Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. Dezember 2016, Teil 1
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Tobias "Tobbi" Findteisen ist 10 Jahre alt und ein leidenschaftlicher Erfinder. Leider wird er von einigen Klassenkameraden gemobbt und hat außerdem zwei linke Hände, so dass er seine Erfindungen nicht selbst bauen kann. Tobbis Mutter (Jördis Triebel) hat eine Biker Reparaturwerkstatt, mit der sie voll ausgelastet ist und sein Vater (Ralph Caspers) ist - außer beim Kochen - genauso ungeschickt wie sein Sohn.
Eines Tages stürzt neben Tobbi ein Metallhaufen ab, der sich als Jung-Roboter R.O.B.344-66/3A - kurz Robbi genannt - entpuppt. Mit Hilfe eines Online Kurses "Deutsch für Ausländer" lernt er im Handumdrehen Deutsch. Er erzählt, dass er zusammen mit seinen Eltern seinen Heimatplaneten verlassen musste, weil seine Familie einen Systemfehler hat, sie haben ein Herz. Leider sind sie mit einem Satelliten der Firma PlumPudding Inc. zusammen gestoßen. Jetzt muss Robbi versuchen, seine Eltern, die mit ihrem Raumschiff am Nordpol abgestürzt sind, zu retten bevor sie dort einfrieren.
Da kommt Tobbis neuste Erfindung gerade recht - ein Gefährt, das nicht nur fliegen, sondern auch schwimmen und fahren kann, kurz ein Fliewatüüt. Während die beiden auf dem Schrottplatz mit Hilfe einer Biker Gang ihr Fahrzeug zusammen bauen, erfährt der skrupellose Sir Joshua (Friedrich Mücke), Chef von PlumPudding Inc., von dem Absturz und er glaubt, dass Robbis Metallherz sich hervorragend in seine Handys und Computer einbauen lässt.
Während Robbi und Tobbi sich mit dem Fliewatüüt auf den Weg zum Nordpol machen, setzt Sir Joshua seine besten Agenten Sharon Schalldämpfer (Alexandra Maria Lara) und Brad Blutbad (Sam Riley) auf Robbi an.
Unterwegs treffen die beiden jungen Abenteurer noch auf Matti, den Wärter des schwarz-gelb geringelten Leuchtturms (Bjarne Mädel), und auf das Inuit-Mädchen Nunu (Melina Mardini), immer dicht verfolgt von Sharon Schalldämpfer und Brad Blutbad....
"Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt" beruht auf dem bekannten Kinderbuch von Boy Lornsen, das 1967 erschienen ist. Noch bekannter ist sicher der vierteilige Puppenfilm von 1972. Der neue Film ist erstmals eine Realverfilmung des Buches.
Regisseur des Kinderfilms ist Wolfgang Groos, der das zeitgemäß adaptierte Drehbuch von Jan Berger verfilmt hat. Die Kinoversion greift dabei einige der wichtigsten Ereignisse der Vorlage auf und fasst sie zu einer kürzeren und actiongeladenen Geschichte zusammen. Anpassungen hat es allerdings auch schon bei der Fernsehserie von 1972 gegeben.
Jetzt hilft Tobbi Robbi nicht bei seinen Roboter-Schulaufgaben, sondern Robbi und seine Familie sind Flüchtlinge, die wegen ihres Andersseins ihren Heimatplaneten verlassen müssen. Sir Joshua ist auch nicht der Bösewicht auf der dreieckigen Burg Plumpudding Castle sondern der gierige Besitzer einer Computerfirma, so dass die finale Konfrontation in Sir Joshuas Labor stattfindet. Die beiden Agenten Sharon Schalldämpfer und Brad Blutbad sind frei erfunden. Andere Themen des Buches wie der schwarz-gelb geringelte Leuchtturm oder Nunu, das selbstbewusste Eskimomädchen sind allerdings beibehalten worden.
Die Dreharbeiten fanden in Köln, Bad Driburg und Friedrichstadt in Schleswig-Holstein, als Tobbis Heimatstadt "Tütermoor" statt.
Die Rollen des Films sind teilweise mit prominenten Schauspielern besetzt. Besonders hervorzuheben sind das Ehepaar Alexandra Maria Lara und Sam Riley als ewig streitende Superagenten. Man merkt ihnen deutlich den Spaß an, den sie beim Drehen hatten. Hoffentlich bleibt Sam Rileys charmanter Akzent auch in der Endfassung erhalten, ohne dass im Film irgendwann darauf hingewiesen wird. Friedrich Mückes Rolle als Oberbösewicht Sir Joshua war dagegen doch manchmal etwas überzeichnet, selbst wenn die Zielgruppe kleinere Kinder sind. Leider waren die Kinderschauspieler zwar gut ausgewählt, spielten aber doch etwas steif. Das fällt aber vermutlich den zuschauenden Kindern nicht auf.
Auch wenn die ganze Computergeschichte etwas an den Schaltkreisen herbeigezogen ist und vor allem das Ende dann doch etwas zu klamaukig und übertrieben ausgefallen ist, ist "Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt" liebevoll, originell und auch witzig umgesetzt und spricht die Zielgruppe kleinere Kinder ganz sicher an.
"Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt" ist eine charmante Romanadaptation des Kinderbuchklassikers. Der Film wurde zu Recht von der Deutschen Film- und Medienbewertung mit dem Prädikat "Besonders wertvoll" ausgezeichnet und ist vor allem für Kinder bis etwa acht Jahren sehenswert.
Unbedingt während des Abspanns sitzen bleiben!
Foto: Robbi und Tobbi (Arsseni Bultmann) bauen das Fliewatüüt © StudioCanal GmbH
Info:
Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt (Deutschland 2016)
Genre: Kinderfilm
Filmlänge: ca. 105 Minuten
Regie: Wolfgang Groos
Drehbuch: Jan Berger nach dem Kinderbuch von Boy Lornsen
Darsteller: Arsseni Bultmann, Alexandra Maria Lara, Sam Riley, Friedrich Mücke, Jördis Triebel, Bjarne Mädel u.a.
Verleih: StudioCanal GmbH
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 01.12.2016