Neu auf DVD und Blu-ray ab dem 6. Januar 2017

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Maxwell Perkins (Colin Firth), Lektor beim Verlag Charles Scribner's Sons in New York erhält 1929 ein etwa 1100seitiges Manuskript namens "O Lost". Obwohl es von so ziemlich allen Verlagen in New York bereits abgelehnt worden ist, ist er davon begeistert und will er es verlegen.

Er trifft sich mit dem Autor Thomas Wolfe (Jude Law), um mit ihm die Kürzungen im Text zu bearbeiten.

Perkins hat schon früher dafür gesorgt, dass andere unbekannte Autoren wie F. Scott Fitzgerald (Guy Pierce) oder Ernest Hemingway (Dominic West) bei Scribner verlegt wurden und damit großen Erfolg hatten.

Während Wolfe und Perkins um jede Formulierung kämpfen, kommen sie sich persönlich näher. Am Ende schafft es Perkins 300 Seiten aus dem Manuskript heraus zu kürzen. Die Freundschaft macht sowohl Wolfes 20 Jahre ältere Geliebte, die Kostümdesignerin Aline Bernstein (Nicole Kidman), als auch Perkins Ehefrau Louise (Laura Linney) eifersüchtig.

Der Roman, der im allerletzten Moment in "Look Homeward, Angel" (Schau heimwärts, Engel) umbenannt wird, wird ein großer Erfolg. Die ersten 15 000 Exemplare werden ganz rasch verkauft.

Während Aline Bernstein merkt, dass ihre Beziehung zu Thomas langsam zu Ende geht, bringt Wolfe ein neues Manuskript in Perkins Büro: Drei Kisten mit etwa 5000 handgeschriebenen Seiten und dem Titel "Of Time and the River" (Von Zeit und Strom). Perkins lässt das Manuskript abtippen und beginnt mit Wolfe zu kürzen, dabei versucht er Wolfe klar zu machen, welche Worte für den Fortgang der Geschichte wichtig sind und was gestrichen werden sollte.

Die Arbeit am Manuskript dauert nicht Monate sondern mehrere Jahre, da Wolfe um jedes Wort kämpft und auch immer wieder neue Absätze einbringen will. Gleichzeitig wird die Freundschaft zwischen Wolfe und Perkins enger. Darunter leidet nicht nur Perkins Familienleben sondern die Beziehung von Wolfe zu Aline geht endgültig zu Bruch.

Als "Von Zeit und Strom" 1935 endlich erscheint (mit einer Widmung von Thomas Wolfe für seinen Lektor) wird es sofort positiv aufgenommen. Aline Bernstein und auch Ernest Hemingway sagen Perkins allerdings voraus, dass sich Wolfe von ihm abwenden wird. Perkins glaubt Hemingway nicht, muss aber bald feststellen, dass er Recht hat. Bei einem Abendessen bei Maxwells Familie, bei der auch Louise, Scott und die kranke Zelda Fitzgerald (Vanessa Kirby) anwesend sind, betrinkt sich Wolfe und benimmt sich Zelda gegenüber so daneben, dass Perkins ihn aus dem Haus wirft.

Wolfe geht nach Hollywood und verlässt Scribner. Dort allerdings bricht er eines Tages am Strand zusammen. Die Ärzte haben bei ihm eine Tuberkulose im Gehirn im Endstadium festgestellt, von dem er sich nicht mehr erholen wird. Er stirbt am 15. September 1938.


"Genius - Die tausend Seiten einer Freundschaft" beruht auf der Biographie "Max Perkins: Editor of Genius" von A. Scott Berg von 1978. Es ist auch ein Lieblingsprojekt des Drehbuchautors John Logan. Der Film ist die erste Regiearbeit fürs Kino von dem bekannten englischen Theaterregisseur Michael Grandage, der von 2002 bis 2012 künstlerischer Leiter des Donmar Warehouse Theaters in London war.

Die Hauptrollen und auch einige der Nebenrollen wurden von Grandage vor allem mit englischen oder australischen Schauspielern besetzt. Jude Law, der im Original den von Wolfe gesprochenen Südstaatenakzent benutzt, hat bereits in zwei Theaterproduktionen mit Michael Grandage zusammen gearbeitet (Hamlet und Henry V).

Law spielt Thomas Wolfe sprunghaft mit überbordenden Ideen während Colin Firths Maxwell Perkins ein reservierter Mann ist, der sich kaum aus der Ruhe bringen lässt und deshalb auch gut mit schwierigen Autoren zusammenarbeiten kann.

Firth und Law können sich in ihren Rollen gegenseitig anstacheln, vor allem, da der Film ihnen auch viel Raum für ihre Zusammenarbeit und ihre aufkommende Freundschaft lässt. Den beiden zuzuschauen, wie ihr Verhältnis zueinander dauernd schwankt und sie dadurch gezwungen sind, über ihren Lebenswandel nachzudenken, ist sicher einer der Highlights des Films.

Weniger interessant sind dagegen die Szenen, die sich mit dem Privatleben der Protagonisten beschäftigen. Auch ist eigentlich nicht verständlich, warum Grandage eine kurze Sequenz mit Ernest Hemingway in den Film aufgenommen hat. Dagegen zeigen die Szenen mit Fitzgerald und seiner kranken Frau, dass Perkins sich auch menschlich für seine Autoren einsetzt und ihnen auch mal privat aus einer finanziellen Notlage hilft.

Die Stimmung des New York der Zwanziger- und Dreißiger-Jahre wurde sorgfältig bis in die Details der Sets und Kostüme gestaltet. Auch das Zeitkolorit der Weltwirtschaftskrise oder der Roaring Twenties (z.B. beim Besuch eines schwarzen Jazzclubs) wurden perfekt angedeutet.

Insgesamt ist "Genius - Die tausend Seiten einer Freundschaft" ein interessanter und schön anzusehender, wenn auch manchmal etwas statischer Film, der deutlich zeigt, welchen Anteil ein Lektor am Erfolg oder Misserfolg eines Autors und seiner Werke haben kann. Für Literaturfreunde ist dieser Arthouse-Film unbedingt sehenswert; auch weniger an Literatur Interessierte können den Film wegen der beachtenswerten schauspielerischen Leistungen zu Hause genießen.



Foto: Cover Blu-ray © Universum Spielfilm

Info:
"Genius - Die tausend Seiten einer Freundschaft" ist ab dem 6. Januar 2017 als DVD und Blu-ray im Handel erhältlich. Sprachversionen sind auf der DVD Deutsch und Englisch in Dolby Digital 5.1, auf der Blu-ray Deutsch und Englisch in DTS-HD 5.1 Master Audio. Die Untertitel sind bei beiden Formaten in Deutsch. Das Bildformat von der DVD ist 2,40:1 (16:9 anamorph) und von der Blu-ray 2,40:1 (1080p/24).

DVD und Blu-ray enthalten als Extras leider nur den deutschen Kino-Trailer.

Genius - Die tausend Seiten einer Freundschaft (USA, Großbritannien 2016)
Originaltitel: Genius
Genre: Biopic, Drama
Filmlänge: ca. 104 Minuten
Regie: Michael Grandage
Drehbuch: John Logan nach dem Buch "Max Perkins: Editor of Genius" von A. Scott Berg
Darsteller: Colin Firth, Jude Law, Nicole Kidman, Laura Linney, Guy Pierce, Dominic West u.a.
Verleih: Universum Spielfilm
FSK: ab 6 Jahren