Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. November 2016, Teil 9

N.N.

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Als Meryl Streep zugesagt hatte, fragte Frears Hugh Grant an: „Ich sagte ihm, dass ich etwas für ihn hätte, was er mögen würde. Nach drei Tagen hatten wir auch seine Zusage. Ich fand schon immer, dass er ein äußerst guter Schauspieler ist, und ich mag Leute, die das Genre Romantic Comedy beherrschen.“


Bei diesem Film arbeiten Grant und Produzent Michael Kuhn bereits zum zweiten Mal zusammen, auch wenn die erste Zusammenarbeit schon zwanzig Jahre zurückliegt. „Ich habe seit Vier Hochzeiten und ein Todesfall im Jahr 1994 nicht mehr mit Hugh zusammengearbeitet. Ohne eine große Begabung hat man als Romantic Comedy-Schauspieler nicht über einen so langen Zeitraum Erfolg, nicht auf diesem Niveau. Man muss ein wirklich guter Schauspieler und lustig sein. Die Rolle des Bayfield musste rührend und komisch zugleich sein, das ist ja die Essenz dieses Films. Hugh ist ein Meister seines Fachs, er ist einfach beeindruckend.“

„Ich kannte die Geschichte von Florence Foster Jenkins oberflächlich“, meint Grant. „Ich erinnere mich, dass mir mein Cousin vor Jahren eine Kassette der schlechtesten Sängerin der Welt schickte. Das war eine der komischsten Aufnahmen, die ich je gehört habe. Zu diesem Zeitpunkt übernahm ich allerdings fast keine Rollen, weil ich an der ‚Hacked Off-Kampagne’ für einen strengeren Pressekodex mitarbeitete. Einer der Unterstützer dieser Kampagne ist Stephen Frears, der zu einigen von unseren Veranstaltungen kam und meinte, dass wir einen Film zusammen machen sollten. Ich antwortete ihm daraufhin, dass ich derzeit eigentlich keine Filme mehr drehe. Trotzdem schickte er mir das Drehbuch von Nicholas Martin, das einfach großartig war, äußerst lustig, real und rührend. Meryl Streep war bereits als Florence besetzt, da musste ich ja mitmachen.“

Grant spielt Foster Jenkins „Ehemann“ und Manager. „Bayfield ist ein Impresario, er hat aber auch einen wunderbaren Sinn für alles Absurde“, meint Frears. „Florence und Bayfield leben in einer Art Seifenblase. Er war immer sehr darauf bedacht, sie zu beschützen und darauf zu achten, dass die Seifenblase nicht zerplatzt. Meiner Meinung nach brauchte sie diesen Schutz auch, aber letztendlich ist sie wirklich in der Carnegie Hall aufgetreten und es hat funktioniert.“

„Ich war wirklich fasziniert von Bayfield“, meint Grant, „und es gefiel mir durchaus, er zu sein, was nicht immer der Fall war bei den Rollen, die ich gespielt habe. Im richtigen Leben und im Film ist Bayfield der uneheliche Enkel eines Grafen, irgendwie ein Versager-Typ. Er reiste als erfolgloser Schauspieler durch die Welt und strandete so gut wie pleite in New York. Dort lernte er Florence kennen, eine Erbin, die das New Yorker Musikleben finanziell unterstützte, und sie verliebten sich.“

„Ich glaube, er spielte seine aristokratischen Wurzeln und sein bohemes Schauspieler-Ding mehr aus, als er es hätte tun sollen und sie verfiel ihm genau deswegen. Aber Bayfield war fasziniert von ihr und sie wurden ein Paar. Auch wenn sie nie offiziell heirateten, hielt ihre Beziehung 30-40 Jahre“, fährt Grant fort. „Bayfield war ein Mann, der sich mit falschem Selbstvertrauen aufplusterte, das auf den Stand, das Vermögen und die Berühmtheit von Florence zurückzuführen war, was ich amüsant finde. Allerdings liegt auf der Hand, wer in der Beziehung die Hosen anhatte. Florence brauchte ihn bei ihren Darbietungen, aber letztendlich war sie diejenige, die das Geld hatte. Er unterstützte und beschützte sie während ihrer Konzerte, die nicht nur schlecht waren, sondern grauenvoll. Der springende Punkt war, dass er ihr Publikum kontrollierte, sodass nur Leute zu ihren Konzerten geladen waren, die sie mochten und von ihr angetan waren – Menschen aus ihrem eigenen Musikumfeld und nicht die breite Öffentlichkeit. Dadurch bekam sie nie mit, wie schlecht sie wirklich war.“

„An der Seite von Streep zu arbeiten war“, wie Grant meint, „verdammt beängstigend! Sie ist nicht nur ein Star, sondern wahrscheinlich die beste Schauspielerin, die es je gab. Sie ist von dieser Aura umgeben. Ihr zuzusehen ist wirklich großartig, man fühlt sich, als würde man Leonardo da Vinci beim Malen beobachten. Es gibt wirklich nichts, was sie nicht kann. Am meisten begeisterte mich an ihr, dass jede ihrer Einstellungen sich komplett von der vorherigen unterschied. Sie denkt nie ‚Oh, das habe ich jetzt nicht so richtig hinbekommen, jetzt mache ich es besser’. Sie erfindet die Einstellung jedes Mal neu, ich war wirklich beeindruckt davon.“

„Es war einfach alles beängstigend“, meint Grant lachend. „Mit Meryl Streep zusammenzuarbeiten war ganz klar beängstigend, aber ich hatte auch ein bisschen Angst vor Stephen, weil er den Ruf hat, erstklassige Filme zu machen, die immer Auszeichnungen erhalten, was ja nicht wirklich das ist, was ich bisher gemacht habe. Ich musste hier wirklich seriös spielen und das alles hat mich extrem eingeschüchtert. Letztendlich habe ich mich fast ein Jahr vorbereitet, weil wir einige Zeit warten mussten, bis uns Meryl zur Verfügung stand. Für diesen Film habe ich mich definitiv am längsten vorbereitet!“

Fortsetzung folgt

 

Foto: Meryl Streep und  Hugh Grant © Constantin Film

Info:
Florence Foster Jenkins (USA 2016)
Originaltitel: Florence Foster Jenkins
Genre: Tragikomödie
Filmlänge: 110 Minuten
Regie: Stephen Frears
Drehbuch: Nicholas Martin
Darsteller: Meryl Streep, Hugh Grant, Simon Helberg, Rebecca Ferguson u.a.
Verleih: Constantin Film
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 24.11.2016

 

Text aus dem Programmheft