterging, weitete sich das Drama zu einer riesengroßen Umweltkatastrophe aus, da die Techniker von BP das Leck am Bohrloch erst nach 87 Tagen schließen konnten. Bis dahin waren jeden Tag 6,4 Millionen Liter Öl in den Golf von Mexiko geflossen.

Der doch etwas patriotische Film zeigt ausschließlich die heldenhafte Geschichte der Männer und Frauen auf der Deepwater Horizon, von denen elf die Katastrophe mit dem Leben bezahlen mussten. Berg ehrt die verstorbenen Männer im Abspann, indem er ihre Bilder und ihre Namen einblendet. Leider wird weder im Film selbst noch im Abspann auch nur ein Wort verloren über die nachfolgende Umweltverschmutzung des Meeres und der Küste und die Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt und die im Umfeld lebenden Menschen.

Trotz der genannten Kritik ist "Deepwater Horizon" ein spannender Katastrophenfilm, der auf jeden Fall sehenswert ist.



Foto: Kurt Russell und Mark Wahlberg © StudioCanal GmbH

Info:
Deepwater Horizon (USA 2016)
Originaltitel: Deepwater Horizon
Genre: Action, Drama
Filmlänge: 107 Minuten
Regie: Peter Berg
Drehbuch: Matthew Michael Carnahan, Matthew Sand
Darsteller: Mark Wahlberg, John Malkovich, Kurt Russell, Kate Hudson, Dylan O’Brien u.a.
Verleih: StudioCanal GmbH
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 24.11.2016