Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. Januar 2017, Teil 7
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ladies First Preview heißt die Reihe der E-Kinos in Frankfurt, wo unregelmäßig, aber mit großem Erfolg 'frauenaffine' Filme gezeigt werden und zwar in einer Vorpremiere, will sagen: am Vorabend, bevor der Film in deutschen Kinos anläuft.
Das ist schon mal attraktiv, etwas vor der Meute sehen zu können und darum wollten wir uns das schon lange mal angucken und merkten gleich, hingehen und mitmachen bringt mehr als das Darüberlesen. Denn kaum erscheint man, wird man schon mit einem Gläschen Sekt – ach was, es dürfen auch zwei sein – empfangen, diesmal eine Zeitschrift dabei, weil dieser Abend mit seinem freundlichen Empfang von denen gesponsert war. Aua, wir hatten nicht mitbekommen, daß es nach dem Film zum Mitnehmen noch eine Aufmerksamkeit gibt – deshalb nicht, weil wir den schnellen Ausgang auf der rechten Seite nahmen, wo nur Toilette steht, wir aber aus Erfahrung wissen, daß er schnell nach draußen führt. Hätten wir nur den ordentlichen frequentiert, der eben diesen Empfangsraum hat, wo man dann verabschiedet wurde. Die Räumlichkeit ist ein richtiges Premierenensemble in diesem Kinokomplex, der ja die verschiedensten Kinos umfaßt, deren Name jeweils mit E anfangen.
Erst einmal waren wir im Saal völlig verwundert: Wir sahen drei Männer! Doch, sagten die Nachbarinnen, wer unbedingt wolle, könne schon seinen Mann oder Freund mitbringen, aber sie selber machten das nie, die Typen würden sie mit Absicht zu Hause lassen, denn schließlich sind hier fünf Freundinnen, was doch schon genug ist. Sie kämen eigentlich immer, weil das ein fester Verabredungstermin sei, danach sitzen sie noch beisammen und der Film ist als Einstieg in die Gespräche immer wichtig, weil es toll sei, wie unterschiedlich die Eindrücke, eben die Geschmäcker seien. Leider konnten wir am anschließenden Gespräch nicht teilhaben, denn das hätte uns bei diesem Film besonders interessiert.
PLÖTZLICH PAPA! hat mit OMAR SY nicht nur den bekannten Schauspieler – vor allem durch ZIEMLICH BESTE FREUNDE mit Francois Cluzet weltbekannt – als Samuel zum Hauptdarsteller, sondern Omar Sy wurde gerade in Frankreich als der beliebteste Franzose geehrt, ein Ruhmestitel, den er schon letztes Jahr erhielt, was für den zwar in Frankreich 1978 bei Paris Geborenen erst einmal nichts Besonderes wäre, durchaus aber, wenn man weiß, daß er Sohne eines Senegalesen und einer Mauretanierin ist – und das auch jede Sekunde in seinen Filmen zum Ausdruck bringt: Emotion auch sinnlich körperlich.
Eigenartiger Weise bleibt er in diesem Film, der total auf ihn zugeschnitten ist, aber etwas eindimensional. Die Geschichte ist nicht neu, aber immer wieder herzzerreißend. Da lebt Samuel in Südfrankreich wie der bekannte Gott in Frankreich. Das liegt auch an seinem Naturell, das auch aus Schwierigkeiten noch Lustgewinn herausholt. Das hat er auch nötig, als unverhofft eine blonde Frau aus London mit Baby auf dem Arm vor ihm steht, ihm dieses in den Arm drückt, sagt, es sei sein's (er kann sich vage, vage erinnern) und sie könne einfach keine Mutter sein. Dann leiht sie (Clémence Poèsy) sich Geld – für das Taxi, mit dem sie wieder davonfährt.
Er ihr mit Baby hinterher, was Anlaß für Slapsticknummern ist, die wirklich witzig sind. Mit einem Wort: Der Film ist nicht so daneben, wie es viele Kritiken glauben lassen. Er hat nicht die Qualität anderer französischen Komödien, die ja das Zwischenmenschliche subtil auf die Leinwand bringen. Wenn man aber weiß, daß es hier etwas derber gestrickt verläuft und es um Pointen geht, die durch die Situationskomik aber wirklich permanent in der Luft liegt, dann hat man seinen Spaß.
Für's normale Leben wäre das kein Zuckerschlecken, als Schwarzer mit einem schwarzen Baby völlig mittellos – seine Papiere und Geld werden in der Tube geklaut – in London herumzuirren. Samuel aber ist eben ein Glückskind, trifft einen liebevollen Schwulen – es werden so ziemlich alle Baustellen abgegrast - , der ein hohes Tier beim Film ist und Samuel zum gefragtesten Stuntman macht. Geld also in Hülle und Fülle und der eigentliche Film geht dann um die herangewachsene Tochter Gloria (Gloria Colston), die behütet in einem Kinderparadies aufwächst, die aber ein Geheimnis umgibt, was ihr der Vater nicht sagen will, dafür aber mit der untergetauchten Mutter eine Emailkorrespondenz erfindet, damit das Kind eine Mutter hat.
Und als die dann wirklich auftaucht, kocht die Geschichte erst richtig hoch...
Kommentar:
Im Kino wurde den ganzen Film über laut und anhaltend gelacht und man weiß natürlich nie genau, ob die Leute einem bei Fragen die Wahrheit sagen, aber die, die wir befragten, denen gefiel der Film. Denen gefiel aber vor allem die Einrichtung dieser Abende. Zwei sagten, sie seien von Anfang an dabei, sie werden durch den Newsletter des Kinos informiert, geben von sich aus Termine weiter. Zu Beginn hatte mir schon jemand von einer weiteren Gruppe erzählt, die sich nach dem Kino immer trifft, um sich über den gesehenen Film auszutauschen.
Das eben können nur die richtig ermessen, die ins Kino gehen und nicht allein vor der Glotze Filme anschauen. Kino ist ja nicht nur mehr, weil man konzentriert – also ohne sich vom Alltag ablenken zu lassen – einen Film auf einer richtig großen Leinwand sieht, sondern auch, weil man gemeinsam etwas erlebt hat, was man als Erlebnis und die Einordung in sein Leben teilen möchte. Manchmal langt es schon, sich kurz beim Herausgehen, ja, Stau gehört dazu, auszutauschen. Kino ist einfach ein Gemeinschaftserlebnis.
Rundherum also eine gute Einrichtung: die Ladies First Preview.
Foto: Tochter und Vater (c) Verleih
Info: Der Film ist auf jeden Fall bis zum 25. Januar im Programm der E-Kinos, Zeil 125, direkt an der Hauptwache.
www.ekinos-frankfurt.de