Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. September 2012, Teil 2

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Uns gefällt das, daß derzeit viele deutsche Filme zu sehen sind, auch wenn wir nicht von allem begeistert sind, oder sogar nur von den wenigsten. Aber beim Filmemachen lernt man auch dazu, in der Regel wenigstens, und so kann man nur hoffen, daß manche aus ihren Fehlern lernen.

 

BITTERE KIRSCHEN

 

Mit den Fehlern, damit meinen wir Didi Danquart nicht. Er hat viel zu wenig gefilmt, denn sein großer Erfolg im Jahr 1999 VIEHJUD LEVI folgte 2006 OFFSET. Mit dieser Literaturverfilmung nach Judith Kuckart feiert er gewissermaßen Rückkehr in den deutschen Film. Der Film folgt dem Roman in der Struktur von Rückblenden, bzw. von sich später ergänzenden Erzählsträngen. Grundsätzlich geht es um Lena (Anna Stiebich). Die ist eine Schauspielerin am Theater, eine alternde, deren Gesicht dem Zuschauer nicht mehr zumutbar ist. Das sagt der Intendant nicht in diesen, sondern anderen Worten, aber eigentlich ist sie für den viel älteren Mann zu alt, als Frau und als Schauspielerin.

 

Lena muß ihre Gegenwart sowieso verlassen, denn sie muß zur Beerdigung ihrer Mutter, die sie jahrelang links liegen gelassen hatte, heim, zurück also ins Heimatdorf. Die Jugendliebe Ludwig (Ronald Kukulies) möchte sie an sich binden, doch sie lehnt ab, fährt ab und kommt in Auschwitz an. Nicht alleine, denn Julius (Martin Lüttge) ist ihr nachgereist. Das war der Jugendfreund ihrer Mutter, der diese ein Leben lang unerwidert liebte und in Auschwitz war sein Vater. Allerdings nicht als Insasse, sondern als KZ-Aufseher. Schwierige Situation. Schwierige Geschichte.

 

Lena hat ihre eigene Version davon und mag den Gedächtnisrummel nicht, sondern will dem Raum das Unbegreifliche belassen, was der geplante und logistisch umgesetzte Massenmord an Juden durch Deutsche für alle Zeiten bedeuten wird. Das hat auch Auswirkungen auf den Film, da Auschwitz als Raum zerfasert. Überhaupt ist die Erdenschwere und geschichtliche Last, die zum unbewältigten Leben von Lena hinzutritt, harte Kost. Auf der Rückfahrt der drei – hinzugekommen ist der katholische Priester Richard (Wolfram Koch) mit Glaubenskrise, mit dem sie ihre Sorgen und Ansichten durchspricht – kommt es im Auto dann wie im geschlossenen Käfig zu Gesprächen und Vorstellungen, die dem Zuschauer etwas sagen.

 

Wir haben, weil wir so uneins mit unseren eigenen Ansichten zu diesem Film waren, die DVD besorgt und noch einmal angeschaut. Vieles wird einem dann klarer und auch einsichtiger, auch, was die Filmarbeit selbst angeht. Das kann man nur bei einem 'normalen' Zuschauer nicht voraussetzen. Lohnen tut es trotzdem.

 

REVISION

 

Wenn schon nicht das Leben über das Vorgehen von Zeitgenossen richtet, tut es der Film. Dieser hier stellt einen Vorgang vor und untersucht ihn, den man nicht glauben mag, wenn man es hört. Der Vorgang ist aber wahr. Philip Scheffner berichtet über den Juni 1992, wo auf dem Land in Mecklenburg-Vorpommern in einem Feld in der Nähe der deutsch-polnischen Grenze Leichen gefunden werden. Es waren zwei rumänische Männer, die von zwei Jägern aus Versehen erschossen worden seien, weil diese sie für Wildschweine hielten. Im Prozeß 4 – vier!- Jahre später, wurden sie freigesprochen. Der Film leistet die nicht vorgenommene Revision und rekonstruiert das Ereignis.

 

PARADA

 

Mit Leichtigkeit wird hier erzählt, daß sich die Balken biegen. Es geht um das ästhetisch und Politisch mißlungene erste Belgrader Schwulenfest, das Ausgangspunkt für diese Geschichte ist, wie man es besser machen könnte, müßte, sollte. Immerhin hat man den Regisseur Srdjan Dragojevíc mit Ernst Lubitsch verglichen und den Panorama-Publikumspreis der Berlinale 2012 erhielt er auch.

 

 

VATERTAGE – OPA ÜBER NACHT

 

Basti ist erst 36 Jahre und da steht auf einmal eine 17jährige vor der Türe und behauptet, seine Tochter zu sein. Die 17jährige ist nicht allein, sondern hat ihr Baby dabei. Dann gibt es noch mehr Überraschungen. Deutscher Film von Ingo Rasper.