Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. August 2011, Teil 1

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – So ganz unter der Hand entstehen auf einmal im deutschsprachigen Raum immer mehr Jugend- und Junge-Leute-Filme. Der Grund ist klar. Das Publikum. Denn einmal gehen mehr von den Jungen ins Kino als es die Älteren tun, auch wenn das klassische Händchenhalten und mehr wohl nicht mehr der Grund ist. Aber das Gesellige ist es auf jeden Fall. Und noch eines: junge Leute haben Geld, besser: geben es fürs Kino aus.

LOLLIPOP MONSTER

 

Das hätten wir nicht geglaubt, aber diesen deutschen Film haben wir sehr gerne angeschaut, obwohl wir schon sehr lange kein Backfisch mehr sind. Gibt es das Wort heute überhaupt noch im deutschen Sprachgebrauch? Man bemerkt beiläufig, wie gehaltvoll die deutsche Sprache ist, so man sie benutzt. Regisseurin Siska Riemann inszeniert ein gekonntes Durcheinander von - heute Teenis oder Girlies genannten - jungen Menschen, in dem die Musik eine genauso große Rolle spielt wie die Möglichkeiten durch Hilfsmittel der kleinbürgerlichen Welt zu entkommen und sein Heil in Psychotrips zu finden.

 

Das hätten wir sicher auch getan, müßten wir im Alltag von Ari (Yella Haase) und Oona (Sarah Horvath) leben. Ari ist süß und blond, eben eine Barbie mit spießigen Eltern, Oona ist dunkel und im Künstlermilieu zu Hause, auch wenn der Vater als Maler derzeit versagt. Auch als Ehemann, das meint zumindest die Mutter, die es mit dem Schwager treibt, was Oona mitbekommt. Keine schöne Jugend. Schön wird diese erst, als die bekümmerte Oona das als Abziehbild daherkommende Mädel Ari kennenlernt. Beide haben sich viel zu sagen, sie lieben dieselbe Musik, sie können einander helfen, gerade aus ihrer Gegensätzlichkeit heraus.

 

Das ist ein guter Film, weil er keine einfachen Lösungen anbietet, sondern uns mit den heutigen Realitäten konfrontiert. Junge Menschen suchen jeweils eigene Strategien des Erwachsenseins und der Flucht aus dem Alltag. Für Ari liegt dies im Verbrauch von Jungens, die sie recht wahllos 'benutzt', für Oona in einer der heutigen Selbstverletzungsarien wie Ritzen. Zusammengefasst kann man sagen, dieser Film spiegelt Jugend von heute zwischen Aggression, Autoaggression und Depression. Dies aber auf gekonnte Art, was heißt, daß man nicht deprimiert das Kino verläßt, sondern aufgebaut. Das liegt daran, daß die Regisseurin die beiden Mädchen zusammen ihre Probleme bewältigen läßt mit einem richtigen Happy End, bei dem wir nicht richten wollen,wie wahrscheinlich dieses ist, sondern wissen, daß dies methodisch hierhin gehört. Der Film macht also jungen Menschen Mut, sie selber zu werden. Und das ist nicht wenig, sondern viel!

 

 

FLIEGENDE FISCHE MÜSSEN INS MEER

 

Auch ein Jugendfilm und auch ein Film aus Deutschland, bei dem die Schweiz mitmischt. Die Jugend ist nicht nur ein interessantes Alter, sondern Jugendliche haben auch Zeit und Interesse für Kino! Hier geht es um die Mutter und das kann man allemal nachempfinden. Mütter sind schrecklich. Die Roberta von Meret Becker ist herrlich peinlich, für Tochter Nana (Elisa Schlott) oberpeinlich und das Allerletzte. Unfähig dazu. Also muß die Tochter alles richten und kann das auch. Bißchen verlogen alles, aber unmöglich ist dann doch, daß in den Schweizer Bergen nichts mehr vom Schwyzerdütsch vorhanden ist. Das lupenreine Hochdeutsch ist falsch und albern dazu.

 

WHAT A MAN

 

Noch eine deutsche Produktion, noch eine jugendbewegte und komödiantische Geschichte, in der es diesmal um junge Männer geht. Um den jungen Mann schlechthin. Es ist Matthias Schweighöfer, der hier alles ist: Mitdrehbuchschreiber und Regisseur. Gedacht ist an eine romantische Komödie, wo einer zum Mann wird. Naja. Wird aber sicher ein großer Kinoerfolg, weil Schweighöfer den Mädels gefällt und die Jungens ihn als Vorbild nehmen.

 

WESTWIND

 

Auch dies ein deutscher Film, auch dies ein Film von jungen Leuten. Allerdings unter verschärften Bedingungen. Es ist die Zeit 1988, zur eisernen Zeit von DDR und BRD, wo in Ungarn Deutsche auf Deutsche treffen. Dies in Gestalt zweier Ostsportlerinnen und zwei männlicher Hamburger.

 

PROM – DIE NACHT DEINES LEBENS

 

Das hatten wir schon. Wieder eine Komödie. Wieder Backfische. Diesmal Amerika, was es auch nicht besser macht.

 

Romana Reich