Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. Januar 2017, Teil 7
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das ist ein Film, dem man glauben darf. Genauso durcheinander, widersprüchlich, schön und schrecklich ist das Leben in Israel für Palästinenser – und nicht nur die. Hier geht es hauptsächlich um den palästinensischen Kareem (Tamer Nafar), der in dem Tel Aviver Vorort Lod wohnt, wo zur Hälfte jüdische Bevölkerung wohnt.
Und nebensächlich geht es um die wunderschöne Manar (Samar Qupty), von der noch zu sprechen sein wird, die Kareem im Leben und dorthin begleitet, wohin sich beide wünschen. Dieser Kareem arbeitet als Telefonist in einem Call.Center, aber sein eigentlicher Traum ist, auf der Bühne Musik zu machen. Ein Hip-Hopper zu sein.Davon träumt er auf dem Rückweg nach Hause in der Bahn. Und das gleiche Ziel gilt für die schöne Manar. Die ist nach Frauenart sowieso verständiger als der im Kopf noch ziemlich junge Kareem. Denn als dieser seinen Vater bei einem Autounfall verliert und die Mutter dazu schwer verletzt ist, stabilisiert sie ihn. Er wohnt noch zu Hause, weshalb dieses Unglück sein Leben existentiell bedroht.
Die Freunde um ihn herum sind hauptsächlich Drogendealer. In dieser Szene bedeutet es schon viel, nicht selbst Drogen zu nehmen. Und übel sind die dran, die aus dem Geschäft mit den Drogen eine eigene Leidenschaft für diese gewinnen und damit den Untergang riskieren. Was hilft dagegen? Gegen diese Kriminalität und die Unterwertigkeit, die die Jugendlichen und jungen Männer fühlen? Musik zu machen ist einer der Auswege und noch dazu einer, der Spaß macht.
Der Grundkonflikt zwischen den jüdischen und den palästinensischen Einwohnern von Lod ist da, aber die Trennungslinie verläuft nicht so rigide zwischen diesen Gruppierungen. Kareem hat auch jüdische Freunde, aber natürlich auch jüdische Gegner. Als er die Frechheit besitzt und in der angesagtesten jüdischen Disco aufzutreten, sind erst einmal alle ob seiner Chuzpe baff und als es brenzlig wird, holt er die schöne Manar auf die Bühne, die eine hinreißende Stimme hat. Dennoch gibt es Krach.
Doch – und das ist das Angenehme, weil Realistische und nicht Dogmatische an diesem Film – auf der Seite der Palästinenser sieht es mit dem Verständnis für Kareem nicht besser aus. Zu engstirnig sind die, mit denen er hauptsächlich zu tun hat, und erst die Familie von Manar ! Die wollen die junge Frau am liebsten einsperren und die Freiheiten, die sie sich nimmt, am liebsten mit einem „Ehrenmord“ bestrafen. Da waren Kareems Eltern anders. Die hatten es auch mit der Ideologie, aber mit einer, die schon historisch anmutet. Es waren Kommunisten, weshalb er mit Hammer und Sichel aufwuchs, was relativ liberal zuging. Aber die Nachbarn!!!
Und so müssen die beiden an doppelten Fronten kämpfen. Gegen das Vorurteil der jüdischen Israelis und die rückwärtsgewandte neue negative Religiosität der palästinensischen Nachbarn. Diesen Konflikt zeichnet auch ihre Musik aus, deren Texte selbst geschrieben werden.
Der Regisseur Udi Aloni ist ein amerikanisch-israelischer Regisseur, der seine Hauptrolle mit Tamer Nafar, den Frontmann von DAM, der ersten palästinensischen Rap-Gruppe besetzt hat. Samar Qupty ist auch sonst dabei und so ist dieser Film auch deren Lebens- und Liebesgeschichte, die dazu dienen kann, der in der Regel hoffnungslosen Jugend Orientierung und Lebenszuversicht zu geben. Der Film 'funktioniert' auch hier, weil Jugend in allen Orten der Welt an die Grenzen der Umwelt stoßen, nicht immer so heftig wie als Araber in Israel, wenn man sich nicht an die gewohnten Bahnen hält.
Info:
DIE BESETZUNG
Kareem TAMER NAFAR
Manar SAMAR QUPTY
Kareems Mutter SALWA NAKKARA
Talal SAEED DASSUKI
Yousef ADEEB SAFADI
Abu Abdallah (Talals Vater) TARIK COPTI
Amir SAMEH “SAZ” ZAKOUT
Hussam AYED FADEL
Sheikh HISHAM SULIMAN
Maryam MARYAM ABU KHALED
RPG MICHAEL MOSHONOV
Talals Familienanwalt MAISA ABD ELHADI
Kareems Vater BYAN ANTEER
67 Carat ELAN BABYLON