Serie: LICHTER Filmfest Frankfurt International vom 28. März bis 2. April, Teil 1
Helga Faber
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es geht wieder los. Lichter steht vor der Tür. Naja, natürlich muß man noch ein paar Mal wachwerden, bis es wirklich los geht. Aber es ist wichtig, sich den Termin vorzumerken und nicht in die Osterferien zu entschwinden. Regisseure aus der ganzen Region feiern auf jeden Fall Filmpremieren bei LICHTER.
Die ersten Welt- und Deutschlandpremieren im regionalen Filmprogramm des 10. LICHTER Filmfests stehen nun fest. Nicht nur Wiesbadener Kultkneipen und verliebte Großstädter stehen im Mittelpunkt der Spiel- und Dokumentarfilme, die Film-Highlights mit Hessen- und Rhein-Main-Bezug führen die Besucher des Festivals auch nach Italien, Armenien und Namibia.
Ob Wiesbaden, Kassel, Darmstadt, Frankfurt oder Marburg – die LICHTER-Kuratoren sind wieder durchs Land gereist und haben die besten Filme aus allen Winkeln Hessens zusammengestellt. Vom 28. März bis zum 2. April zeigt das LICHTER-Filmfest im Frankfurter Mousonturm und anderen Spielorten der Region neben einem großen internationalen Programm allein 18 Langfilme und 30 Kurzfilme aus Hessen und Rhein-Main. „Wir bringen die Vielfalt des hessischen Filmschaffens auf die Leinwand“, sagt Festivalleiter Gregor Maria Schubert, „von der großen Produktion bis zum experimentellen Kurzfilm.“ Besonders liegt Schubert der Nachwuchs am Herzen: „Studierende sind die Frischzellen der Branche. Ihre künstlerische Freiheit, Radikalität und Kreativität geben der gesamten Szene wichtige neue Impulse. Zugleich finden junge Filmemacher bei LICHTER den Austausch mit erfahrenen Kollegen und ein Publikum weit über die Hochschulen hinaus.“
Im regionalen Wettbewerb treten neun Langfilme um den begehrten Weißen Bembel an. Die Produktionen sind alle unter Beteiligung von Filmschaffenden und Förderern aus Hessen und der Region entstanden, und doch sind die Drehorte über die halbe Welt verteilt.
Weltpremiere feiern bei LICHTER die aktuellen Arbeiten von Malte Wirtz und Janis Marx. In Hard & Ugly – eine Liebesgeschichte entwirft der Marburger Regisseur und Autor Malte Wirtz ein modernes Großstadtmärchen vom gescheiterten Glück. Im Zentrum steht Et, der bei einem Selbstmordversuch auf Carla trifft, die ebenfalls vom Pech verfolgt ist. Gegenseitig versuchen sich die beiden Leidensgenossen aus dem Schlamassel zu ziehen. Janis Marx‘ intimes Kammerspiel Hinter dem Meer über die Kraft wahrer Freundschaft zweier Rentner ist ein packendes Roadmovie und Plädoyer an zwischenmenschliche Beziehungen zugleich. Gespickt mit einer gehörigen Portion Lokalkolorit war der Abschlussfilm der Hochschule Darmstadt für den Hessischen Hochschulfilmpreis 2016 nominiert.
Der Frankfurter Regisseur Peter Rippl zeigt seinen neuen Dokumentarfilm A Gravame – das Stahlwerk, der Tod, Maria und die Mütter von Tamburi als Deutschlandpremiere beim LICHTER Filmfest. Einst eine florierende Handelsstadt, ist Taranto heute von Europas größtem Stahlwerk gezeichnet. Eine enorme Umweltverschmutzung und überdurchschnittlich hohe Krebsraten sind die ständigen Begleiter im ehemals mediterranen Paradies. Von der Politik ignoriert, wurde der wirtschaftliche Aufschwung teuer bezahlt. Rippl vermischt persönliche Geschichten und distanzierte Beobachtungen und gibt den vergessenen Einwohnern so ihre Stimme zurück.
Ebenfalls Deutschlandpremiere feiert die von der Hessischen Filmförderung unterstützte georgisch-deutsche Koproduktion Alles über Menschen. Der Kasseler Regisseur Giorgi Abashishvili erzählt in alltäglichen Episoden von der Vielfalt des Lebens in Georgien und Deutschland. In atmosphärisch-poetischen Bildern gelingt es Abashishvili unsere hektische Zeit ein wenig zu entschleunigen.
Die Hessenpremiere Wann endlich küsst du mich? von Julia Ziesche zeigt drei Frauen aus drei Generationen am Rand eines Nervenzusammenbruchs. Der Film nahm in diesem Jahr am Wettbewerb des Max-Ophüls-Preises teil. Produzentin der Tragikomödie ist die Frankfurter U5 Filmproduktion.
Mit dem Dokumentarfilm Sylvis Bumerang hat Thomas Lawetzky der Kneipenkultur ein filmisches Denkmal gesetzt. Über 50 Jahre tummelte sich die Polit- und Künstlerszene im Bumerang, bis die Wiesbadener Kultkneipe im Jahr 2010 schloss. Sylvia Bernhardt blickt in dem Film auf ihr Leben als Wirtin zurück, wie die Kneipe das Familienleben der heute 82-Jährigen beeinflusste und welche Magie den Bumerang so lang am Leben hielt. Ehemalige Stammgäste erzählen persönliche Anekdoten und erinnern an ein halbes Jahrhundert deutsche Zeitgeschichte.
Ghostland – The view of the Ju/'Hoansi blickt auf eine der ältesten Jäger- und Sammlerkulturen der Welt. Das Leben der Ju/'Hoansi Buschmenschen ist von Hunger und kultureller Entwurzelung geprägt. Sie gelten als Forschungsobjekte und touristische Attraktion. Doch als der Frankfurter Dokumentarfilmer Simon Stadler sie besucht, begeben sich die Ureinwohner Namibias das erste Mal auf eine Reise mit umgedrehten Vorzeichen – bis nach Frankfurt am Main. Für die Dokumentation erhielt Stadler den Hessischen Filmpreis 2016.
In Armenia des Frankfurter Regisseurs M.A. Littler erforscht der Musiker Haig Boghos die Geschichte seiner Familie. Sein Trip führt ihn nach Armenien – das Heimatland seiner Vorfahren. Zu gleichen Teilen Essayfilm und poetisches Roadmovie ist Armenia eine persönliche Sinnsuche. Die historische und psychologische Reise in das Unbekannte repräsentiert nicht nur die Gedankenwelt eines verlorenen Individuums, sondern auch das kollektive Bewusstsein eines leidgeprüften Volkes.
Im regionalen Wettbewerb des LICHTER Filmfest startet zudem die Dokumentation Dennis Hopper: Uneasy Rider. Der in Frankfurt arbeitende Regisseur Hermann Vaske wandelt auf den Spuren der amerikanischen Schauspiellegende, die mit dem Kultfilm der Hippie-Bewegung, Easy Rider, 1969 berühmt wurde. Außer Konkurrenz läuft der auf der Berlinale 2016 ausgezeichnete Film L’avenir mit Isabelle Huppert. Mia Hansen-Løve erhielt den Silbernen Bären für die beste Regie. Der Ton des Films wurde in den Herold Studios in Frankfurt gemischt.
„Der 10-Wahrheiten-Countdown“ - 10 Kurzfilme über die Wahrheit
Unbedingt ansehen! Zehn Filmemacher versüßen uns ab sofort die Zeit bis zur Jubiläumsausgabe Ende März. Sie präsentieren der Welt exklusiv die zehn wirklich wahrsten Wahrheiten.
Wahrheit # 8 kommt von Regisseurin Sylvie Hohlbaum: https://vimeo.com/202702532
Die ersten Highlights aus dem internationalen Filmprogramm finden Sie hier: http://www.lichter-filmfest.de/files/2017-01-30_pm_lichter_jahresthema_internationales_filmprogramm.pdf
Foto: Logo (c) lichter-filmfest.de
Info:
Hintergrund
Das LICHTER Filmfest ist die zentrale Plattform des Filmschaffens der Rhein-Main-Region und mit seiner Auswahl von Filmen aus allen Regionen der Welt das einzige wirklich internationale Festival an einem wachsenden Standort der Filmbranche. LICHTER geht vom 28. März bis zum 2. April 2017 in seine zehnte Ausgabe. Im Jubiläumsjahr beleuchtet das Festival das Thema „Wahrheit“ in all seinen Facetten. In der internationalen Filmreihe und seinem Begleitprogramm geht es um die zutiefst menschliche Suche nach der einen Wahrheit wie auch um die allgegenwärtigen Versuche von Populisten, Wahrheiten zu verdrehen und zu verschleiern. LICHTER hat seine Wurzeln in der Film- und Kulturszene der Region: Das LICHTER Filmfest Frankfurt International begann als Werkschau des regionalen Films in einem selbstgebauten Atelierkino und hat sich in den letzten neun Jahren zu einem mehrtägigen, internationalen Festival entwickelt. LICHTER findet seit 2008 jedes Jahr im Frühling an verschiedenen Spielstätten in Frankfurt und in anderen Städten der Rhein-Main-Region statt. Ein Team aus rund 40 hauptsächlich ehrenamtlich engagierten Filmemachern, Medienexperten und Filmliebhabern richtet das Festival alljährlich aus.
Filmreihe Regionaler Langfilm
Dokumentar- und Spielfilme mit Hessen und Rhein-Main-Bezug
Wettbewerb
Weltpremiere
Hard & Ugly – eine Liebesgeschichte
Regie: Malte Wirtz; Spielfilm, Deutschland 2016, 71 min.
Weltpremiere
Hinter dem Meer
Regie: Janix Marx; Spielfilm, Deutschland 2016, 81 min.
Deutschlandpremiere
A Gravame – das Stahlwerk, der Tod, Maria und die Mütter von Tamburi
Regie: Peter Rippl; Dokumentation, Deutschland/Italien 2016, It. OmeU., 71 min.
Deutschlandpremiere
Alles über Menschen
Regie: Giorgi Abashishvili; Spielfilm, Deutschland/Georgien 2016, Dt./georgisch OmeU, 72 min.
Hessenpremiere
Wann endlich küsst du mich?
Regie: Julia Ziesche; Spielfilm, Deutschland 2015, 90 min.
Sylvis Bumerang
Regie: Thomas Lawetzky; Dokumentation, Deutschland 2016, 77 min.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=7mbWsQ9U6xQ
Ghostland – the view of the Ju’/Hoansi
Regie: Simon Stadler; Dokumentation, Namibia/Deutschland/Italien 2016, 84 min.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=iCfcxAbbShY
Armenia
Regie: M.A. Littler; Spielfilm, Deutschland/Armenie/Frankreich 2016, OmU, 84 min.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=jePPkqD5-9M
Dennis Hopper: Uneasy Rider
Regie: Hermann Vaske; Dokumentation, Deutschland 2016, 89 min.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=PU_HrPuTqaE
Außerhalb des Wettbewerbs
L’avenir
Regie: Mia Hansen-Løve; Spielfilm, Frankreich/Deutschland 2016, fr. OmdU, 100 min.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=UhErAqJ8HGE