Vol. 4 ab 13. Januar 2017 als DVD, Blu-ray und Video on Demand erhältlich


Claudia Schulmerich


Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wer schon die vorherigen japanischen Animationen kennt, wird einfach auf die neuen Geschichten gespannt sein. Wer aber wie ich, diese nicht kennt, dafür aber Ronja Räubertochter aus der Kindheit in guter Erinnerung hat, der staunt erst einmal.


Ronja Räubertochter (Originaltitel: Ronja Rövardotter) ist ein populäres Kinderbuch der schwedischen Autorin Astrid Lindgren, das 1981 erschien  und für uns genauso wie Pippi Langstrumpf die Begründung lieferte, daß wir immer Skandinavien für ein Kinderparadies hielten, einfach weil kleine Menschen dort große Rechte haben. Kein Wunder, daß das Buch mit seinen schönen Illustrationen ein Welterfolg wurde und auch sehr häufig verfilmt wurde.


Dabei ist uns noch die schwedische Verfilmung in Erinnerung, die man auch im Fernsehen immer wieder einmal als Serie sehen konnte. Aber als Anfang 2014  bekannt wurde , daß  der japanische Fernsehsender NHK bei dem auf Computeranimationen spezialisierten Studio Polygon Pictures assistiert von  Studio Ghiblii eine landestypische Umsetzung der Geschichte in Form von Animes als Serie in Auftrag gab, war das eine Sensation, erst recht, daß schon im Herbst des Jahres die ersten Folgen ausgestrahlt wurden.


Heute sagt sich das so: Anime und für Kinder ist das nichts Besonderes mehr. Für die Erwachsenen schon eher. Die wissen noch, wie ungewöhnlich diese ersten Animes damals waren, die aber im übrigen längst von der westlichen Welt adaptiert worden sind. Alle letzten Disneyproduktionen haben das übertriebene Kindchenschema – also den übergroßen Kopf, die übergroßen Augen im Verhältnis zum Körper – auf ihre Figuren angewandt, die also nicht mehr japanisch aussehen, aber animeähnlich sind. Sogar in der Südsee treiben sich die Kleinen herum.


Zurück zu Ronja. Die Geschichte in Kurzfassung: Ronja hat den Räuberhauptmann Mattis als Vater und Lovis als Mutter. Zusammen leben sie auf der Mattisburg im Mattiswald, zu der natürlich die Räuberbande gehört. Aber da gibt es auch die Borkaräuber, denen Räuberhauptmann Borka vorsteht. Bei einer heftigen  Gewitternacht sprengte sich ein Teil der Burg ab, den nun die Konkurrenz Borka als Borkafeste bewohnt. Na und dessen Sohn Birk lernt Ronja kennen.
Die beiden mögen sich, fühlen sich wie Bruder und Schwester, spielen zusammen und erleben Abenteuer., wo einer für den anderen da ist. Das ärgert die verfeindeten Eltern gewaltig. Als dann der mächtige Mattis Birg gefangen hält, marschiert Ronja zum Ausgleich einfach in die Borkafeste. So spielen die Kinder die Eltern aus. Aber die Konflikte sind nervtötend, deshalb hauen beide ab und leben fortan in der Bärenhöhle.


Vater Mattis hat mächtig getönt, was er alles anstellt, um seine Tochter zur Räson zu bringen, aber in Wahrheit vermißt er sie sehr. Und so versucht er, die Tochter zurückzuholen. Auch Ronja und Birk haben eigentlich genug und wollen nach Hause. Und  in dieser Situation setzt nun diese Folge mit fünf wirklich langen Episoden ein.


Mit Musik beginnt es und nun kommt das Staunen über die japanischen angehauchten Animefiguren, die man aber schon gleich in der ersten Folge wie mittelalterliche Figuren als selbstverständlich nimmt. Sind schon die Figuren interessant, gelingt der Serie mit der Naturwiedergabe Wunderbares. Ob die Wildschweine, der Wald und insbesondere die See, alles ist bewegt und strahlt eine eigene Ästhetik aus. In allen Folgen jagen Ronja und Birk durch Wald, übers Feld und Wasser und bestehen die Abenteuer. Insbesondere die Greifvögel, diese gemeinen Biester, sind wunderbar gelungen, wie überhaupt alles, was kreucht und fleucht.


Wir hatten alle fünf Folgen detailliert mitgeschrieben. Aber es macht viel mehr Spaß, das alles selber zu entdecken. Darum wird hier nur kurz der Rahmen der Handlung abgesteckt. Ronja will nach Hause, Mattis will Ronja zu Hause haben und als sich gerade alles in Wohlgefallen auflösen könnte, da kommt der kriegerische Vogt daher und will die Burg einnehmen. Also bleibt den verfeindeten Räuberbanden nur übrig, sich gegen die Gefahr stärker zu machen, was heißt, die kleine Feindschaft gegen die große aufzugeben. Das klappt und natürlich siegen die Räuber, so daß auch Ronja und Birg unbelastet groß werden können. Und die Väter? Die müssen sich abschminken, in ihren Kindern Nachfolger zu haben. Denn die wollen die Räuberei sein lassen und ganz normal leben.


Das, was schon das Buch von Astrid Lindgren auszeichnet, kommt auch in dieser japanischen Serie zum Ausdruck. Da gibt es die pralle Welt der Räuber, wobei gerade die Versatzstücke des Mittelalters auf diese Gruppe gemünzt werden. Es ist eine männliche und ganz schön brutale Welt, die dargestellt wird, die aber gleichzeitig auch ironisiert wird in der Art, wie Ronja das Ganze angeht, in Frage stellt und aushebelt. Weibliche Schlauheit. Hier geht es geradezu um Lebenshilfe für Jugendliche und eine Orientierung fürs ganze Leben.


Was die beiden, Ronja und Birk, lernen, ist das, was alle Jugendlichen brauchen: gemeinsam stark zu sein, Freiheit für wichtiger zu halten als die finanzielle Absicherung, die eigene Meinung zu entwickeln und dann ihr gemäß zu leben, anderen positiv gegenüberzustehen und nicht auf Kosten der anderen leben zu wollen. Man lernt auch eine Menge über Freundschaft, über Liebe auch und so viel, was für die Beziehungen zwischen Menschen fundamental ist.


Und natürlich ist die eigentliche Leistung der beiden, aus verfestigten Verhältnissen der Eltern als Feinde in Räuberbanden auszusteigen und einfach eine neue Tonart der Freundschaft anzuschlagen, was dann für alle durchschlagend ist. Und das Besondere an RONJA, was auch diese Serie transportiert, das ist, daß kein pädagogischer Zeigefinger erhoben wird, keine Moralkeule schwingt, sondern sich alles aus der Geschichte selbst wie von alleine als sinnvolle Handlung entwickelt.

Foto: RONJA RÄUBERTOCHTER – Vol. 4 © Universum Film GmbH


Info:  
RONJA RÄUBERTOCHTER – Vol. 4 (Folge 21 bis 26) ist ab 13. Januar 2017 als DVD, Blu-ray und Video on Demand erhältlich!