Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 8. Dezember 2016, Teil 18

Filmheft

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Während der 30 Jahre, in denen er so berühmt wie berüchtigt war, entwickelte sich Frank Zappa zu einem der unabhängigsten Künstler, den die Welt je gesehen hat. Zappa hat zeitlebens 62 Alben veröffentlicht und stand bei zahllosen Labels unter Vertrag, doch wie er in EAT THAT QUESTION –  FRANK ZAPPA beißend bemerkt: „Plattenfirmen haben so eine Art an sich sicherzustellen, dass deine Ausgaben immer höher sind als deine Einnahmen.“

Es hat ihn schwer getroffen, dass bereits früh in seiner Karriere einige Songs des dritten Albums der MOTHERS OF INVENTION, WE'RE ONLY IN IT FOR THE MONEY (1968), ohne seine Zustimmung in einem plumpen, fehlgeleiteten Akt der Zensur beschnitten wurden, der die Aufnahmen verschandelte. Für Zappa wurde die künstlerische und geschäftliche Kontrolle über seinen Katalog das höchste Gebot.


Es verwundert daher nicht, dass Zappas Familie seine Tradition dieses tiefsitzenden Misstrauens der Außenseiter fortführt. Über ein Jahr lang ignorierten sie Anfrage um Anfrage von Thorsten Schütte um ein persönliches Treffen.


Doch Schütte, in Deutschland ein kundiger und gefragter Dokumentarfilmer, war fest entschlossen. Der Filmemacher war schon seit so langer Zeit sowohl begeistert von Frank Zappas Musik als auch beeindruckt von dessen schamlos ehrlichem Umgang mit den Medien. Wann auch immer er auf seinen Reisen einen TV-Sender oder eine Produktionsfirma besuchte, fragte er: „Was habt ihr von Zappa?“ Die weltweit verstreuten Perlen an Aufnahmen, die er entdeckte, überzeugten ihn noch mehr davon, hartnäckig zu bleiben.


Das Projekt brauchte acht lange Jahre, bis es endlich fertig war. „Zuerst näherte ich mich 2008 Gail Zappa“, erinnert sich Schütte. „Ich denke, dass da viele Leute an die Tür dieser Familie klopfen. Warum sollte man auch jeden reinlassen? Vor allem, weil da so viele Fans sind. Also schrieb ich und schrieb ich, sagte, ich hab da was gefunden, ihr müsst euch da was ansehen. Ich habe da eine Idee. Bitte, lasst uns treffen! Lasst uns mal reden!“
„Und natürlich“, sagt Schütte, „war die erste Reaktion immer: Dann schick es rüber! Dann rief ich also an: Nein, nein, ich bestehe darauf, ich muss euch diese Sachen persönlich zeigen, ich will euch treffen! Irgendwann wandte ich mich an ihre Anwälte, um meiner Bitte noch mehr Nachdruck zu verleihen. Und  schließlich bekam ich eine Antwort. Sie sagten: Komm vorbei. Wir können reden“, erinnert sich Schütte. „Nach anderthalb Jahren hatten wir endlich die Gelegenheit, uns persönlich kennenzulernen. Das war sehr wichtig. Unser erstes Treffen dauerte vier oder fünf Stunden, in der wir das Material anschauten, das wir gefunden hatten. Gail war sehr herzlich, natürlich voller Erinnerungen und … Ich blieb ein paar Tage. Sie luden mich zu sich nach Hause ein.“
Und von da an ging es weiter. Als die Produzenten Estelle Fialon (Les Films du Poisson) und Jochen Laube (UFA Fiction) mit an Bord kamen, wurde EAT THAT QUESTION  –  FRANK ZAPPA eine deutsch-französische Produktion.


„Estelle und ihr Team, wie auch unser deutscher Koproduzent Jochen und sein Team, waren die perfekten Partner für diese Produktion“, sagt Schütte. „Nicht nur, weil sie das Können und die Ausdauer hatten, eine solch komplexe Unternehmung zu finanzieren, sondern auch die Geduld und das Vertrauen in mich besaßen, bis es endlich soweit war. Es war ein langer Weg“, sagt er, „und zu wissen, dass ich sie an meiner Seite hatte, gab mir den Raum, die Überzeugungskraft und die Freiheit, dieses Projekt zu einem Erfolg zu machen.“ Weiterhin wurde der Film von ARTE Frankreich und dem SWR in Zusammenarbeit mit dem Zappa Family Trust koproduziert. Schütte war hocherfreut, als Sony Pictures Classics EAT THAT QUESTION  –  FRANK ZAPPA zu ihrem ersten großen Film beim Sundance Festival 2016 machten und sich die weltweiten Rechte (außerhalb Deutschlands und Frankreichs) sicherten. Ihr Vertrauen in den Film machte sich schnell bezahlt, als EAT THAT QUESTION den Foundation Award 2016 gewann, den Hauptpreis des Asbury Park Music in Film Festivals.

Foto: (c) Film

Info:

In diesem Artikel hatten wir unsere Eindrücke von den Proben und der Aufführung von Zappas THE YELLOW SHARK in der Frankfurter Alten Oper wiedergeben.


https://www.weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/8453-frank-zappa-ante-portas

 

Vor Jahren hatten wir eher zufällig und mit großem Gewinn das Buch von Zappas Tochter gelesen:

Moon Unit Zappa, America the Beautiful, 2001 Piazza im Wilhelm Heyne Verlag