Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 2. März, Teil 8

Nicola Graef

Leipzig (Weltexpresso) - Die Bilder von Neo Rauch haben mich schon immer fasziniert. Vor allem, weil sie mich seltsam beru?hrten und ich oft nicht genau verstand, warum. Seine Figuren sind meist abgewandt, mit sich bescha?ftigt, emotional entru?ckt. Was ist das fu?r eine Welt? Wer sind diese Menschen? Was haben sie mit mir zu tun?

Seine Bilder stellen mir Fragen, lassen mich oft ratlos zurück, aber sie fordern mich: Schau mich an und sage mir, was du siehst. Aber bitte schau genau hin, nimm dir Zeit. Es ist etwas in diesen Bildern verborgen, ganz leise. Nicht von dieser Welt und doch mit- ten in ihr. Das ist es, was mich ganz grundsätzlich begeistert an guter zeitgenössischer Kunst: schauen, nicht verstehen, noch mal schauen, wirken lassen, Antworten suchen, nachdenken.


Schon vor vielen Jahren sprach ich erstmals mit Judy Lybke, Inhaber der Galerie EIGEN + ART, über die Möglichkeit, einen Dokumentarfilm mit und über Neo Rauch zu realisieren. Er winkte ab und meinte, da hätte ich keine Chance. Neo Rauch würde die Medien, insbesondere die Kamera meiden. Schade, dachte ich. Aber die Malerei verfolgte mich. Also probierte ich es weiter und fragte nach. Doch ich bekam immer eine Absage.


Schließlich überlegte ich, ob es nicht auch denkbar wäre, einen Film über Neo Rauch ohne Neo Rauch zu machen. Eintauchen in seine Bildwelten mit den Menschen, die ihn als Sammler begleiten oder die mit seinen Werken sehr vertraut sind, wie seine Galeristen oder seine Lithografen. Vor allem reizte mich auch die Frage, was internationale Sammler aus verschiedenen Kulturen über seine Kunst denken, warum sie sich für diese Malerei entschieden hatten.

Darüber sprach ich 2013 erneut mit Judy Lybke und stieß auf offene Ohren. Das sei doch eine gute Möglichkeit, seine Bilder aus verschiedenen Perspektiven kennenzulernen, aber ohne den Künstler in eine Situation zu bringen, der er skeptisch gegenüber stünde. Und wer wisse das schon, vielleicht würde es ja doch irgendwann mit einem Interview klappen. Na, das war doch was. Ich sprach mit meiner MDR Redakteurin Katja Wildermuth und sie sagte: Wir probieren das!

 

Aus dem Filmheft:


Regisseurin & Produzentin Nicola Graef
BIOGRAFIE


Nach ihren Studium der Germanistik, Theaterwissenschaften und Philosophie in München und Paris, absolvierte Nicola Graef ein weiteres Studium in London, das sie mit einem Master of Arts in „Theatre Studies“ abschloss. Als freie Autorin und Journalistin arbeitete sie daraufhin für die Londoner Studios von ZDF und NDR. Zurück in Deutschland setzte sie ihre journalistische Arbeit mit einem Volantariat beim NDR in Hamburg fort. Es folgten einige Jahre als Redakteurin und Reporterin beim NDR Fernsehen für Kulturmagazine, Abendprogramme und schließlich die politische Satiresendung „extra drei“.

Danach begann Nicola Graef freiberuflich zu arbeiten und gründete 2001 gemeinsam mit Susanne Brand die Filmproduktionsfirma Lona•media. Zeitgleich eröffnete sie „Kunstraum plan b“, ein Forum für Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, das sie fünf Jahre lang führte. Von 2003 bis 2006 moderierte sie die 90-minütige Live-Talkshow „Westart am Sonntag“ im WDR Fernsehen. Des Weiteren berät Nicola Graef Künstler, kuratiert Ausstellungen und arbeitet als Autorin.

Foto: (c) Filmheft