Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 23. März, Teil 8

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Storm Voeten (Davy Gomez) ist 12 Jahre alt, lebt 1521 zusammen mit seiner Familie in Antwerpen und hilft seinem Vater Klaas (Yorick van Wageningen) in dessen Druckerei. Seine Mutter Cecilia (Angela Schijf) ist eine gläubige Katholikin und möchte für das Seelenheil ihrer verstorbenen Schwester einen Ablass-Brief erwerben, Klaas meint aber, dass sie dafür kein Geld hätten.



Es ist die Zeit der Reformation, deren Lehren aber in Antwerpen durch die katholische Kirche und den Inquisitor der spanischen Krone Frans Van der Hulst (Peter Van den Begin) verboten werden. Der Mönch Jacob Proost (Egbert Jan Weeber) bekommt von Martin Luther einen Brief, den er nach Antwerpen bringen, ihn dort drucken und aushängen lassen soll.

Proost reitet nach Antwerpen und bittet Klaas - gegen gutes Geld - den Brief zu drucken. Klaas willigt ein, er wird dabei aber von den Schergen des Inquisitors erwischt, die einen Probeandruck des Briefes finden, und daraufhin ins Gefängnis geworfen. Storm, der sich zufällig in der Druckerei aufhält, kann sich die Druckplatte gerade noch greifen und damit verschwinden. Er versucht die Platte loszuwerden - zuerst bei Alwin Dankert (Maarten Heijmans), einem Antwerpener Autor und Freund seines Vaters, der Storm eine flämische Ausgabe von Luthers "Von der Freiheit eines Christenmenschen" geliehen hatte (dort kommen gerade Soldaten des Inquisitors vorbei) und bei Klaas Voetens deutschem Gehilfen Hermann (Luc Feit), der aber inzwischen von den Leuten des Inquisitors ermordet wurde.

Als Storm die Tasche mit der Platte von einem Mädchen gestohlen wird, verfolgt er sie in die Katakomben der Stadt. Das Waisenmädchen Marieke (Juna de Leeuw) lebt dort allein. Sie hofft dass ihr portugiesischer Vater, ein Seemann, bald wieder zurückkommt.

Während der Inquisitor weiter versucht, Storm und die Platte zu finden, nähern sich die beiden Kinder langsam aneinander an. Marieke, die sich hervorragend in den Antwerpener Katakomben auskennt, hilft Storm immer wieder. Gleichzeitig liest Storm dem Mädchen das Tagebuch ihrer verstorbenen Mutter vor und beginnt der Analphabetin auch mit Hilfe der Druckplatte Lesen und Schreiben beizubringen.

Als der Inquisitor an Klaas ein Exempel statuieren will, und ihn auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen will, muss Storm lernen, wem er vertrauen kann und wer bereit ist, ihm zu helfen, um seinen Vater zu befreien...


Regisseur von "Storm und der verbotene Brief" ist der Niederländer Dennis Bots, dessen Jugendfilme "Starke Mädchen weinen nicht" (2012), "Das große Geheimnis" (2014) und "Geheimcode M (2015)" auch in Deutschland zu sehen waren.

In diesem Historienfilm hat Dennis Bots nach dem Drehbuch von Karen van Holst Pellekaan versucht anhand einer fiktiven Geschichte die Auswirkungen der Reformation für Jugendliche verständlich darzustellen. Natürlich wurde bewusst der Film zum 500. Jubiläum von Luthers Thesenanschlag produziert. Daneben macht der Film aber auch deutlich, wie stark der Buchdruck Auswirkungen auf den Erfolg der Reformation hatte, denn nur dadurch konnten Martin Luthers Thesen schnell und auch europaweit verbreitet werden.

Es wird auch immer wieder deutlich auf die Unterschiede hingewiesen, wenn z.B. Storms Mutter für ihre verstorbene Schwester eine Ablassbrief kauft und damit meint, ihr in den Himmel zu helfen und Martin Luthers Thesen, die sowohl von der Freiheit als auch von der Selbstverantwortung der Menschen sprechen. Luthers Brief macht am Ende den Antwerpenern klar, dass sie nur nach ihren Taten gerichtet werden und sie sich deshalb auch gegen den Inquisitor stellen können.

Kameramann Rolf Dekens hat die Enge und teilweise auch den Schmutz der mittelalterlichen Stadt Antwerpen sehr gut eingefangen, dabei sind die realen Szenen hervorragend mit den digitalisierten Hintergründen verbunden worden. Die Schauspieler spielen absolut glaubhaft, dies gilt nicht nur für die Erwachsenen sondern ganz besonders auch für die beiden jungen Hauptdarsteller Neuling Davy Gomez als Storm und Juna de Leeuw als Marieke.

"Storm und der verbotene Brief", der im Originaltitel aus dem Niederländischen übersetzt "Storm: Briefe aus Feuer" heißt, ist eine spannend erzählte Geschichte, die die jugendlichen Zuschauer fordert aber die auch ohne große religiöse Kenntnisse für ein junges Publikum interessant ist. Der Film ist für Kinder und Jugendliche ab etwa 10 Jahren absolut sehenswert, aber auch Erwachsene werden sich sicher nicht langweilen.

Foto: Storm (Davy Gomez) und Marieke (Juna de Leeuw) beim Druck © Farbfilm Verleih

Info:
Storm und der verbotene Brief (Niederlande 2017)
Originaltitel: Storm: Letters van Vuur
Genre: Kinder- und Jugendfilm, Historiendrama
Filmlänge: 105 Min.
Regie: Dennis Bots
Drehbuch: Karen van Holst Pellekaan
Darsteller: Davy Gomez, Juna de Leeuw, Angela Schijf, Yorick van Wageningen, Maarten Heijmans, Egbert Jan Weeber u.a.
Verleih: Farbfilm Verleih
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 23.03.2017