Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 30. März, Teil 2

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Anfang des 20. Jahrhunderts: Percival "Percy" Fawcett (Charlie Hunnam) ist Colonel in der britischen Armee. Er hat allerdings kaum Chancen aufzusteigen, da ihm immer wieder seine familiäre Herkunft vorgeworfen wird. Seine Frau Nina (Sienna Miller) - eine selbstbewusste Suffragette - hat gerade ihren ersten Sohn Jack bekommen.


Da Percy gelernter Landvermesser ist, erhält er von der Royal Geographic Society 1906 das Angebot, die Grenze zwischen Brasilien und Bolivien bis zur Quelle des Rio Acre zu vermessen. Dadurch sollen die Grenzstreitigkeiten zwischen den beiden Staaten um den Besitz der wichtigen dort vermuteten Rohstoffe wie zum Beispiel der großen Kautschukbaumvorkommen beigelegt werden.

Fawcett nimmt das Angebot gerne an, auch wenn er dadurch für Jahre von seiner Familie getrennt wird. Auf dem Schiff, das ihn nach Amerika bringen soll, lernt er Henry Costin (Robert Pattinson) kennen, der bei einem kleinen, durch Einheimische verstärkten Team sein Stellvertreter ist und ihn auch bei weiteren Reisen begleiten wird.

Die Expedition erweist sich als langwieriger und strapaziöser als gedacht. Fawcett erreicht trotzdem die Quelle des Flusses und kann so seine Aufgabe erfüllen. Gleichzeitig stößt er im Dschungel auf Tonscherben und weitere Spuren einer inzwischen ausgestorbenen Zivilisation. Er ist überzeugt, dass er auf eine Hochkultur gestoßen ist und nennt die verschollene Stadt "Z".

Da ihm in England niemand glauben will, dass es bei den "Wilden" schon eine Zivilisation gab, rüstet Fawcett 1910 eine zweite Expedition aus, an der neben Costin auch der bekannte Polarforscher James Murray (Angus Macfadyen) und ein Unteroffizier namens Arthur Manley (Edward Ashley) teilnehmen. Percy findet im Urwald Steinskulpturen und weitere Tonscherben. Allerdings steht die Expedition unter keinem guten Stern. Sie können den Hinweisen nicht weiter nachgehen, da der durch eine Infektion im Knie geschwächte James Murray die Expedition aufhält und auch die Nahrungsvorräte unbrauchbar macht. Fawcett ist gezwungen, ihn zum nächst gelegenen bewohnten Außenposten zu schicken. Obwohl Murray die Reise überlebt, müssen Fawcett und seine Leute sich dafür sogar später vor der Royal Geographic Society verantworten.

Percy Fawcett wird erst nach dem 1. Weltkrieg, an dem er zusammen mit Costin und Manley aktiv teilnehmen muss und in dem er 1916 verwundet wird, auf Wunsch seines nun erwachsenen Sohnes Jack (Tom Holland) noch einmal zu einer Expedition in den brasilianischen Dschungel aufbrechen. So machen sich die beiden 1925 auf den Weg, um Beweise für Percys Behauptungen von einer im Urwald untergegangenen Zivilisation zu finden....


Regisseur von "Die versunkene Stadt Z" ist James Gray, der auch zusammen mit David Grann das Drehbuch geschrieben hat. Grundlage war Granns 2009 erschienenes Buch The Lost City of Z: A Tale of Deadly Obsession in the Amazon. Dabei beschränkt sich der Film auf drei der Reisen Fawcetts, obwohl er eigentlich sieben unternommen hat. Auch seine Funktion als Landvermesser tritt mehr und mehr in den Hintergrund.

Der Film hat eine längere Entstehungszeit, in der vor allem die Besetzung der Hauptrolle immer wieder gewechselt hat. Nachdem zuerst Brad Pitt vorgesehen war, wurde später Benedict Cumberbatch gecastet. Als dieser wegen Terminschwierigkeiten mit Marvels "Doctor Strange" absagen musste, übernahm schließlich Charlie Hunnam die Rolle des Percival Fawcett.

James Gray behandelt in dem Film die Zeit zu Beginn des 20. Jahrhundert, als versucht wurde, die letzten weißen Flecken auf den Landkarten zu tilgen. Dabei gelingen vor allem dem Kameramann Darius Khondji beeindruckende Naturaufnahmen aus dem unberührten Dschungel Süd-Amerikas. Außerdem zeigt der Film spannende und abenteuerliche Episoden der Reise aber auch die Engstirnigkeit der englischen Wissenschaftler und der englischen Oberschicht zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Leider gibt es zwischen den beeindruckenden Bildern im Dschungel auch immer wieder Passagen im Film, die doch etwas langatmig geraten sind und bei denen bei einer Gesamtlaufzeit von 140 Minuten ganz sicher hätte gekürzt werden können. Weil die Schauspieler ihre Sache aber sehr gut machen und die ruhige Erzählweise genügend Zeit bietet, damit die einzelnen Charaktere sich entwickeln können, stören die Längen nicht allzu sehr. Neben Charlie Hunnam in der Hauptrolle des Percy Fawcett ragen vor allem Robert Pattinson als Expeditionsgefährte Henry Costin, Tom Holland als Percys Sohn Jack und Sienna Miller als selbstbewusste aber immer unterstützende Nina Fawcett aus dem Ensemble heraus.

Insgesamt ist dem Regisseur James Gray mit "Die versunkene Stadt Z" eine tolle Geschichte von menschlichem Forschergeist aber auch von Mut und Besessenheit gelungen. Diese Mischung aus Biografie und Abenteuerfilm ist trotz der vorher genannten Kritik spannend und deshalb nicht nur für Kinogänger, die Abenteuerfilme mögen, absolut sehenswert.

Foto: Percival Fawcett (Charlie Hunnam) als Landvermesser im bolivianischen Dschungel © StudioCanal GmbH

Info:
Die versunkene Stadt Z (USA 2016)
Originaltitel: The Lost City of Z
Genre: Abenteuer, Action, Historiendrama
Filmlänge: 140 Min.
Regie: James Gray
Drehbuch: James Gray, David Grann
Darsteller: Charlie Hunnam, Robert Pattinson, Tom Holland, Sienna Miller, Angus Macfadyen u.a.
Verleih: StudioCanal GmbH
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 30.03.2017