Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. Januar 2017, Teil 2

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Olli Mäki (Jarkko Lahti) ist 25 Jahre alt und Profiboxer mit bisher 10 Kämpfen. Er war vorher schon Europameister bei den Amateuren. Zu Hause ist er in dem kleinen finnischen Städtchen Kokkola.


Sein ehrgeiziger Trainer Elis Ask (Eero Milonoff), der früher selbst einmal Europameister war, hat es geschafft, dass Mäki im August 1962 in Helsinki zu einem Kampf um den Titel im Federgewicht gegen den amtierenden Weltmeister Davey Moore antreten kann. Allerdings hat der finnische Boxer ein Problem: er ist noch zu schwer und muss ein paar Kilo abtrainieren, um in der vorgesehenen Gewichtsklasse starten zu können. Olli ist aber nicht so ganz bei der Sache, da er sich gerade verliebt hat und eigentlich seine Zeit viel lieber mit seiner lebensfrohen Freundin Rajia Jänkä (Oona Airola) in Kokkola verbringen will.

Elis Ask hat in Finnland Sponsoren für einen Kampf um den Titel zwischen Mäki und Moore aufgetrieben, deshalb verlangt er, dass Olli nach Helsinki kommt, dort trainiert und außerdem für Pressetermine mit den Sponsoren und für Foto-Shootings zur Verfügung steht.

Olli nimmt Rajia mit nach Helsinki, beide kommen im Kinderzimmer in Asks Haus unter. Der schüchterne Olli fühlt sich mit den vielen Terminen überfordert, außerdem hat er immer noch nicht genügend Gewicht abtrainiert und ist auch sonst im Training - trotz Rajias Anwesenheit, wenn sie ihn z.B. beim Joggen mit dem Fahrrad begleitet - nicht so ganz bei der Sache.

Als Rajia merkt, dass Olli durch sie zu stark abgelenkt wird, fährt sie nach Kokkola zurück. Olli muss deshalb allein versuchen, seine vorgegebenen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren: unter großen Strapazen sein Kampfgewicht zu erreichen, den Sponsoren und Fans gerecht zu werden, in einem vollen Stadion einen packenden Kampf gegen einen mächtigen Gegner möglichst zu gewinnen und vor allem, nicht die Liebe seines Lebens zu verlieren.

Später wird Olli Mäki sagen, dass der 17. August 1962, der Tag des Wettkampfes, der glücklichste Tag in seinem Leben gewesen sei, aber aus einem ganz privaten Grund....


Olli Mäki war ein finnischer Boxer, der 1959 den Europameistertitel im Leichtgewicht bei den Amateuren gewonnen hat. Ab 1960 boxte er als Profi. Als er 1973 aufhörte, hatte er 28 Kämpfe gewonnen, 14 verloren und 8 unentschieden gestaltet. Nachdem er den Weltmeisterschaftskampf um den Federgewichtstitel in der 2. Runde durch KO gegen Davey Moore verloren hatte, gewann er im Februar 1964 den Titel eines Europameisters im Leichtgewicht gegen den Deutschen Conny Rudhof, gegen den Mäki den Titel 1967 in Frankfurt dann wieder verlor.

"Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki" ist der erste Langfilm des finnischen Regisseurs Juho Kuosmanen. Kuosmanen hat den Film in Schwarzweiß und auf 16 mm gedreht. Damit sollte die Atmosphäre der 1960er Jahre eingefangen werden. Dies ist an einigen Stellen gut gelungen, es wurde aber leider bei den zeittypischen Objekten nicht konsequent durchgehalten. Besonders deutlich zeigt es sich bei den Aufnahmen im Olympiastadion von Helsinki, dem man überdeutlich ansieht, dass es nicht aus der Zeit von 1962 stammt, man sieht dass die Laufbahn nicht aus Asche ist, dass das Stadion 8 Bahnen hat und auch die Tribünen mit ihren Wellenbrechern sind modern. Solche Fehler machen dann die Entscheidung für einen schwarz/weiß Film umso unverständlicher.

Auch wenn der Film sich um einen Boxkampf dreht, ist er inhaltlich vor allem ein Liebesfilm, mit einem erfrischenden und wunderbaren Optimismus. Der Boxkampf wird nicht nur für Olli Mäki immer unwichtiger, es wird immer deutlicher, dass er vor allem daran interessiert ist, Rajia zu heiraten.

Die drei Hauptdarsteller zeigen sehr gute Leistungen, vor allem Jarkko Lahti ist als Olli Mäki sehr zurückhaltend und schüchtern, während Eero Milonoff als Elis Ask vor allen als Macher und Manager auftritt, der versucht seine Geldgeber bei Laune zu halten, und sich viel weniger als Trainer um Olli kümmert.

Juho Kuosmanen gewann mit dem Film bei den 69. Filmfestspielen von Cannes 2016 den Hauptpreis in der Nebenreihe Un Certain Regard. Er wird auch als einer der Favoriten für den Auslands-Oscar 2017 gehandelt.

Insgesamt ist "Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki" aber ein sehr artifizieller Film, der vermutlich vor allem für ein Arthouse-Publikum interessant sein wird und der ganz sicher nicht die große Masse der Kinogeher anspricht. Für das Zielpublikum ist er aber sicher sehenswert.

PS: Am Ende des Films sieht man Olli und Rajia beim Spazierengehen in Helsinki. Ihn kommt ein altes Ehepaar entgegen, das von den realen Olli und Rajia Mäki gespielt wird. Leider ist Olli Mäki inzwischen schwer an Alzheimer erkrankt, einer der typischen Nachwirkungen einer Boxkarriere.

Foto: Oona Airola als Rajia Jänkä und Jarkko Lahti als Olli Mäki © Camino Filmverleih

Info:
Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki (Finnland, Deutschland 2016)
Originaltitel: Hymyilevä mies
Genre: Biopic, Komödie
Filmlänge: 92 Min.
Regie: Juho Kuosmanen
Drehbuch: Mikko Myllylahti, Juho Kuosmanen
Darsteller: Jarkko Lahti, Oona Airola, Eero Milonoff u.a.
Verleih: Camino Filmverleih
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 05.01.2017