Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 9. August 2012

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Diese Woche laufen erstaunlich viele gut vorbesprochene Filme an. Diesmal noch stärker als sonst amerikanische Filme, denkt man, was man zum einen auf englischsprachige ausweiten kann und dann noch mal auf deutsche Filme auch, denen es gefällt, mit englischen Titeln daherzukommen.

 

 

WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN

 

Dieser Film lohnt seiner Schauspieler wegen das Anschauen. Was sich Tilda Swinton als Mutter mit dem Mördersohn Ezra Miller 112 Minuten zu sagen hat, ist über weite Strecken Schweigen. Dieser mißlungene Erziehungs- und Kommunikationsprozeß wird mit Rückblenden in die Kindheit aufgerollt, die zwar das mangelnde Verstehen beider anschaulich macht, nicht aber begründen kann, weshalb dieser Kevin im Amoklauf tötet. Darum geht es dem Film nicht. Regisseurin Lynne Ramsay greift vielmehr ein Trauma von Eltern auf, daß ihr Kind ein Täter, ein Mörder, ein Vergewaltiger werden könnte und dies potentiell mit ihnen, den Eltern zu tun habe.

 

MAGIC MIKE

 

Eigentlich geht’s um die Lebensgrundlagen von Strippern in den heutigen Vereinigten Staaten. Aber unter der Hand kommt dann doch sehr viel über die derzeitigen ökonomischen Strukturen des einst gelobten Landes heraus. Daß sich Männer dauernd auf der Leinwand ausziehen und das für Frauen reizvoll sei soll, halten wir für eine Mär. Das Männer etwas dagegen haben, schon eher für wahrscheinlich.Was auf der Hand liegt, ist, wie viel käuflicher Sex mit 'normalem' Wirtschaftsverhalten zu tun hat und das breitet dieser Film von Steven Soderbergh beeindruckend vor einem aus.

 

STARBUCK

 

Wer Unterhaltung sucht, findet sie hier. Denn das sind die zwei Seiten vom Mann- und Vatersein. David ist schon 42, als seine Freundin von ihm schwanger wird. Ein Kind! Doch dann stellt sich heraus, daß der gute David schon Vater ist: gleich 533 Kinder gehen auf seine, einst anonym verteilte Samenspende.

 

THIS AIN'T CALIFORNIA

 

Ach nee, für Kalifornien hätten wir die DDR nie gehalten. Aber die Skaterszene hatte was, das behauptet dieser Film von Marten Persiel, der gekonnt – vielleicht zu gekonnt? - Dokumentation und Spiel in eins bringt. Total spannend dieser Aspekt der Ost-Skater in den 80ern.

 

WER'S GLAUBT, WIRD SELIG

 

Wer über bayerisches Gemüt lachen kann, kommt hier voll auf seine Kosten. Das ist ein Rundumschlag des Bayern- und Komödienfachmanns Marcus H. Rosenmüller, bei dem auch Christian Ulmen und Hannelore Elsner mitwirken.

 

 

360

Alles sehr dick aufgetragen. So wie man bei 360 an den Kreis denkt, so soll der Film von Fernando Meirelles, der sich ausdrücklich auf Arthur Schnitzlers genialen Reigen und dessen geniale Verfilmung bezieht, des Lebens Zufälle in eine gemeinsame Bahn bringen. Es fängt in Wien an und hört dort auf. Aber damit hat es sich schon mit den österreichischen Bezügen. Denn der Film ist grobgestrickt und dann fallen auch noch dauernd Maschen. Daraus wird keine anständige Sache, sondern bleibt ein Flickerlteppich.