Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. Januar 2017, Teil 11

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Desmond Doss (als Kind Darcy Bryce) wächst in Lynchwood, Virginia zusammen mit seinem Bruder Harold (als Kind Roman Guerriero), seiner religiösen Mutter Bertha (Rachel Griffith) und seinem Vater Tom (Hugo Weaving), einem alkoholkranken prügelnden Kriegsveteranen des ersten Weltkrieges, als Sieben-Tage-Adventist auf.


Als die USA in den 2. Weltkrieg eintritt, meinen auch Harold (Nathaniel Buzolic) und Desmond (Andrew Garfield) sich zur Army melden zu müssen. Desmond hat inzwischen die Krankenschwester Dorothy Schutte (Teresa Palmer) kennen gelernt und möchte gerne zu einer Sanitätseinheit gehen.

Zur Grundausbildung wird er allerdings einer schießenden Infanterieeinheit unter Captain Glover (Sam Worthington) und Sergeant Howell (Vince Vaughn) zugeteilt. Desmond ist bereit alle Ausbildungsschritte mitzumachen, weigert sich aber standhaft, eine Waffe anzufassen. Seine Kasernenkameraden um Smitty (Lukey Bracey) verprügeln ihn deshalb und auch seinen Vorgesetzen ist er ein Dorn im Auge. Man bietet Desmond sogar an, die Armee wieder zu verlassen, das will er aber nicht. Desmond bleibt auch dann noch hart, als er wegen eines Arrests seine eigene Hochzeit verpasst und als man ihn wegen seiner Verweigerung vor ein Kriegsgericht stellt. Durch eine Intervention von Desmonds Vater entscheidet das Militärgericht allerdings zu seinen Gunsten und er wird als Sanitäter seiner alten Einheit zugeteilt.

Im April 1945 wird das Regiment, in dem Doss dient, nach Okinawa verlegt und hat den Auftrag den Hacksaw Ridge, einen hohen steilen Felsen, einzunehmen, um die dortigen Befestigungsanlagen der Japaner zu erobern. Seine Einheit nimmt erstmals am 29. April an Kampfhandlungen teil. Doss Einheit konnte zwar die Felswand besteigen, musste sich aber durch das schwere japanische Artillerie- und Maschinengewehrfeuer nach großen Verlusten wieder an den Fuß der Wand zurückziehen.

Desmond Doss selbst blieb oben und begann verwundete zurückgelassene Soldaten einzusammeln und sie dann die Felswand hinunter in Sicherheit abzuseilen, darunter waren auch einige japanische Soldaten. Auch als die Überlebenden seiner Einheit noch einmal versuchen müssen, den Felsen zu erobern, ist Doss wieder dabei, obwohl der 5.Mai 1945 ein Samstag ist und er sich wegen seiner Religion eigentlich bisher geweigert hatte an Samstagen zu arbeiten. Allerdings warten seine Kameraden mit dem Angriff bis er seine Gebete gesprochen hat.

Später vermuteten seine Vorgesetzten, dass Doss bei diesen Kämpfen über 100 Soldaten das Leben gerettet hat, er selbst glaubte es seinen nur 50 gewesen. Deshalb einigte man sich auf 75 als ihm US-Präsident Harry S. Truman trotz seiner Wehrdienstverweigerung am 12. Oktober 1945 die "Medal Of Honour" verliehen hat.


Als Regisseur von "Hacksaw Ridge - Die Entscheidung" verfilmt Mel Gibson das Drehbuch von Robert Schenkkan und Andrew Knight. Der Film ist Gibsons erste Regiearbeit nach Apocalypto (2006). Er hat den Film in Australien gedreht und neben dem in England aufgewachsenen Andrew Garfield als Desmond Doss mit Sam Worthington, Teresa Palmer, Hugo Weaving und Rachel Griffith, einige bekannte australische Schauspieler für die weiteren Hauptrollen gewinnen können.

Andrew Garfield spielt Desmond Doss durchaus glaubhaft als jemand, der nach einer Jugenderinnerung felsenfest an seiner religiösen Überzeugung festhält, egal welche Steine ihm in den Weg gelegt werden. Aus dem weiteren Ensemble ragt vor allem Hugo Weaving als traumatisierter Kriegsveteran und gewaltbereiter Alkoholiker Tom Doss heraus.

Desmond Doss hat von 1919 bis 2006 gelebt und auch viele der Szenen - vor allem während seiner Ausbildung und im Krieg - haben wirklich so ähnlich stattgefunden. Mel Gibson hat mit Hacksaw Ridge einen äußerst brutalen Film über Religion und Gewalt im Kriege gedreht. Ob die Mitteilung, dass sich mit der Bibel in der Hand die übelsten Kriegsgräuel überstehen lassen auch in Deutschland gut ankommt, sei dahingestellt.

Gibson hat den Film deutlich in drei Phasen aufgeteilt. Da ist die Kindheit im religiösen aber gewalttätigen Elternhaus und das Kennenlernen der Frau fürs Leben, die natürlich der gleichen religiösen Gruppierung angehört, dann die brutale Grundausbildung bei der Army mit den typischen Versatzstücken wie den mobbenden Kameraden, dem menschenverachtenden Sergeanten, den üblichen Schlammparcours und den bornierten höheren Militärs. Erst im dritten Teil nach etwa einer Stunde wird die Schlacht von Okinawa möglichst blutig mit zerschossenen Köpfen und abgerissenen Gliedern inszeniert. Da ist Gibson als Regisseur wieder in seinem ureigensten Element.

Ob diese möglichst realistischen Szenen aber wirklich der Abschreckung dienen, sei dahingestellt. Da wird im Film einfach doch zu viel amerikanische Heldenverehrung verbreitet.

"Hacksaw Ridge" ist durchaus spannend und nachdenkenswert. Allerdings ist er für einen Film, der Pazifismus verbreiten will und der die brutalsten und grausamsten Schlachtszenen zeigt, die möglicherweise jemals gefilmt wurden, dann doch zu gewalttätig, um als Antikriegsfilm überzeugen zu können.

Insgesamt ist "Hacksaw Ridge" ein brutales, aber handwerklich sehr gut inszeniertes Kriegsdrama, mit deutlichem und manchmal auch etwas nervendem religiösem und patriotischem Hintergrund.

Der Film wurde gerade für sechs Academy Awards nominiert und zwar als bester Film, Mel Gibson als bester Regisseur und Andrew Garfield als bester Hauptdarsteller. Dazu gab es Nominierungen für Film Editing, Sound Editing und Sound Mixing. Ob er allerdings einen Oscar gewinnen wird, ist eher unwahrscheinlich. Bei den Golden Globes gab es auch drei Nominierungen, aber keinen Gewinner.

Foto: Andrew Garfield als Desmond Doss © Universum Film

Info:
Hacksaw Ridge - Die Entscheidung (USA, Australien 2016)
Originaltitel: Hacksaw Ridge
Genre: Action, Biopic, Kriegsfilm
Filmlänge: 131 Min.
Regie: Mel Gibson
Drehbuch: Robert Schenkkan, Andrew Knight
Darsteller: Andrew Garfield, Vince Vaughn, Sam Worthington, Teresa Palmer, Hugo Weaving, Rachel Griffith, u.a.
Verleih: Universum Film
FSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 26.01.2017