Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 12. Januar 2017, Teil 15

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - In den Vereinigten Staaten scheint das noch schlimmer zu sein, als in anderen Ländern, daß Väter ihre Töchter ungern in eine Ehe ziehen sehen. Die Abneigung gegen deren Heirat ist einer der running gags der Filmgeschichte und welche Methoden die Väter dabei anwenden auch. Nun haben die USA wieder zugeschlagen, diesmal besonders heftig.



Ja, stimmt schon, alles ein bißchen übertrieben, obwohl die Geschichte wie aus dem Leben gegriffen ist, wo Märchen ja auch Wirklichkeit werden, Vulgär fanden wir diesen Film überhaupt nicht, im Gegensatz zu den unsäglichen Filmen, die noch dazu mit abgehalfterten Stars gespickt sind und man sich fragt, wofür sich insbesondere Robert de Niro hergibt. Mit James Franco, der den superreichen Laird Mayhew gibt, der in Kalifornien ein Luxusleben führt und genial wie aus dem Nichts seine Geschäfte steuert, haben wir aber keinen abgehalfterten Schauspieler, sondern einen weltberühmten jungen, dem die Regisseure hinterherlaufen und das Publikum auch.

Er ist eben auch für Rollen bekannt, in denen er gekonnt melancholisch auftritt. Hier zeigt er das Gegenteil. Allein sein überdrehtes, exaltiertes, aber immer mit treudoofem Blick und gut gemeintes Spiel, lohnt den Film, in dem er letzten Endes einen liebenswerten Trottel spielt, der eigentlich blitzgescheit ist, aber dem die Dame seines Herzens den Verstand so vernebelt, daß er nicht mitbekommt, daß weniger mehr wäre, sondern sie weiterhin mit den verrücktesten Vorhaben für sich gewinnen will, obwohl er ihr Herz schon längst besitzt.

Stimmt schon, eigentlich will er auch den künftigen Schwiegereltern imponieren. Die – einmal Vater Ned Fleming (Bryan Cranston) und seine Frau – wollen aus Ohio kommend mit der in Stanford studierenden Tochter Stephanie im warmen Kalifornien Weihnachten feiern. Und es wird dann wirklich das heißeste Weihnachten ihres Lebens, das in Kalifornien beginnt, dann aber doch im winterfesten Ohio endet. Der Vater, ein Druckereibesitzer, macht gerade eine schwierige finanzielle Phase durch, ach was, er steht vor dem Konkurs. Mag sein, daß ihm das Reichseingehabe des Schnösels da, der noch dazu die Frechheit besitzt, um die Hand seiner Tochter anzuhalten, besonders auf die Nerven geht, zeigt ihm das doch das eigene berufliche Versagen noch deutlicher. Unterschwellig und das ist jetzt Interpretationssache, kann man neben dem Generationen- und Vater/Schwiegersohn- sowie ArmundReichkonflikt auch einen des alten Druckereigewerbes gegen das moderne digitale Teufelszeug herleiten. Auf jeden Fall lebt der Film vom der Rivalität, der Konkurrenz zwischen den beiden Männern, wo der eine alles tut, um dem anderen zu gefallen und der alles nur negativ bewertet und den Kerl aus dem Haus haben möchte.


Aus dem Haus haben? Das ist schon deshalb schwierig, weil sie ja zu Besuch im Haus des Schwiegersohns in spe in Palo Alto sind, dem - wie gesagt - keine Mühe zu viel und keine Kosten zu hoch sind, um seiner Schönen (Zoey Deutch) die Welt zu Füßen zu legen. Glamour im Silicon Valley der Dollarmillionäre. Und im übrigen ist das kein normales Haus, sondern ein Palast mit riesigem Grundstück, wo nun alle möglichen Ereignisse stattfinden, vom Himmel fallen und sonstwas, denn nicht umsonst ist dieser Laird ein Superkreativer, der mit seinen Ideen als Videogame-Entwickler zu seinen Millionen kam. Klingt doch alles super für einen Schwiegervater, wenn da nicht neben der grundsätzlichen Abneigung gegen jeden Mann, der seine Tochter will, auch Verhaltenszüge des Laird aufträten, die schon grenzwertig sind.
 
Er oktroyiert seine Ideen und Taten allen, er übertreibt peinlich seine Bedeutung, ist ein sozialer Aufsteiger, der keine Manieren hat, prustet und poltert und die Schwiegereltern im Unterhemd empfängt. Einfach nicht gesellschaftsfähig. Der Zuschauer aber weiß zu jeder Zeit, warum Stephanie sich von ihm lieben und verwöhnen läßt, denn er zeigt seine Liebe zu ihr unverkrampft, aber überdeutlich. Das ist aber nur die eine Seite. Er ist auch ein lnetter Kerl, ein ungeschliffener Diamant, der aus vollem Herzen heraus lebt und einfach liebenswert ist, weshalb man Stephanies Gefühle versteht.

Was sich alles an Turbulenzen ereignet und warum auf einmal die Familie heim nach Ohio fliegt und dort richtig Weihnachten im Schnee feiern wird, das erleben sie im Film als unendliche Geschichte, zu der gehört, daß als deus ex machina dann auch noch Laird auftaucht und endlich die Familie mit ihrem Schwiegersohn zufrieden ist und sich der Konflikt analoger alter Vater gegen jungen digitalen Kerl auflöst.