Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. November 2016, Teil 8

N.N.

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Der Film kam außergewöhnlich schnell zustande, was Frears (Regisseur)  folgendermaßen kommentiert: „Nicholas muss überrascht gewesen sein, wie schnell wir alle – ich, die Produzenten, Meryl und Hugh – auf ihn zukamen und zustimmten.



Normalerweise ist das nicht so einfach. Sein Drehbuch war ausgefeilt und ausgereift. Nicholas hatte beim Schreiben immer vor Augen, dass die Leute Spaß haben sollten, er war sich immer darüber im Klaren, dass er die Menschen mit diesem Film unterhalten wollte.“

Ganz ähnlich erging es Cameron McCracken (Executive Producer) , als er das Drehbuch bei Pathé las und zustimmte, den Film zu finanzieren und zu verleihen. Für ihn war es bereits das fünfte Mal, das er mit Stephen Frears und seiner Produzentin Tracey Seaward zusammenarbeitete, das dritte Mal mit Meryl Streep und das zweite Mal mit Michael Kuhn. „Die Produktion war in vielerlei Hinsicht wie ein Familientreffen und als Christine Langan mit BBC Films ebenfalls mit dabei war, war unsere Familie komplett.“

Für Stephen Frears ist Florence ein fesselnder Charakter: „Florence war eine reiche Frau und fester Bestandteil der High Society, die viel für die Musik während des Zweiten Weltkrieges leistete. Außerdem unterstützte sie den berühmten Dirigenten Toscanini und war eine Philanthropin. Sie erinnert mich an die Schauspielerin Margaret Dumont, die immer den komischen Gegenpart zu Groucho Marx spielte, der ihr nachjagte – so grotesk und gleichzeitig auch ergreifend. Während des schrecklichen Krieges gab es in New York viele Leute, die in der Kultur Ablenkung suchten, und ihr gelang es mit ihren selbst organisierten Abenden, die Stimmung der Menschen aufzuhellen. Bei einem Konzert hörte sie Lily Pons, eine französische Opernsängerin mit einer unglaublichen Stimme, die sie dazu inspirierte, selbst wieder mit dem Singen anzufangen und Gesangsunterricht zu nehmen – und damit begann der wahre Horror! Die Charaktere von Florence und Bayfield sind zugleich lächerlich, rührend und grotesk, aber das passt gut zusammen. Bayfield war ein erfolgloser Schauspieler, als sie sich kennenlernten und verliebten. Er konnte dank ihr gut leben und sie fand in ihm wiederum einen Mann, der sie liebte und umsorgte, auch wenn er vielleicht ein Schürzenjäger war – was wollte sie mehr?“

Meryl Streep kannte die Geschichte von Florence Foster Jenkins, aber die Zusammenarbeit mit Stephen Frears war ausschlaggebend für sie. „Ich habe eine vage Erinnerung daran, dass in meinem ersten Jahr an der Schauspielschule eine Aufnahme von Florence herumging. Ich erinnere mich an eine Art Gejaule von ihr, das uns selbst zum Schreien brachte. Stephen rief mich an und sagte: ‚Ich habe eine Rolle für dich, es geht um die schlechteste Opernsängerin der Welt.’ Ich war sofort begeistert und stimmte zu, ohne zuvor das Drehbuch gelesen zu haben, weil ich schon immer mit Stephen zusammenarbeiten wollte. Unter Schauspielern genießt er einen so guten Ruf, dass jeder mit ihm zusammenarbeiten möchte.“

Abgesehen von Florences katastrophalem Gesang hat die Geschichte für Streep einen sehr weichen Kern. „Es geht um eine glückliche Langzeitbeziehung zwischen zwei Menschen, deren Eigeninteresse sowohl durch ihre Beziehung als auch durch ihre aufrichtigen Gefühle und Zuneigung füreinander befriedigt wurde. Die Geschichte ist voll von echten Emotionen.“

„Die echte Florence Foster Jenkins war die ultimative Club Lady“, fährt Streep fort. „Damals standen Frauen beruflich noch nicht alle Türen offen, deswegen organisierten die Vermögenden unter ihnen wunderbare Wohltätigkeitsveranstaltungen, um sich zu beschäftigen. Florence war eine große Musik-Mäzenin der Stadt, aus diesem Grund kam sie in der New Yorker High Society auch nach ganz oben. Sie hielt das Musikleben der Stadt am Leben und finanzierte Konzerte in der Carnegie Hall. Hierfür nutzte sie das Geld, das sie von ihrem Vater und ihrem Ehemann geerbt hatte.“

Jenkins war mehr als eine Philanthropin, sie war auch eine Frau, die ihre wahre Leidenschaft verfolgte. „Florence hat etwas beibehalten, was Kindern eigen ist: Man kann etwas nicht richtig gut, stürzt sich aber in die Vorstellung, es gut zu können, und hat einfach Spaß daran“, meint Streep. „Das ist die puristische Bedeutung des Wortes Amateur. Sie sang nur vor ihren Freunden und einem ausgewählten Publikum – die einzige Ausnahme war ihr Auftritt in der Carnegie Hall – eben weil sie nicht singen konnte, sie aber so viel Spaß daran hatte und die Musik liebte. Diese Begeisterung ist auch in unserem Drehbuch zu spüren.“
Fortsetzung folgt


Foto: Meryl Streep  © Constantin Film


Info:
Florence Foster Jenkins (USA 2016)
Originaltitel: Florence Foster Jenkins
Genre: Tragikomödie
Filmlänge: 110 Minuten
Regie: Stephen Frears
Drehbuch: Nicholas Martin
Darsteller: Meryl Streep, Hugh Grant, Simon Helberg, Rebecca Ferguson u.a.
Verleih: Constantin Film
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 24.11.2016

 

Text aus dem Programmheft